1:1 in München Gladbach vertagt Bayerns Meisterfeier und macht Europa klar

München · Borussia hat dem FC Bayern die Meisterfeier verdorben. André Hahn war es, der mit seinem 1:1-Ausgleich den Sieg der Bayern verhinderte und den Borussen damit einen wichtigen Punkt sicherte. Die Bayern verpassten es damit erneut, in der heimischen Allianz-Arena den Titel einzufahren. Gladbach rückt dank des Punktgewinns auf den vierten Platz vor.

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Bayern - Gladbach

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André Schubert hatte einige Überlegungen angestellt, wie er sein Team gestalten könne beim Rekordmeister. Letztlich aber kam er zu dem Schluss, den elf Borussen, die schon beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim begonnen hatten, erneut zu vertrauen. André Hahn bildete also erneut die vorderste Spitze — und hatte den Auftrag, die Bayern im Aufbau laufaktiv zu stören. Hinten rechts, wo Fabian Johnson fehlte, spielte wie gegen Hoffenheim Ibo Traroré.

Der Plan der Borussen war, aktiv zu sein, die Bayern fleißig anzulaufen, sie zu stören. Ein guter Plan, der zunächst mal einen Haken hatte: den FC Bayern. Denn bevor das Spiel so richtig begonnen hatte und die Borussen dem Rekordmeister irgendwie in die Parade fahren konnten, verwandelte sich die ausverkaufte Allianz-Arena in ein rot-weißes Fahnenmehr. Nach einer Ecke beförderte Thomas Müller den Ball per Kopf auf das Borussen-Tor, Serdar Tasci spitzelte noch ein wenig nach und Borussen-Torwart Yann Sommer kam nicht mehr so recht an den Ball heran. Das Spielgerät trudelte ins Netz: 1:0 für die Bayern nach gerade mal sechs Minuten.

Die Bayern, im Vergleich zum Champions-League-Halbfinale bei Atletico Madrid auf acht Positionen verändert, waren also im Meister-Modus und keineswegs im Atletico-Schongang. Borussias Fans, mehr als 8000 waren in der Arena, sangen trotzdem fleißig weiter. Und sie wussten, wie dem Gegner beizukommen sein könnte: "Auf geht's, Gladbach, schieß ein Tor" und "Auf geht's Jungs, schießt ein Tor für uns", sangen sie.

Während die Bayern-Fans notorisch "Deutscher Fußball-Meister FCB" sangen, waren die Borussen durchaus bemüht, dem Wunsch ihrer Anhänger nachzukommen. Raffael flankte auf Hahn, doch dessen Kopfballwischer lenkte Manuel Neuer zur Ecke, danach schoss Mo Dahoud aus der Distanz, zielte aber über das Tor. Vor allem André Hahn war sichtlich gewillt, den Bayern Paroli zu bieten. Er arbeitete mit allem was er hat, war überall zu finden — zuweilen aber auch überhastet.

Insgesamt aber waren die Bayern griffiger im Spiel, sie entschieden die wesentlichen Zweikämpfe für sich, vor allem in der Defensive. So kamen Raffael und Thorgan Hazard kaum zu nachhaltigen Aktionen, oft gingen daher Bälle leicht verloren. Nach rund 30 Minuten schickte André Schubert Lars Stindl zum Warmlaufen. Der zweibeste Torschütze Borussias machte sich als Option bereit — derweil gab es im Gladbacher Strafraum eine Rudelbildung der besonderen Art: einige Tauben, die während der Partie im Stadion umherflogen, machten kurzzeitig Rast im Hoheitsgebiet von Yann Sommer.

Ungestört indes, denn außergewöhnlich viel Zug zum Tor entwickelten die Bayern nicht nach der Führung. diese Zurückhaltung brachte dem bis zu diesem Zeitpunkt Fast-Meister sogar Pfiffe ein, in einer Szene, als Thomas Müller ein langer Ball erreichte, alle anderen Mitspieler aber höchsten bis zur Mittellinie vorgerückt waren.

So war es ein recht ausgeglichenes Spiel mit wenigen Torraumszenen. Weil die Bayern genügsam waren und die Borussen nicht wen Weg nach vorn fanden. Als es dann gelang, dank einer eher komplizierten als filigranen Passstafette, war der Doppelpass, den Oscar Wendt auf Raffael spielte, etwas zu lang und Manuel Neuer schoss den Ball weg (45.).

Immerhin gab es in den ersten 45 Minuten dieses Spieltages noch ein Tor, das den Gladbachern gefiel. Mark Uth erzielte es für die TSG 1899 Hoffenheim zum 1:1 gegen den FC Ingolstadt. In dem Moment, da die Hoffenheimer mindestens ein Remis ergattern würden am Ende des Tages, wäre Borussia, unabhängig vom eigenen Ergebnis in München, definitiv in der nächsten Saison international unterwegs. Ein Seitenblick auf das Ergebnis aus Sinsheim war also nicht unnütz.

Vor allem aber ging es den Gladbachern darum, selbst noch etwas Zählbares zu ergattern. Dazu brauchte es indes mehr Mut als vor der Pause. Die Erinnerung an das Hinspiel, als Borussia nach der Pause mächtig aufdrehte, reichte zum Vorbild für Teil zwei des Spiels. Zunächst aber ging es einigermaßen gemächlich zu auf dem vermeintlichen Weg der Bayern zur vierten Meisterschaft am Stück.

Doch der knappe Rückstand ließ Gladbach alle Optionen offen. Granit Xhaka, der sicher spielte und seine Kollegen immer wieder anstachelte, versuchte dies bei einem Vorstoß noch zu verhindern, aber sein Schuss flog am Tor vorbei. Danach kamen Lars Stindl ins Spiel für den schwachen Hazard und Patrick Herrmann für Traoré. Das war nach gut einer Stunde Schuberts Signal für die Schlussoffensive. Das neue Duo sorgte kurz darauf für Gefahr: Nach einem Stindl-Pass verfehlte Hahn Herrmanns Hereingabe um Zentimeter (69.).

Dann machte es Hahn genauer (72.): Mit einem strammen Schuss besorgte er den Ausgleich. Passgeber war erneut Stindl, der mit seinem Pass die nötige Tiefe fand. Für Hahn war es der dritte Treffer im vierten Spiel von Beginn an nach seiner Rückkehr. Er belohnte sich damit für eine hoch engagierte Leistung. Die Bayern wurden prompt viel aktiver und rannten nun ihrerseits dem 2:1 hinterher. Schließlich war seit Hahns Ausgleich der BVB um zwei Punkte näher gerückt im Meisterrennen.

Doch sie rannten vergeblich und müssen nun mindestens bis in einer Woche auf die 26. Meisterschaft der Vereinsgeschichte warten. Dann geht es nach Ingolstadt. Nagel mit Köpfen machte nur Gladbach: Die "Elf vom Niederrhein" spielt kommende Saison zum dritten Mal in Folge im Europapokal. Dazu hätte auch eine Niederlage in München gereicht, weil Hoffenheim noch das 2:1 gegen Ingolstadt machte.

(kk)
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