Borussia Mönchengladbach Borussia geht in der Schlussminute k.o.

Mönchengladbach · Was für ein bitterer Abend für die Borussia aus Mönchengladbach. Im ersten Champions-League-Heimspiel gegen Manchester City schnupperte die Borussia lange an der Sensation, ehe Sergio Agüero in der Schlussminute vom Elfmeterpunkt den 2:1-Siegtreffer für die Engländer erzielte.

Borussia Mönchengladbach - Manchester City: Einzelkritik
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Borussia - ManCity: Einzelkritik

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Für André Schubert, der übergangsweise Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach ist, war es am Mittwoch eine Premiere. Als Trainer in der Champions League sowieso. Aber auch kleidungstechnisch. Normalerweise ist Schubert im grünen Kapuzenpulli unterwegs, der nach zwei Siegen in der Bundesliga schon ein bisschen Kultstatus hat. Am Mittwoch jedoch, auf der großen Bühne gegen Manchester City, trug er, der Uefa-Kleiderkonvention folgend, einen Anzug.

Die neuen Kleider brachten auch ein neues Gefühl für den Trainer mit: Zum ersten Mal, seit er den zurückgetretenen Lucien Favre ersetzt hat, gewann Gladbach nicht. Im Gegenteil. Gegen die von Scheichs aus Abu Dhabi mit vielen Hundert Millionen Euro gepimpten Citizens gab es ein spätes 1:2. Lars Stindls Führungstor glich Nicolás Otamendi mit einem abgefälschten Schuss aus. In der Schlussminute kam es dann ganz dick für die Borussia: Sergio Agüero erzielte vom Elfmeterpunkt den Siegtreffer für die Engländer. Trotzdem war es ein bemerkenswerter Auftritt der Borussen, die aber zu viele Chancen ausließen, um mehr als den einen Punkt zu ergattern.

Schon wieder: Gladbach verliert durch Elfmeter
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Borussia beginnt selbstbewusst

Schubert hatte vor dem Spiel gesagt, die Seinen hätten keinen Grund, vor Manchester Angst zu haben. Und weil das Gegenteil von Angst Mut ist, gingen die Gladbacher entsprechend selbstbewusst zu Werke. Den Gegner beeindrucken, das war das Motto für den Anfang. Nach drei Minuten bediente Fabian Johnson Raffael, dessen Schussversuch aber im Fangzaun landete. Nach zehn Minuten erhaschte Raffael in der eigenen Hälfte den Ball, als Kevin De Bruyne diesen nicht traf, am Ende des Konters legte er Patrick Herrmann auf, doch auch der verzog.

Die Citizens waren nach dem 1:2 gegen Turin am ersten Spieltag unter Zugzwang und an den Niederrhein gereist, um das zurechtzurücken. Die hartnäckige und beherzte Gegenwehr der Borussen zeigte indes Wirkung. Fehlerhaft, behäbig und schludrig agierten die Briten. In der 18. Minute hatten sie jedoch Pech, als Raffael vor einem Zweikampf mit Otamendi zu Boden ging — ein glücklicher Elfmeter aus Sicht der Platzherren. Raffael schoss selbst, traf aber Joe Hart — wie auch nach 34 und 47 Minuten, als Englands Nummer eins Sieger blieb im Privatduell mit dem Borussen. Herrmann scheiterte nach 37 Minuten an ebenfalls Hart. Er hielt sein Team im Spiel.

Schubert hatte vermutet, dass man mit Teamgeist und einem guten Plan auch Gegner wie Manchester, deren Plan vor allem teuer bezahlte Individualisten sind, beikommen kann. Sein Team war gut gestaffelt und immer auf Balleroberung nebst schnellem Umschalten aus. 37 Prozent Ballbesitz reichten vor der Pause, um ein deutliches Chancenplus zu haben. Die Gladbach-Fans hatten Freude an diesem Abend, den sie mit einer starken Choreografie eingeleitet hatten. Dass die Gladbacher im schwarzen Outfit spielten, war auch eine historische Reminiszenz: 1996 hatten sie in düsteren Trikots 3:2 bei Arsenal London gewonnen.

Fans von Borussia Mönchengladbach zeigen Choreo gegen Manchester City
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Borussen-Fans zeigen tolle Choreo vor Spiel gegen ManCity

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Foto: Dirk Päffgen
Raffael verschießt Elfmeter nach Schwalbe
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Raffael verschießt Elfmeter nach Schwalbe

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Foto: dpa, ve sab

Damals war Stefan Effenberg der Anführer, gegen City war Raffael die Triebfeder eines gut funktionierenden Teams, in dem jeder seinen Job mit Bedacht erledigte. Raffael war spielfreudig, sprühte vor Ideen und war immer dabei, wenn es gefährlich wurde. So war es schon gegen Augsburg und in Stuttgart — nur, dass er da weit effektiver war (fünf Vorlagen, ein Tor insgesamt). Bis zur 54. Minute war die fehlende Effektivität das einzige Manko der Borussen. Dann aber war das Thema durch, weil Raffael Sturmpartner eiskalt war vor dem Ziel: Julian Korb passte von rechts zurück, und Lars Stindl schoss ein geschichtsträchtiges Tor, das erste der Borussen in der Champions League. Das verdiente 1:0. Der Borussia-Park bebte. Otamendis Ausgleich war ein Freudendämpfer — hernach wollte "City" mehr und wurde am Ende durch den berechtigten Elfmeter belohnt.

(RP)
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