Borussia - Leipzig 0:1 Borussia verliert in der 89. Minute

Mönchengladbach · Borussia hatte im Heimspiel gegen RB Leipzig nur wenige Möglichkeiten, aber lange einen Punkt auf der Habenseite. Doch dann schoss Neuling Ademola Lookman die Gäste kurz vor Schluss zum Sieg.

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Borussia hat zum ersten Mal in dieser Saison zwei Niederlagen in Folge kassiert. Das 0:1 gegen Leipzig war aufgrund des späten Gegentores besonders bitter. Adeloma Lookman schoss RB durchaus verdient zum Auswärtssieg, doch Gladbach war zumindest durchweg engagiert aufgetreten. Torhüter Tobias Sippel war der beste Borusse, aber in der 89. Minute machtlos.

Gladbachs Trainer Dieter Hecking überraschte mit seiner Aufstellung ein wenig. Wie erwartet ersetzte Nico Elvedi Oscar Wendt hinten links in der Viererkette und Tony Jantschke spielte anstelle des Schweizers rechts. Dass vor Elvedi aber Vincenzo Grifo Dienst tun würde, war Heckings besondere Idee für den Tag. Grifo und Herrmann sollten über die Flügel Aktion machen und so die Leipziger Außen tief binden. Thorgan Hazard rückte auf den neben Lars Stindl frei gewordenen Platz, dafür musste im Vergleich zum 0:2 in Frankfurt Michael Cuisance auf die Bank. Im Tor stand Tobias Sippel für Yann Sommer, der laut Borussia einen "kleinen Muskelfaserriss" hat.

Grifo, der zuletzt beim Derby in Köln zur Startelf gehört hatte, ging die Sache mit viel Einsatz an. Er hatte in der Anfangsphase viele Ballkontakte, war auch bemüht, den Weg nach hinten dicht zu machen — und spielte nach 14 Minuten einen Pass auf Hazard, der den ersten Torschuss des Tages abgab. Doch der Ball wurde abgeblockt und über das Tor gelenkt. Grifo war als Experte auch für die Standards zuständig, seinen Direkt-Versuch wehrte Leipzigs Torwart Peter Gulacsi mit beiden Fäusten ab (18.). Der Auftrag der Borussen war sicherlich auch, Standards in Tornähe zu erarbeiten, um insbesondere Grifo "Futter" zu geben.

Auch Sippel musste sich in der Anfangsphase bewähren. Zunächst klärte er vor Timo Werner mit dem Fuß, dann machte er sich lang, als Bruma aus 13 Metern schoss. Er bekam aufmunternden Applaus der Fans, schließlich war es Sippels erstes Heimspiel seit dem 19. September 2017, als es ein 2:0 gegen Stuttgart gab. Ein solches Ergebnis wünschte sich Sippel, der in Frankfurt nach 17 Minuten ins Spiel gekommen war, auch am Samstagabend. Er tat seinen Teil dazu bei, dass die Null stand in der Anfangsphase.

In dieser — 19 Minuten lang — war es im vorderen Bereich der Nordkurve auch leise, die aktive Fanszene hatte wegen des ungeliebten Gegners aus Leipzig zu einem Schweigeprotest aufgerufen. Doch andere Bereiche der Nordkurve boykottierten den Stimmungsboykott und stimmten Gesänge an. Nach 19 Minuten (wegen Borussias Gründungsjahr 1900) war dann auch der Block 16 wieder aktiv.

Unten auf dem Rasen waren das beide Teams von Beginn an. Leipzigs setzte auf sein schnelles Umschaltspiel und schnelle Abschlüsse. Bei den Borussen sollte Hazard die offensive Tiefe finden nach den Pässen von Stindl oder auch Grifo, Herrmann sollte Lücken reißen auf dem Flügel. Doch dem Angriffsspiel fehlte der letzte Schliff. Die Gäste aus Sachsen verfolgten ihren Weg etwas konkreter, bis auf den Bruma-Schuss gab es aber keine große Tormöglichkeit, weil Borussia mit der leicht veränderten Abwehr gut organisiert war. Alles in allem war es ein Spiel zweier Teams auf Augenhöhe.

Beide wusste um die Chance, die der Rest der Spiele — Schalke verlor 1:2, Leverkusen und Hoffenheim spielten Remis — eröffnete. Doch zunächst mal stand es 0:0, was für beide ein gewisses Auf-der-Stelle-Treten bedeuten würde.

Leipzig kam aktiver aus der Pause, Timo Werner gab dann auch den ersten Torschuss ab, der aber abgefälscht wurde. RB hatte mehr Ballbesitz und mehr Torschüsse — den gefährlichsten parierte Sippel in der 60. Minute, als Marcel Sabitzer aus der Distanz abzog. Sippel flog sehenswert und lenkte den Ball zur Ecke. Der Torwart war einer der Besten seines Teams.

Zuvor hatte es eine hoch skurrile Szene vor dem Tor von Gulacsi gegeben: Grifo spielte den Ball bei einem Konter quer auf Herrmann, der frei vor Gulacsi stand, den Ungarn aber freistehend anschoss. Auch Stindl, der sein letztes Heim-Tor im April 2017 gegen Dortmund gemacht hatte, schaffte es nicht, den Nachschuss im Tor unterzubringen. Zweimal hundert Prozent ergeben quasi eine zweihundertprozentige Torchance, die hier vergeben wurde. Ab dieser 51. Minute war klar: Sollte es nichts werden mit dem Heimsieg, würde diese Szene als Hauptnachweis des Gladbacher Problems vor dem Tor herangezogen werden.

Hecking reagierte. Er nahm den unglücklichen Herrmann aus dem Spiel und brachte Michael Cuisance. Einen Ideenentwickler also, um produktiver zu werden. Bedient von Grifo kam der Franzose dann auch zu einer aussichtsreichen Gelegenheit, doch der Ball wurde abgeblockt (63.), weil Cuisance den richtigen Zeitpunkt für seinen Abschluss verpasste.

Leipzig wirkte zwar griffiger und verpasste in der 74. Minute durch Naby Keita ebenfalls eine Riesengelegenheit zum 1:0, gleichwohl pendelte das Spiel hin und her. Tore lagen in der kalten Abendluft, oder besser: erst mal eines. Und es war zu vermuten: wer es schießen würde, würde wohl der Sieger sein. Es war nicht hochklassig, aber intensiv, was auf dem Rasen des Borussia-Parks passierte. Beide waren bis zum Schluss um den Siegtreffer bemüht und beide warfen alles rein, um den des Gegners zu verhindern.

Trotzdem lief alles auf ein 0:0 hinaus, erst recht nachdem Sippel bei einem Freistoß von Sabitzer großartig gehalten hatten (78.). Doch in der vorletzten Minute verpasste der eingewechselte Lookman den Gladbacher einen späten Schock nach Keitas Zuspiel. In der Nachspielzeit hätte Hazard beinahe noch ausgeglichen, scheiterte aber bei einem Konter an Gulacsi.

(kk)
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