Borussia Mönchengladbach Unerfüllte Sehnsucht auf Italienisch

Mönchengladbach · Borussia spielt am Mittwoch gegen Inter Mailand und am Samstag gegen Lazio Rom. Beide Gegner stehen für große Erlebnisse und traurige Ergebnisse.

Die ominöse Dose: Borussias Archivar Elmar Kreuels hat sie.

Die ominöse Dose: Borussias Archivar Elmar Kreuels hat sie.

Foto: dwi

Patrick Herrmann kann sich an dieses Foto erinnern. Borussias Flügelspieler hockt auf dem Rasen des Olympiastadions in Rom und schaut sogar ein bisschen verzweifelt aus. Gerade hat Borussia 0:2 verloren bei Lazio und ist rausgeflogen aus der Europa League. Es ist der 21. Februar 2013. "Es war eines der schlimmsten und gleichzeitig eines der coolsten Spiele in meiner Karriere. Es waren 10.000 Gladbacher in Rom, das war krass und bewegend. Aber dann rauszufliegen, das war nicht so schön", sagte Herrmann nun rückblickend. Es war wieder eine italienische Nacht in Borussias Vereinsgeschichte, die ein tieftrauriges Ende nahm.

Wie am 20. Oktober 1971. Inter Mailand. 7:1. Büchsenwurf. "Schauspieler" Roberto Boninsegna. Spiel annulliert. Später das Aus im Cup der Landesmeister. In der Twittersprache würde man diese Worte "Hashtags" nennen, und sie würden jedem Gladbach-Fan, gesammelt oder ganz allein, die Geschichte der wohl größten Sieg-Niederlage aller (Gladbach-)Zeiten in Erinnerung rufen.

Die Niederlage im bislang größten Spiel der Vereinsgeschichte passierte ebenfalls in Italien, genauer: in Rom. 1977 schaffte es Borussia zum bislang einzigen Mal ins Endspiel des Landesmeisterswettbewerbs. Gegner in der Ewigen Stadt war der FC Liverpool. Es gab ein 1:3. Hier ist es Berti Vogts, der nach dem Spiel mit leeren Blick umherschaute und dabei abgelichtet wurde.

Inter und Lazio stehen also für unerfüllte Sehnsüchte in Gladbach. Zu der Geschichte passt, dass die Borussen in der vergangenen Saison unter anderem deshalb aus der Champions League ausschieden, weil Juventus Turin beim FC Sevilla verlor. Nun stellen sich die Borussen ihren beiden italienischen Traumata binnen weniger Tage, indes in aller Freundschaft.

Am Mittwoch um 20.45 Uhr spielen sie im italienischen Ancona gegen Inter, am Samstag um 15.30 Uhr im Rahmen der Saisoneröffnung im Borussia-Park gegen Lazio. Beide Gegner stehen für große Erlebnisse und traurige Ergebnisse. "Natürlich kommen da die Gedanken hoch an das Spiel vor drei Jahren", sagt Patrick Herrmann. Ein bisschen ist es daher auch eine Revanche. Doch zuvorderst ist die italienische Woche der Borussen allerdings dazu da, "noch mal wichtige Erkenntnisse zu bekommen, bevor es losgeht", wie Trainer André Schubert sagt.

Die "italienischen Schwergewichte", wie Sportdirektor Max Eberl Inter und Lazio nennt, sind dazu bestens geeignet. "Unsere Jungs können dabei lernen, gegen gut organisierte Gegner erfolgreich zu spielen", weiß Eberl. So sieht es auch Tobias Strobl, der Neuling, der von 1899 Hoffenheim kam. "Die beiden Spiele sind sehr wichtig für uns. Es geht jetzt ums Eingemachte, wir spielen uns ein, um dann fit zu sein für die Play-offs", sagte der Defensiv-Allrounder. "Ich denke, dass die Italiener sehr defensiv stehen werden, da wird von uns schon einiges verlangt." Patrick Herrmann hat schon reale Erfahrung mit Lazio gemacht. "Lazio ist, das haben wir ja vor zwei Jahren erfahren müssen, sehr spielschlau. Da können wir uns sicher noch etwas abgucken", vermutet er. Lerneffekte sind stets hilfreich in Testspielen. "Es geht um den Feinschliff", sagt Mittelfeldmann Christoph Kramer.

Für Inter ist der Test gegen die Borussen derweil ein bisschen historisch. Denn man hat sich von Trainer Roberto Mancini getrennt und flugs den Niederländer Frank de Boer inthronisiert. Der neue Mann an der Linie wird am Mittwoch sein Debüt feiern. Was für die Borussen ein wertvoller Test des eigenen Leistungsvermögens ist, ist für Inter der Beginn einer neuen Trainerepoche. Ganz ohne große Dimension geht es offenbar nicht, wenn sich Gladbach mit Italien misst.

(RP)
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