Borussia Mönchengladbach Kaum ein Transfer-Flop ohne Konjunktiv

Meinung | Mönchengladbach · Timothée Kolodziejczak geht auf eine Art und Weise in die Vereinsgeschichte ein, die weder ihn noch die Verantwortlichen bei Borussia freuen wird. Doch der Klub hat die Folgen des Missverständnisses in Grenzen gehalten.

Die Borussen mit den wenigsten Bundesliga-Minuten
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Foto: Imago

Es gibt keine Einheit, um Transfer-Flops zu vergleichen, so sehr es sich alle Beobachter des Profifußballs wünschen dürften. Damian Mori, Mikkel Thygesen, Yuki Otsu, Luuk de Jong, Timothée Kolodziejczak — bei wem hat Borussia in ihrer Historie mehr daneben gelegen? Wer hat noch viel mehr enttäuscht? Immerhin spielten die fünf Genannten alle für denselben Klub, das steigert die Vergleichbarkeit, und drei von ihnen verpflichtete derselbe Sportdirektor. Was "Kolo" angeht, weiß Max Eberl selbst keine finale Erklärung, warum genau der Franzose "nicht funktioniert hat".

Die 14 teuersten Einkäufe der Vereinsgeschichte fallen in Eberls Zeit als Manager bei Borussia. De Jong (acht Tore in 45 Pflichtspielen, zwölf Millionen Euro Ablöse) wird von Fans, da muss man kein Meinungsforschungsinstitut beauftragen, am häufigsten als größter Flop genannt. Der Niederländer war eben gleichzeitig vier Jahre lange Gladbachs Rekordeinkauf, der Faktor Geld sticht jeden anderen aus. Doch was wäre gewesen, wenn Lucien Favre die Spielweise dem Stürmer nur ansatzweise angepasst hätte? Kaum ein Flop ohne Gedankenspiele im Konjunktiv. Bei Josip Drmic, der zehn Millionen Euro kostete und in seinen ersten 19 Spielen nur einmal traf, verwässert seine schwere Verletzung die Einordnung.

Unter den 14 Profis, für die Gladbach unter Eberl mindestens fünf Millionen Euro zahlte, waren in de Jong, Drmic und nun "Kolo" drei echte Flops. Von den anderen elf sind neun noch im Verein, bei vielen fehlt die finale Einordnung, drei (Matthias Ginter, Denis Zakaria, Vincenzo Grifo) kamen erst in der vergangenen Sommerpause. Bleiben noch Granit Xhaka, der zu Borussia Rekordtransfer wurde, und Álvaro Dominguez, bei dem niemand weiß, was ohne seine chronischen Rückenprobleme noch aus ihm geworden wäre.

Legt man bei der Einordnung von "Kolo" die Faktoren Ablöse, Vorschusslorbeeren und gezeigte Leistungen zu Grunde, steht er auf der Flop-Skala ohne Einheit weit oben. Als zweimaliger Europa-League-Sieger, der 7,5 Millionen Euro gekostet hat, nur 98 Pflichtspielminuten zu absolvieren, dabei bei zwei Gegentoren schlecht auszusehen und regelmäßig in Testspielen zu patzen, das bedient die Folklore des Scheiterns in einem enormen Maße. Doch sie gehört zum Fußball wie die Erfolge, entscheidend ist letztlich das große Ganze. Und dahingehend hat "Kolo" die Borussen weder nach vorne gebracht noch zurückgeworfen.

"Kolo" hatte keine echte Chance

Unterm Strich hatte er aber auch keine echte Chance. Erst konnte der 25-Jährige den neuen Trainer Dieter Hecking nicht überzeugen, dann verletzte er sich, dann eilte die Mannschaft von Sieg zu Sieg, als der Franzose wieder fit war, dann blieben Andreas Christensen und Jannik Vestergaard als gefühlt einzige Borussen in der Rückrunde gesund. "Kolo" hätte in den 98 Minuten, die Christensen gegen Schalke verpasste, überragen können, drei Tage später in Hamburg hätte sicher wieder der Däne gespielt.

Aufgrund einer Weiterverkaufsbeteiligung müssten sich die Borussen nicht einmal grämen, wenn "Kolo" in Mexiko voll einschlägt. In dem Fall könnte es noch ein Scheitern mit schwarzer Null werden, wenn der Franzose den Verein wechselt.

(jaso)
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