Tobias Strobl im Interview "Wir lassen uns nicht verrückt machen"

Mönchengladbach · Borussias Defensivallrounder spricht über die aufeinanderfolgenden Spiele gegen seine Ex-Vereine 1. FC Köln und 1899 Hoffenheim.

 Da geht's lang: Tobias Strobl ist erst im Sommer Borusse geworden, doch er gehört schon zu den Stützen im Team. Für das Derby gibt es eine klare Ansage von ihm: "Wir brauchen Punkte."

Da geht's lang: Tobias Strobl ist erst im Sommer Borusse geworden, doch er gehört schon zu den Stützen im Team. Für das Derby gibt es eine klare Ansage von ihm: "Wir brauchen Punkte."

Foto: imago

Tobias Strobl kam im Sommer von 1899 Hoffenheim nach Gladbach. Er gilt als "Mr. Zuverlässig" und hat sich als vielseitiger Defensivmann schnell etabliert. Nun sprach er vor dem Derby gegen Köln über zwei für ihn besondere Spiele.

Herr Strobl, es stehen für Sie besondere Spiele an. Es geht nacheinander gegen zwei Ex-Vereine: Erst kommt der 1. FC Köln, dann 1899 Hoffenheim.

Strobl Ich freue mich sehr auf die Spiele. Aber etwas mehr auf Spiel das gegen Hoffenheim. Da habe ich vier Jahre verbracht. Köln hat für die Gladbacher sicher mehr Prestige, aber für mich persönlich bedeutet Hoffenheim doch mehr.

Hoffenheims Trainer Julian Nagelmann gilt derzeit als sehr hip. Erklären Sie mal, was den 29-Jährigen ausmacht.

Strobl Ich kenne Julian schon aus der Zeit bei 1860 München. Da hatten wir das Vergnügen, zusammen auf dem Platz zu stehen. Als er dann das erste Mal bei Hoffenheim in der Kabine stand und sich vorstellte, spielte das Alter keine Rolle mehr. Er hat eine sehr engagierte erste Rede gehalten, da hat man gleich gemerkt, dass er Ahnung vom Fußball hat und wir Spieler ihm vertrauen können. Dann hat er mit den Ergebnissen natürlich alles richtig gemacht.

Sie waren ein Jahr an Köln ausgeliehen. Was bedeutet diese Stippvisite für Sie?

Strobl Damals war ich 21 und noch grün hinter den Ohren. Für mich war es eine wichtige Zeit, ich habe dort meine ersten Schritte im Profifußball gemacht. Ohne Köln wäre ich wohl nicht hier bei Borussia.

Sie haben es schon gesagt: Das Köln-Spiel hat für Borussias Fans viel Prestige. Was macht ein Derby aus?

Strobl Die Region hier fiebert ohnehin schon sehr mit - und im Derby wird das nochmal gesteigert. Man möchte sich einfach keine Blöße geben und sich in der Familie oder im Bekanntenkreis keine blöden Sprüche anhören. Das ist es wohl, was so ein Derby ausmacht.

Kommt das auch so auf dem Rasen an, oder ist das Derby-Feeling eher Fan-Sache?

Strobl Natürlich ist es auch auf dem Rasen da. Man möchte in der Region die Nummer eins sein und das kann man auf dem Rasen am besten zeigen. Dass wir dieses Spiel am besten gewinnen müssen, darüber müssen wir nicht diskutieren. Wir hatten in den letzten Spielen nicht die Ergebnisse, die wir uns vorgestellt haben. Wir brauchen Punkte. Daher sind die Spiele gegen Köln und Hoffenheim sehr wichtig für uns. Trotzdem sollten wir mit einer gewissen Lockerheit reingehen.

Haben Sie sich bei derbyerfahrenen Kollegen erkundigt, wie es ist, wenn es gegen Köln geht?

Strobl Wir haben uns mal kurz über den Platzsturm unterhalten, den es vor zwei Jahren gab. Ansonsten möchte ich die Atmosphäre selbst aufsaugen und mir eigenes Bild machen.

Trauen Sie beiden Ex-Vereinen zu, mit Borussia ums internationale Geschäft zu spielen bis zum Ende?

Strobl Warten wir mal ab, bis die erste Schwächephase kommt. Dann sehen wir, ob sie so stabil sind, da oben zu bleiben. Aber warum sollten sie nicht durchziehen können? Beide haben in den ersten zehn Spielen einen super Fußball gespielt.

Was Hoffenheim angeht: Sind Sie überrascht, dass es so gut läuft?

Strobl Ehrlich gesagt bin ich etwas überrascht, dass es so gut läuft. Ich dachte, 1899 könnte Probleme bekommen wegen des Abgangs von Kevin Volland. Als früher Roberto Firmino ging, sind wir auch in Stocken gekommen. Aber sie haben mich widerlegt.

Beide, Hoffenheim und Köln, sind in der Tabelle ein Stück vor Borussia. Das könnte man ein stückweit korrigieren und sich wieder nach oben orientieren.

Strobl Viel wichtiger ist, dass wir wieder unser Spiel spielen, das wir bis zur ersten Länderspielpause gespielt haben. Da waren wir sehr erfolgreich, haben nichts anbrennen lassen. Das ist uns in den letzten Spielen etwas abhandengekommen. Da sollten wir uns nochmal ins Gewissen reden, um es wieder auf den Platz zu bringen.

Was genau ist abhandengekommen? Die nötige Leichtigkeit?

Strobl Wir hatten ja die Torchancen und waren nicht in jedem Spiel klar die schlechtere Mannschaft. Ich denke, dass wir einfach wieder ein bisschen abgezockter werden sollten vor dem Tor. Wenn wir dann wieder in Fahrt kommen und mal wieder 1:0 in Führung gehen, können wir wieder auf der Welle mitreiten und eine Erfolgsserie starten.

Ist es nur ein Problem vorn? Viel wird auch über die Defensive diskutiert, über die Dreierkette zum Beispiel. Können Sie das nachvollziehen?

Strobl Für mich ist es egal, ob wir Dreierkette oder Viererkette spielen. Wir sind im Seniorenbereich, das sollte das kein Problem sein. Wenn wir auf eine Seite schieben, wir die Dreierkette automatisch zur Viererkette - darum finde ich, dass man deshalb nicht so ein Fass aufmachen sollte.

Ist es im Endeffekt nur eine Frage des Erfolgs wie die Dinge bewertet werden? Ist das so einfach im Fußball?

Strobl Sicherlich, wenn wir etwas mehr Glück gehabt hätten, beispielsweise in Berlin bei meinem Kopfball, wären einige Spiele anders gelaufen. Wir müssen uns das Erfolgserlebnis einfach wieder erarbeiten, dann wird es wieder ein Selbstläufer.

Es heißt, Borussia sei in der Krise. Wie ist das Gefühl im Team?

Strobl Es ist ja meistens so, dass von einer Krise gesprochen wird, wenn die Ergebnisse ausbleiben und man, wie wir, nur zwölf Punkte hat. Aber intern lassen wir uns davon nicht verrückt machen. Wir wissen ganz genau, woran wir arbeiten müssen und dass wir einfach unsere Kaltschnäuzigkeit an den Tag legen sollten.

Kann man in einem Derby in so einer Phase mehr holen als drei Punkte? Kann man daraus auch Kraft saugen und etwas auf den Weg bringen?

Strobl Das denke ich schon. Es kann auch eine Botschaft sein an die Fans. Wenn wir am Samstag als Sieger vom Platz gehen, ist alles wieder in Ordnung.

Christoph Kramer ist im Derby nicht dabei, er gesperrt. Also bilden Sie mit Mo Dahoud die Doppelsechs?

Strobl (grinst) Da müssen Sie den Trainer fragen. Wir haben ja einige Optionen. Jeder, der auf der Position spielen kann, hat seine Stärken. Entscheidender ist, eine perfekte Teamleistung auf den Platz zu bringen.

Das heißt, Borussia funktioniert nur, wenn alles passt?

Strobl Das ist doch bei allen Mannschaften so. Ein bisschen was kann man sicher auffangen, aber Fußball ist ein Mannschaftsport, und wenn ein paar Spieler einen komplett schwarzen Tag haben, wird man nichts holen. Darum brauchen wir eigentlich von allen Spielern eine solide Leistung oder eine Topleistung, um erfolgreich zu sein.

Karsten Kellermann sprach mit Tobias Strobl

(RP)
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