Borussia Mönchengladbach Hazard ist bereit für neue Heldentaten

Mönchengladbach · Der belgische Nationalspieler will zur WM nach Russland. Dazu muss er in Gladbach überzeugen. Die Konkurrenz ist durch Grifo gewachsen.

 Im letzten Saisonspiel gegen Darmstadt zeigte sich, wie sehr Thorgan Hazard Borussias Offensivspiel beleben kann.

Im letzten Saisonspiel gegen Darmstadt zeigte sich, wie sehr Thorgan Hazard Borussias Offensivspiel beleben kann.

Foto: Dirk Päffgen

Der Vorname des Zweitgeborenen der Familie Hazard ist auch eine Verpflichtung. Thorgan ist abgeleitet von Thor, dem Donnergott der nordischen Mythologie. Und, in zweiter Instanz, von Thorgal, dem Protagonisten eines Fantasy-Comics. Der muss viele Heldentaten vollbringen, obwohl er eigentlich lieber in Ruhe mit seiner Familie leben will. Ein bisschen was hat Hazard von dem gezeichneten Kerl: Auch er ist Familienmensch, auch er muss ein Held sein. Indes nicht aus überweltlichen Gründen, sondern, weil das zum Job als Stürmer gehört.

Am Anfang der Saison war Hazard ein Held. Drei Tore schoss er in den Qualifikationsspielen zur Champions League gegen Bern, zwei bereitete er vor. Damit trug er sehr aktiv dazu bei, dass Borussia die Königsklasse erreichte und zeigte, dass in wichtigen Spielen auf ihn Verlass ist. In den ersten drei Ligaspielen traf er ebenfalls dreimal, hinzu kam eine Vorlage. Es schien, als könne es Hazards Saison werden. Doch am Ende ergibt sich ein halbfertiges Bild: Elf Tore und sieben Vorlagen hat er wettbewerbsübergreifend produziert, er ist Borussias zweitbester Scorer, das ist okay - doch es hätte wohl weit mehr sein können. Denn neben der Torstatistik gibt es die Verletzungshistorie: 76 Krankentage, 18 verpasste Spiele. Bei einem, der statistisch alle 207 Minuten trifft, kann man sich ausrechnen, was dazu gekommen wäre, wenn er mehr als 33 von 51 Pflichtspielen mitgemacht hätte.

Hazard, 24, gehört zu den Borussen, über die Sportdirektor Max Eberl sagt, sie können den Unterschied machen. Raffael ist so einer, auch Lars Stindl. Mit dem Belgier Hazard bilden diese beiden Gladbachs Paradeoffensive. Weil aber auch Raffael oft fehlte, gab es das gemeinsame Wirken des Trios nur selten in der Rückrunde. Hazard verpasste unter anderem die Europa-League-Achtelfinals gegen Schalke und das Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt. Spiele, in denen Borussia mehr Spieler mit Heldenfaktor gebraucht hätte - wie ihn.

Sein Bruder Eden, Star des neuen englischen Meisters FC Chelsea, ist auch so einer. Weswegen der Name Hazard einen guten Klang auf der Insel hat. So überrascht es nicht, dass Thorgan Hazard beim FC Arsenal und dem FC Everton im Fokus sein soll - beide sollen bereit sein, fast 20 Millionen Euro zu bezahlen. Der FC Chelsea, von dem Borussia Hazard 2014 ausgeliehen und 2015 für acht Millionen Euro gekauft hat, habe eine Option auf ein Vorkaufsrecht verstreichen lassen, heißt es.

Bis 2020 ist der Vertrag des Offensivmanns datiert. "In der kommenden Saison werde ich auf jeden Fall in Gladbach spielen", sagte er unlängst. Das ist ein Bekenntnis zu Borussia ungeachtet der verpassten Europapokal-Teilnahme. So es keine Giga-Angebote gibt, dürfte Borussia nicht den Verkauf des belgischen Nationalspielers erwägen. Seine Qualität soll ein Baustein sein, schnell wieder weiter oben zu landen in der Tabelle. Und da Raffael mit 32 offenbar anfälliger wird, sollte die Zeit seines Kronprinzen Hazard mehr und mehr kommen.

Im letzten Saisonspiel gegen Darmstadt zeigte sich, wie wichtig Raffael und Hazard für die Qualität des Borussen-Spiels sind. Es wurde wieder ganz anders kombiniert, beide trafen. "Das Tor war sehr wichtig für mich, so gehe ich mit einem guten Gefühl in die Pause", sagte Hazard. Er will nun gesund bleiben, um dann bereit zu sein. Es steht für ihn eine wichtige Saison an. Er muss mehr zum Führungsspieler werden. Er hat das Zeug dazu. Doch die Konkurrenz ist gewachsen durch den Zukauf von Vincenzo Grifo aus Freiburg. Wie Hazard kann Borussias erster Italiener sowohl im Zentrum als auch über außen stürmen, wie Hazard ist er ein Mann für die Standards und Torvorlagen.

Hazard trägt die 10, die Nummer des Regisseurs, und will diese Rolle am liebsten auch spielen. Es geht für ihn auch um die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. "Ich will zur WM", stellt Hazard klar. Er weiß, dass der Weg nach Russland nur über gute Leistungen und viel Spielzeit in Gladbach führt. Die ein oder andere Heldentat wäre natürlich hilfreich bei der Bewerbung um einen Platz im WM-Aufgebot. Hazard will seinem Vornamen alle Ehre machen.

(kk)
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