Unnötige Punktverluste Gladbach steht sich selbst im Weg

Mönchengladbach · Torschütze Denis Zakaria verkörpert Borussias Problem in dieser Saison: Er spielt gegen Werder Bremen stark auf, muss dann aber rotgefährdet raus.

Erst Torschütze, dann fast Gelb-Rot-Sünder: Denis Zakaria.

Erst Torschütze, dann fast Gelb-Rot-Sünder: Denis Zakaria.

Foto: Jana Bauch

Wenn Borussia Mönchengladbach am Ende dieser Saison Bilanz zieht und nach Gründen sucht, warum möglicherweise etwas verpasst wurde, dann wird sie, bei ehrlicher Betrachtung, auch zu dem Schluss kommen, dass sich die begabte Mannschaft zuweilen selbst im Wege gestanden hat. Das 2:2 gegen Werder Bremen, das es am Freitag nach einer 2:0-Halbzeitführung gab, mag als Beleg herhalten. Zum einen dafür, welche Qualitäten im Team von Trainer Dieter Hecking stecken, zum anderen aber auch für die Tatsache, warum es oft, vielleicht zu oft, nicht zu mehr gereicht hat.

Personifiziert wurde das gegen Werder von Denis Zakaria. Was für eine großartige erste Halbzeit spielte der junge Kerl. Er zeigte alles, was es für den Erfolg braucht: Aggressivität, Leidenschaft, fußballerisches Geschick. Vor dem 1:0 eroberte er zweimal den Ball, dann rannte er los und erzielte das Tor, sein zweites in dieser Saison, im Stil eines Torjägers. Beim 2:0 brach er nach Lars Stindls Pass unaufhaltsam rechts durch, flankte - und der Bremer Niklas Moisander lenkte den Ball ins eigene Tor. Ein erzwungener Fehler.

Die Krux in dieser Saison bei den Borussen ist, dass es meist auch das "Aber" gibt, in diesem Fall den Schatten über Zakarias Leistung: Nach seinem Tor ging er voller Elan, aber übermütig in einen Zweikampf und sah früh die Gelbe Karte, die achte in dieser Saison. Danach wandelte er schon vor der Pause am Rande der Ampelkarte und musste nach der Halbzeit raus. Das erinnert an Granit Xhaka. Er war in Gladbach ebenfalls ein Antreiber, aber eben auch ein Karten-Sammler.

Zwar machte Zakarias Ersatzmann Michael Cuisance einen ordentlichen Job, doch fehlte Zakarias Spielart. So geriet das Borussen-Spiel in Schieflage. Zumal, als mit Christoph Kramer der zweite Sechser wegen einer Prellung am Wadenbeinköpfchen ausfiel. Bremen kam zum 2:2. "Durch die Auswechslungen von Denis Zakaria und Christoph Kramer wurde unser Herzstück auseinandergerissen. Mit drei Punkten hätten wir wieder näher an die internationalen Plätze ranrücken können. Dafür hat aber etwas gefehlt. Das müssen wir uns selber ankreiden", sagte Hecking.

Achter ist sein Team nun, punktgleich mit Hoffenheim, das den ersten theoretischen Europa-Rang belegt. Bis Platz sechs, der definitiv zur Teilnahme am internationalen Geschäft reicht, sind es vier Punkte. Nun geht es am Samstag nach Leverkusen. In der vergangenen Saison gelang dort ein 3:2-Sieg, der eine Wende zum Guten bedeutete. Nun geht es darum, den Anschluss an Europa nicht frühzeitig vollends zu verlieren. Leverkusen kann Gladbachs letzte Ausfahrt nach Europa sein. "Es ist ein sehr wichtiges Spiel für uns", sagte Zakaria.

Der 21-Jährige wird sich gehörig geärgert haben, dass er sich am Freitag selbst ausgebremst hat mit der Gelben Karte. Aber das ist eben die Sache mit jungen Spielern, auch wenn sie wie Zakaria schon sehr weit sind in ihrer Entwicklung: Sie sind noch nicht bis in den letzten Winkel stabil und cool, dazu braucht es auch mehr Erfahrung. Zum Beispiel die Kunst, auf zentraler Position mit einer Gelben Karte gefahrlos durchzukommen, will gelernt sein.

Durch die Auswechslung verhinderte Hecking nicht nur, dass gegen Bremen möglicherweise in Unterzahl hätte gespielt werden müssen, sondern auch, dass Zakaria in Leverkusen vielleicht gefehlt hätte. Spieler mit dem Willen, den er gegen Bremen zeigte, braucht Gladbach in der Schlussphase der Saison, um weiter hoffen zu dürfen.

(kk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort