Borussia Mönchengladbach Wohlfühlfaktoren bringen Wohlfühlergebnis

Mönchengladbach · Mit einer klassischen Viererkette kommt Borussia zum 1:1 gegen Manchester City. Das reicht zum Überwintern im Europapokal. Raffael schießt nicht nur das 1:0, sondern ist nach Lars Stindls Platzverweis auch ein echter Chef.

 Durchgesetzt: Raffael behauptet sich im Zweikampf mit Manchesters Nicolas Otamendi. Borussias Angreifer war nicht nur Torschütze, sondern verrichtete auch viel Defensivarbeit.

Durchgesetzt: Raffael behauptet sich im Zweikampf mit Manchesters Nicolas Otamendi. Borussias Angreifer war nicht nur Torschütze, sondern verrichtete auch viel Defensivarbeit.

Foto: AP

Es wird viel debattiert in diesen Tagen im Borussen-Universum, und ein Lieblingsthema allüberall ist die Systemfrage. Beziehungsweise: Die Frage nach der Kette. Das Markenzeichen der Trainer-Ära von André Schubert ist, dass hinten die drei steht. Mancher sieht dies als ein Grundübel, andere halten es für hochmodern. Nur: Die Viererkette ist für viele Borussen ein Symbol der Geborgenheit, weil sie zu Zeiten Lucien Favres für Aufschwung stand. Wie eine Decke und Wollsocken im Winter. Gestern, gegen Manchester City, entschied sich Schubert für die Viererkette, ganz klassisch, ohne Pendeln. 4-4-2 hieß das System im letzten Heimspiel der Champions-League-Gruppenphase.

Nur: Das eigentliche Problem war in den vergangenen Wochen weniger die Defensive, als die Effektivität ganz vorn. Das lag auch daran, dass Raffael lange fehlte. Seit dem Berlin-Spiel ist der Zampano zurück, doch sowohl in der Hauptstadt als auch zuletzt im Derby gegen Köln, da war er noch nicht ganz der Alte. Nicht der Raffael, der Ende September im Champions-League-Spiel gegen Barcelona so groß aufgezogen hatte, bis er verletzt raus musste. Gestern nun war er neben der Rückkehr zur Viererkette der zweite Wohlfühlfaktor beim 1:1 (1:1) gegen City.

Zusammen mit Lars Stindl (28) bildete der 31-Jährige ein Angriffsduo mit viel Erfahrung und hoher Torquote. Thorgan Hazard, der sonst noch dazugehört, fehlte gestern aus von Borussia nicht näher erläuterten privaten Gründen kurzfristig (für ihn kam Laszlo Benes zum Kaderdebüt in Gladbach). Die beiden funktionieren gut zusammen und stehen normalerweise auch für Tore. In der 23. Minute belegten sie das: Stindl legte den Ball von links zurück zu Raffael, und der traf zum 1:0.

Die Führung war das Erfolgserlebnis, das sich Gladbach gewünscht hatte. Und Raffael ging einmal mehr voran auf der ganz großen Bühne. Doch Wohlfühlfaktoren sind keine Garantien, gerade dann, wenn man wie Borussia derzeit, einen Anti-Lauf hat. Die Viererkette hielt weitgehend dicht, doch quasi mit dem Pausenpfiff kam City zum 1:1. Zuvor hatte Oscar Wendt nach einem hübschen Solo Torhüter Claudio Bravo angeschossen (38.) - wieder gab es weniger statt mehr.

Fortan wurde es ein Kräftemessen der Wohlfühlfaktoren mit dem Unwohlsein, insbesondere nachdem Stindl nach seiner zweiten Verwarnung vom Platz musste in der 50. Minute. Raffael war nun allein ganz vorn, der Vorposten vor den beiden Viererketten, die sich nun gegen den vermeintlichen Lauf der Dinge stemmten.

Gegen Barcelona hatte die 1:0-Führung nicht gereicht zu irgendwas, es gab noch ein 1:2. Nun sollte es den einen Punkt bringen, der fehlte, um sich auf Rang drei und das Wohlgefühl der Fortführung der Europa-Tour in der Europa League zu haben. Raffael sorgte indirekt für personellen Gleichstand. In der 63. Minute hielt ihn Fernandinho fest und sah ebenfalls Gelb-Rot.

Raffael war nun alles: Stürmer, Aufbauspieler, Abwehrmann. Mal versuchte er vorn Akzente zu setzen, mal schlug er hinten den Ball weg. Ein echter Chef. Und dieses Mal reichte sein Tor auch für den nötigen Ertrag des Abends, auch, weil Yann Sommer, zuletzt unglücklich, stark hielt und die Viererkette standhaft blieb. Allerdings stand Raffael - gelbvorbelastet - am Ende selbst nach einem Handspiel kurz vor einem Platzverweis. Schubert wechselte ihn vorsichtshalber für André Hahn aus. "Wir wollen das Spiel zu zehnt zu Ende spielen", erklärte sogleich Stadionsprecher Torsten Knippertz.

(kk)
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