Borussia-Analyse So sieht es aus, wenn ein Plan voll aufgeht

Mönchengladbach · Wie es im besten Fall zu laufen hat, war den Borussen schon in anderen Spielen dieser Saison klar. Nur bislang ging noch kein Plan so gut auf wie der am vergangenen Sonntag.

Borussia Mönchengladbach: Bewegung der Schlüssel bei Werder Bremen
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Gladbach bewegt sich zum Sieg in Bremen

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Foto: dpa, crj hak

Nach jedem Spiel, das einen verdienten Sieger gefunden hat, stellt sich die Frage: War der Sieger nun so gut oder der Verlierer so schlecht? So hart, wie die Bremer Spieler mit sich ins Gericht gingen, liegt letztere Antwort nahe. "Wir hatten uns so viel vorgenommen, aber wir sind immer ein bis zwei Schritte zu spät gewesen", sagte Kapitän Zlatko Junuzovic, und Thomas Delaney meinte: "In der ersten Halbzeit waren wir nicht gut genug. Mönchengladbach hat unsere Schwäche sehr früh im Spiel erkannt und das Geschehen kontrolliert."

Der Däne sagte aber auch einen Satz, der dafür spricht, dass bei allem Tadel für Werder auch ein großes Lob an Borussia gehen muss: "Mönchengladbach hat das gegen uns sehr gut gemacht, besser als in ihren bisherigen Saisonspielen." So sieht es also aus, wenn die schlechteste Leistung des Heimteams auf die beste der Gastmannschaft trifft.

"Wir hatten einen klaren Plan vom Trainer, den haben wir gut umgesetzt", sagte Lars Stindl. An der Umsetzung hatte es bisweilen gehapert in dieser Saison. So wollten die Borussen in Dortmund mitspielen, um sich dem Dauerdruck zu entziehen, stattdessen zogen sie sich so weit zurück, wie selten zuvor gesehen, spielten haarsträubende Fehlpässe und verdaddelten die Chancen, die es trotzdem gab. Beim 1:6-Debakel gab es eben das Modell "beste Leistung des Heimteams trifft auf die schlechteste der Auswärtsmannschaft" zu bestaunen.

Taktikexperte Tobias Escher war am Sonntag regelrecht begeistert von Borussias Auftritt in den ersten 45 Minuten. "Sollte ein Trainer noch Anschauungsmaterial für seine Mannschaft benötigen, wie man Mannorientierungen knackt: einfach diese Halbzeit zeigen", schrieb er auf spielverlagerung.de. Jeder Bremer Feldspieler orientierte sich wie gewohnt in Richtung eines Gladbachers, so dass Werders 3-5-2 das gegnerische 4-4-1-1 spiegelte.

Borussias Plan dagegen lautete, sich einfach nicht so strikt an das 4-4-1-1 zu halten. So verteilten sich die beiden Sechser häufig vertikal auf dem Platz, um sich anzubieten. Gleiches taten Stindl und Raffael. Da die Bremer ihnen strikt folgten, entstanden Lücken, in die Mitspieler stoßen konnten — dazu gehörte allerdings viel Bewegung. Borussias Basis war eine hohe Passsicherheit, die a) vorne oft in die "Rote Zone" führte und b) Konter des Gegners verhinderte.

Der 0:2-Rückstand brachte Werder-Trainer Alexander Nouri dazu, mal von seinem 3-5-2 abzuweichen und auf eine Viererkette umzustellen. Tatsächlich benötigte Borussia ein paar Minuten, um sich darauf einzustellen. Doch allzu lange dauerte die Druckphase der Gastgeber nach der Pause nicht an. Schon in der 52. Minute wäre Oscar Wendt nach Raffaels Chip-Ball beinahe die Vorentscheidung gelungen. Weitere dicke Chancen hatten Thorgan Hazard, Christoph Kramer und Stindl. Werder dagegen tauchte erst in der Nachspielzeit, als alles gelaufen war, wieder zwingend vor Yann Sommer auf, der gegen Johannes Eggestein stark parierte.

Insgesamt war Gladbachs Sieg also hochverdient, aber den starken Eindruck aus Bremen gilt es nun gegen Bayer Leverkusen zu bestätigen. Am Sonntag verdiente sich Dieter Heckings Mannschaft die Note "sehr gut", ein konstantes "gut" muss das Ziel sein.

(jaso)
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