Nico Elvedi im Interview Verlängerung? "Kann ich mir vorstellen"

Mönchengladbach · Borussias Defensivmann Nico Elvedi spricht über sein Derby-Siegtor im Hinspiel gegen Köln, Geschichte, die sich wiederholen kann, seine Zukunft in Gladbach, sein Standing in der Schweizer Nati, die WM und seine Entwicklung zu einer Führungs-Figur.

Nico Elvedi im Porträt: Seit 2015 bei Borussia Mönchengladbach
22 Bilder

Das ist Nico Elvedi

22 Bilder
Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Herr Elvedi, vermutlich haben Wetter gute Quoten bekommen, wenn Sie auf Sie als ersten Gladbach-Torschützen der Saison gesetzt haben. Der waren Sie und haben damit den 1:0-Sieg im Derby gegen Köln perfekt gemacht.

Elvedi Das kann schon sein. Es war ja schließlich mein erstes Bundesligator. Dass es gerade im Derby klappt, war natürlich doppelt schön. Es war ein sehr schöner Moment, den ich lange nicht vergessen werde.

Zwei Torvorlagen stehen auch in Ihrer Bilanz. Das Derby-Rückspiel am 14. Januar würde sich anbieten für den zweiten Treffer. Geschichte ist zum Wiederholen da, oder?

Elvedi Mein Ziel ist natürlich, noch öfter zu treffen. Wann es soweit ist, weiß ich nicht. Ich arbeite daran. Und hatte ja auch noch ein paar Chancen. Leider hat es nur einmal geklappt. Wenn es jetzt wieder gegen Köln passiert, hätte ich nichts dagegen, das ist ja klar.

Sie hatten vorher im Interview angekündigt, etwas mehr nach vorn machen zu wollen. Prompt kam der Treffer. Dabei ist es zwar geblieben - aber sie waren sozusagen Vorreiter des neuen Trends: Borussias Defensive ist viel torgefährlicher als früher. Ihr Treffer war einer von insgesamt zehn aus dem hinteren Bereich.

Elvedi Wir haben vor allem die Standards sehr gut analysiert und erarbeitet. Wir haben uns vorgenommen, da mehr Tore zu machen. Mit Jannik Vestergaard und Matze Ginter haben wir ja sehr gute Kopfballspieler, auch ich kann mich da einbringen, um zu punkten. Wir schauen uns immer wieder an, was wir verbessern können und welche Varianten man noch einstudieren kann. Ich glaube, die Hinrunde hat gezeigt, dass wir an dem Thema gearbeitet haben.

Vorn ist die Bilanz beachtlich, hinten weniger. 28 Gegentore sind viel.

Elvedi Sicherlich können wir die Gegentore noch reduzieren. Ich finde trotzdem, dass wir eine gute Abwehr haben. Zum Verteidigen gehört die ganze Mannschaft, und wenn das nicht funktioniert, haben wir ein Problem. Das haben die hohen Niederlagen in Dortmund, gegen Leverkusen und in Wolfsburg gezeigt. Da haben wir insgesamt 14 Tore bekommen. Das ist natürlich viel zu viel und darf uns nicht passieren, relativiert die Gegentorzahl in den anderen 14 Spielen aber ein wenig. Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht in der Verteidigung, aber man kann auch nicht alles verteidigen. Unser Ziel für die Rückrunde muss es sein, nicht mehr solche Einbrüche zu erleben, sondern stabil bleiben.

In Matthias Ginter ist ein Mann in der Viererkette neu dazugekommen. War die Neu-Formierung auch ein Grund für die zeitweise Instabilität?

Elvedi Am Anfang mussten wir uns sicherlich ein bisschen zurechtfinden. Aber jetzt klappt es gut, wir haben eine gute Kommunikation und eine gute Abstimmung untereinander. Das gibt insgesamt Selbstvertrauen und am Ende Stabilität. Aber wie gesagt: Wir müssen es als Team hinkriegen. Das gilt für das Spiel nach vorn wie für die Verteidigung.

Ihr Trainer Dieter Hecking hat zuletzt moniert, dass Sie in der öffentlichen Betrachtung immer ein wenig unter dem Radar fliegen. Sehen Sie es auch so, dass Sie etwas zu wenig wahrgenommen werden?

Elvedi Für mich ist es okay so, wie es ist. Wenn die Medien mich hypen wollen, habe ich nichts dagegen. Wenn nicht, dann ist es auch gut.

Wie finden Sie Ihre bisherige Saison selbst?

Elvedi Ich bin zufrieden. Ich habe nur ein Spiel verpasst, und ich denke, dass ich auch mit meinen Leistungen zufrieden sein kann. Ich freue mich, dass der Trainer mir das Vertrauen gibt, und hoffe, dass ich die Hinrunde bestätigen kann.

Verteidiger scheinen generell im Ansehen gestiegen zu sein, wenn man den Transfer von Virgil van Dijk zum FC Liverpool betrachtet. Knapp 85 Millionen Euro sind eine Marke. Beschäftigt Sie so etwas auch?

Elvedi Ganz ehrlich gesagt, sind mir diese ganzen Zahlen egal. Ich bin hier in Gladbach glücklich, darum muss ich mich mit dem Transfermarkt nicht beschäftigen.

Schauen Sie manchmal in Portale wie transfermarkt.de rein? Da wird Ihr Marktwert auf zwölf Millionen Euro taxiert. Das ist viel Geld.

Elvedi Das stimmt. Aber ich mache mir keinen Kopf darüber. Ich sehe den steigenden Marktwert auch als Bestätigung meiner Arbeit.

Ihr Vertrag endet 2019. Da ist jetzt normalerweise die Zeit, über eine Verlängerung zu sprechen. Haben Sie schon mit Max Eberl verhandelt?

Elvedi Wir hatten schon Gespräche über eine Verlängerung. Wie gesagt, ich fühle mich sehr wohl bei Borussia. Deswegen kann ich mir vorstellen, noch lange hier zu bleiben, und noch einige Jahre für Gladbach zu spielen.

Sie sind als Borusse auch Schweizer Nationalspieler geworden. Aber Sie müssen noch geduldig sein und auf Ihre Zeit warten. Fällt das schwer?

Elvedi Zunächst mal bin ich froh, dass ich regelmäßig dabei bin. Vor allem ist wichtig, hier in Gladbach meine Spiele zu machen. Wenn ich hier Spiele mache, werde ich auf Sicht auch in der Nati spielen.

Wie ist Ihr Standing bei Vladimir Petkovic? Wären Sie enttäuscht, wenn er Sie nicht für die WM in Russland nominiert?

Elvedi Wenn ich weiter meine Spiele mache und meine Leistungen bringe, wäre ich schon enttäuscht. Er kennt mich gut, er weiß wie ich spiele. Aber er hat jetzt gerade sein Team zusammen. Ich hoffe, dass ich vielleicht bei der WM mal einen Einsatz bekomme oder spätestens danach mehr spielen darf. Ich bin ja erst 21, also noch recht jung. Da kann man noch geduldig sein.

Mit 21 kommt man sich in Gladbach aber manchmal ein wenig alt vor, oder nicht? Sie haben 78 Spiele gemacht, sind also quasi ein alter Hase.

Elvedi (grinst) In dieser Mannschaft würde ich auch sagen, dass ich schon zu den gestandenen Spielern gehöre. Es gibt viele noch deutlich jüngere Spieler - die es aber schon sehr gut machen. Trotzdem kann ich ihnen auch noch ein bisschen helfen. Diese Rolle gefällt mir.

Sie wachsen also so langsam in Führungsaufgaben hinein?

Elvedi Ich denke schon, dass ich ein bisschen auch schon Führungsspieler bin. Ich versuche, den jungen Spielern zu helfen, versuche, ihnen Tipps zu geben. Ich bin sicher nicht der toperfahrene Spieler, aber es kommt mit jedem Spiel mehr dazu.

Ergreifen Sie auch mal in der Kabine das Wort?

Elvedi So weit ist es noch nicht. Ich bin ja auch vom Typ her eher ruhiger. Aber es wird auch kommen. Ich habe mir schon vorgenommen, dass ich auch mal was sage und meine Gedanken an das Team weitergebe.

Wären Sie später auch ein Typ für einen Kapitän?

Elvedi Früher in den U-Nationalmannschaften war ich oft Kapitän, auch noch in der U 19. Aber ich weiß nicht, ob ich der Typ bin, in der Bundesliga Kapitän zu sein.

Was braucht man da?

Elvedi Führungsqualität, man sollte seine eigene Meinung haben und das Team pushen können. Ich arbeite mich ran, wer weiß, was noch kommt.

Unter André Schubert haben Sie debütiert und sind gleich Stammspieler gewesen. Wie bei Dieter Hecking. Was hat er Ihnen an neuen Impulsen gegeben?

Elvedi Man kann von jedem Trainer etwas lernen. Ich habe von André Schubert viel mitgenommen, und so ist es auch jetzt bei Dieter Hecking. Schubert hat mich großgezogen, unter Hecking bin ich ein gestandener Spieler geworden. Er spricht viel mit mir, das ist wichtig für mich.

Hecking sagt, in der vergangenen Saison hatten Sie noch das Problem, dass Sie nach einem Fehler regelrecht zusammengesackt sind, nun aber viel besser damit umgehen. Ist das ein wichtiger Entwicklungsschritt?

Elvedi Auf jeden Fall. Ich bin froh, dass ich da so schnell umschalten konnte. Es hat sicher auch mit der wachsenden Erfahrung zu tun, wie man auf Situationen reagiert.

Gerade in Derbys sammelt man viel Erfahrung. Ist es gut, gerade zum Start ein solches Spiel zu haben?

Elvedi Es ist perfekt, mit so einem Spiel zu starten. Man weiß ja, was es bedeutet. Wir arbeiten hart, um gut vorbereitet zu sein. Wir wollen das Spiel gewinnen und weiter oben dabei sein.

Das Ziel muss es sein, mindestens den sechsten Platz zu verteidigen.

Elvedi Grundsätzlich schauen wir ja immer auf das nächste Spiel, das ist auch wichtig für uns. Aber wir haben das Ziel, in der nächsten Saison wieder europäisch zu spielen. Und wenn man sieht, welche Qualität wir in der Mannschaft haben, haben wir gute Chancen.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort