Borussia Mönchengladbach Neue Situation für Oxford, wenn er fit ist

Mönchengladbach · Nach der schweren Verletzung von Tobias Strobl rückt der englische Verteidiger im Kader etwas nach vorn. Nächste Woche soll er, wie auch der ebenfalls angeschlagene Tony Jantschke, wieder ins Training einsteigen.

 Gladbachs Reece Oxford beim Telekom-Cup gegen 1899 Hoffenheim.

Gladbachs Reece Oxford beim Telekom-Cup gegen 1899 Hoffenheim.

Foto: Dirk Päffgen

Immerhin: Lächeln kann Tobias Strobl schon wieder. Er tut das auf dem Instagram-Foto, das er aus seinem Krankenzimmer in Köln, wo er operiert wurde, gepostet hat. Das Knie, in dem das Kreuzband und der Außenmeniskus gerissen sind, steckt in einem schwarzen Stützverband. "Alles gut verlaufen", steht unter dem Bild, Strobl reckt den Daumen hoch und hat das Ganze mit dem Hashtag "dontforgetttosmile", vergiss nicht zu lächeln, versehen. Seine wahre Gefühlslage dürfte das nicht spiegeln, denn bis er seinem Job als flexibler Defensivmann bei Borussia wieder nachgehen kann, wird es 2018 werden.

Auch Dieter Hecking, sein Trainer, wird nicht die ganze Wahrheit sagen, wenn er die Verletzung des Routiniers als "ärgerlich" beschreibt. Er hat Recht, doch gerade Strobl gehört zu den Spielern, die in seinem Teampuzzle eine besondere Rolle spielen. Der gebürtige Münchner ist eher keiner für einen Stammplatz, aber eben einer, der Lücken stopfen kann, wenn es nötig ist.

"Wir haben genügend Spieler, die den Ausfall kompensieren können", sagt Hecking. Denn er hat andere vielseitige Spieler wie Tony Jantschke oder Reece Oxford, die wie Strobl sowohl Innenverteidiger, Sechser und rechter Verteidiger spielen können. "Dank dieser Spieler haben wir nicht den Druck, gleich über einen Transfer nachzudenken", sagt Hecking.

Das Problem ist nur: Jantschke und Oxford sind derzeit ebenfalls angeschlagen. Jantschke hat muskuläre Probleme im Oberschenkel und Oxford macht das Sprunggelenk Sorgen. Strobl, Jantschke und Oxford können insgesamt bis zu zehn Positionen besetzen. Damit ist Borussias defensive Vielfalt arg angeschlagen. Da auch die beiden französischen Verteidiger Mamadou Doucouré und Timothée Kolodziejczak fehlen.

So würde es beim Pokalspiel am Freitag in Essen eine Art defensiven Notstand geben, wenn sich einer aus der verbliebenen Viererriege (Nico Elvedi, Matthias Ginter, Jannik Vestergaard, Oscar Wendt) verletzen sollte. Allerdings gibt Hecking Entwarnung: "Bei Tony und Reece ist absehbar, wann sie wieder dabei sind." Vor dem Derby gegen Köln sollen sie wieder da sein.

Bilic lobt Oxford

Gerade für Reece Oxford stellt sich die Situation angesichts der Strobl-Verletzung neu dar. Er rückt im Kader einen Platz nach vorn. Wo sonst Strobl eingesprungen wäre, könnte er nun der Kandidat sein. Das dürfte auch West Ham United und dessen Trainer Slaven Bilic freuen, schließlich hat der Premier-League-Klub den 18 Jahre alten Defensivmann nach Deutschland geschickt, um Spielpraxis zu sammeln. "Er hat alles", sagte Bilic, als er Oxford vor zwei Jahren holte - bei seinem Debüt schaltete Oxford dann auch gleich Deutschlands Weltmeister Mesut Özil aus. In Gladbach ist er vor allem als Lehrling eingeloggt, aber als einer "mit viel Potenzial", wie Hecking sagt. Die Vorbereitung hat gezeigt, dass der Engländer den defensiven Gladbach-Style noch verinnerlichen muss. Er hat bislang in einer Dreierkette und einer Viererkette innen verteidigt und auch hinten rechts gespielt. Und er hat ein Tor geschossen beim 2:1 gegen Malaga nach einer Ecke von Ibo Traoré. Dann kam die Verletzung. Das Spiel in Leicester verpasste er deswegen.

Einige monieren, eine Leihe für ein Jahr sei wenig zielführend, doch Hecking ist anderer Meinung. "Man kann hier viel von ihm erwarten. Er ist zu 100 Prozent beim Klub und beim Team, auch wenn er ein Leihspieler ist. Es kann für alle eine Win-Win-Situation werden." Wie groß der Benefit für die Beteiligten tatsächlich sein wird, wird die Saison zeigen. Oxford jedenfalls ist guten Mutes nach Gladbach gekommen.

Vergangene Saison, beim Zweitligisten FC Reading, hat er nur fünf Spiele gemacht während der Leihe. "Er hat nicht genug gespielt", klagte Bilic danach. Fünf Spiele plus x sind also das Mindestmaß, um Oxfords Bundesliga-Jahr als "gelungen" zu definieren. Wegen des Pechs des Kollegen Strobl sind die Chancen gestiegen, dass es kommt.

(kk)
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