Europa rückt in weite Ferne Borussia versinkt im Mittelmaß

Stuttgart · Der internationale Wettbewerb ist das erklärte Ziel der Borussia in dieser Saison, nach der Pleite in Stuttgart findet sich das Team von Dieter Hecking aber in der unteren Tabellenhälfte wieder. Vor dem Duell mit dem BVB steigt der Druck auf alle Beteiligten.

 Betretene Gesichter bei den Borussia-Spielern nach dem Abpfiff in Stuttgart.

Betretene Gesichter bei den Borussia-Spielern nach dem Abpfiff in Stuttgart.

Foto: Dirk Päffgen

Lars Stindl weiß, worum es geht im Fußball, in letzter Konsequenz zumindest. "Es ist am Ende ein Ergebnissport", sagte der Kapitän von Borussia Mönchengladbach. Und was die Ergebnisse angeht, sind Stindl und seine Kollegen weit von dem entfernt, was sie sich für die Rückrunde vorgestellt haben. Das 0:1 in Stuttgart, beim Aufsteiger VfB, war die vierte Niederlage im fünften Spiel dieses Jahres und die fünfte Auswärtspleite in Folge. Weswegen die Gladbacher abgestürzt sind auf den zehnten Tabellenplatz, der jenseits aller formulierten Saisonziele liegt. Borussia hat das Ziel Europa, versinkt derzeit aber im Mittelmaß.

"Wenn man vier von fünf Spielen verliert, ist das für unsere Ansprüche natürlich zu wenig und katastrophal. Über Europa oder irgendetwas anderes brauchen wir mit so einer Ausbeute nicht zu reden. Ob jetzt schon unsere Ziele gefährdet sind, kann ich nicht sagen, das müssen wir abwarten", sagte Vize-Kapitän Tony Jantschke. In Stuttgart waren die Gladbacher weitgehend überlegen, agierten nach vorn aber zu unbeholfen und blieben trotz am Ende großer personeller Offensivkraft zum dritten Mal in Folge ohne Tor.

Chancen gab es jedoch auch in Stuttgart: Thorgan Hazard verstolperte, als Ron-Robert Zieler einen Schuss von Jonas Hofmann prallen ließ, später lenkte Zieler einen Stindl-Schuss über die Querlatte und parierte einen Versuch des eingewechselten Raffael; nochmal Stindl sowie der eingewechselte Josip Drmic verfehlten bei ihren Abschlüssen knapp das Ziel. Dennoch waren es für Stindl an diesem Tag weniger die verpassten Tormöglichkeiten, sondern andere Gründe, die zur Niederlage führten. "Wir müssen darüber sprechen, wie wir in die Partie reingefunden haben und dürfen nicht immer wieder in Rückstand geraten", sagte Stindl. "Die Annahmen waren katastrophal, dadurch haben wir viele Chancen versaubeutelt", ergänzte Jantschke.

"Es fehlte die Leichtigkeit, zu oft wurden falsche Entscheidungen getroffen", monierte Trainer Dieter Hecking, der am Ende regelrecht mit Mann und Maus stürmen ließ: Die Mittelstürmer Drmic und Raúl Bobadilla kamen ins Spiel, zudem wurde der lange Jannik Vestergaard nach vorn geschickt. Die dreifache Brechstange konnte den vom VfB am Ende mit Holger Badstuber verstärkten Riegel nicht aufbrechen.

"Wir durchlaufen gerade eine sehr schwierige Phase, das ist eine Situation, die uns nicht schmeckt. Es gilt, den Negativlauf zu beenden", sagte Hecking. Er ist erfahren genug, um zu wissen, dass in solchen Phasen auch der Trainer zum Gegenstand der Diskussion werden kann, beim Bezahlsender Sky spekulierte Experte Dietmar Hamann gestern schon entsprechend. Jantschke indes kann sich so etwas nicht vorstellen. "Alle, die unsere Arbeit in Gladbach verfolgen, stellen so eine Frage nicht", sagte er. Vielmehr sei das Team gefordert, "jeder muss sich selbst hinterfragen", wie die Sache zum Guten zu wenden sei, "am besten schon gegen Dortmund", sagte Jantschke.

Der BVB, zuletzt zweimal siegreich, aber eben auch weiterhin wankelmütig, ist am Sonntag zu Gast im Borussia-Park. Eine erneute Niederlage würde die Probleme, die schon jetzt groß genug sind, weiter verschärfen. "Wir müssen wieder in die Punkte kommen", stellte Stindl klar. Bis das passiert, bleibt es bei Willenserklärungen. "Wir müssen die Phase durchstehen, wir kennen in Gladbach diese Spiralen aber und werden in Ruhe weitermachen", sagte Jantschke.

(kk)
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