Borussia Mönchengladbach Geduldsspiel für Nicolas und Bénes

Mönchengladbach · Torwart Moritz Nicolas hat sich bei Borussia beachtlich entwickelt. Wie sein Mitspieler Laszlo Bénes wurde er für ein Nachwuchsteam seines Landes nominiert. Doch beide müssen nun im Klub weiter auf ihre Chancen warten.

 Moritz Nicolas lenkt den Ball um den Pfosten herum, Borussias Verteidiger Reece Oxford, Tobias Strobl und Tony Jantschke (von links) schauen bang hinterher.

Moritz Nicolas lenkt den Ball um den Pfosten herum, Borussias Verteidiger Reece Oxford, Tobias Strobl und Tony Jantschke (von links) schauen bang hinterher.

Foto: Imago

Spätestens im Januar ist Moritz Nicolas die Nummer zwei bei Borussia. Denn zum Jahreswechsel wird Christofer Heimeroth nur noch Teammanager sein und nicht mehr Torhüter. Dann ist der 19 Jahre alte Nicolas der zweitlängste aller Borussen. 193 Zentimeter misst der Ballfänger, nur Jannik Vestergaard, der Verteidiger, ist sechs Zentimeter länger. Nicolas war jetzt im Fokus, weil Trainer Dieter Hecking voll des Lobes war ob seiner bisherigen Darbietung während der Saisonvorbereitung. "Er hat einen Riesenschritt nach vorn gemacht", sagte Hecking.

Auch Torwarttrainer Uwe Kamps ist angetan von dem Talent, das 2015 von Rot-Weiss Essen kam. "Es hat mich absolut überrascht, was er jetzt mit dem Fuß gemacht hat", sagte Kamps. Der Umgang mit dem Ball ist ein wichtiges Torhüter-Merkmal in Gladbach - schließlich ist der Mann zwischen den Pfosten der erste Aufbauspieler, so will es die Fußball-Philosophie des Klubs. Die originären Torhüter-Fähigkeiten des jungen Keepers sind ohnehin zweifellos gut. "Er ist stabil, stark im Eins gegen Eins und mutig", sagte Kamps. Beim Telekom Cup gegen Bremen und im Testspiel gegen Leeds zeigte Nicolas das.

In der vergangenen Saison hatte er viel Pech. Erst verletzte er sich am Daumen und fiel 88 Tage aus, dann brach er sich den Unterarm und musste 60 Tage pausieren. Dennoch war der Ausklang der Saison versöhnlich. Nicolas' Vertrag wurde im April bis 2021 verlängert, und er wurde für das deutsche U 20-WM-Aufgebot nominiert. In Südkorea kam er aber nicht zum Einsatz.

Auch Laszlo Bénes war im Sommer bei einem Turnier. Der Slowake gab erst sein Debüt im A-Team seines Landes, dann reiste er mit der U 21 zur EM in Polen. Bei den Siegen gegen Polen (2:1) und Schweden (3:0) kam er nur wenige Minuten zum Einsatz, beim 1:2 gegen England spielte er 24 Minuten mit, konnte die Niederlage aber nicht mehr abwenden. Die Slowakei verpasste das Halbfinale.

Auch wenn Nicolas und Bénes nur Randerscheinungen waren bei den Turnieren, war es doch eine Erfahrung, die ein Fußballer stets als "eine besondere" beschreibt. Das Flair eines solchen Wettbewerbs, die Trainingseinheiten, die Zeit im Team. Und auf gewisse Weise war es für beide wohl auch eine Vorbereitung auf die neue Saison: Für beide wird es ein Geduldsspiel nach dem großen Turnier. Nicolas weiß, dass er als Nummer drei hinter Yann Sommer und Tobias Sippel kein Spiel bei den Profis machen wird. Generell ist die Perspektive eher kompliziert. Denn auch Sommer hat einen Vertrag bis 2021. Doch der Fußball ist unberechenbar. Und Nicolas hat Zeit. Spielpraxis sammeln wird er auch - bei der U 23. Da stand er auch am Samstag im Tor, nachdem er das Trainingslager der Profis vorzeitig verlassen hatte. Er spielte die ersten 45 Minuten beim 1:1 im Test gegen die Mainzer U 23.

Bénes machte derweil am Sonntag eine schmerzhafte er Erfahrung, als ihm ein Nürnberger beim 1:2 im Übungsspiel in den Rücken fiel. Der 19-Jährige musste raus. Später aber, als die Borussen nach dem gecancelten Rückflug mit Mietwagen zurück nach Gladbach fahren mussten, sah er auf dem Instagram-Foto, das er postete, schon wieder recht fröhlich aus. Für "Laci" wird es eine wichtige Saison. In der abgelaufenen Spielzeit hat er einen starken Start hingelegt und gleich bei seinem ersten Startelf-Einsatz das 1:0-Siegtor gegen Hertha BSC erzielt mit einem 22-Meter-Schuss. Zuvor hatte er gegen Fürth im Pokal und gegen Bayern Kurzauftritte gehabt, danach folgten sechs weitere Einsätze, zwei von Beginn an. Das war alles in allem eine gute Bilanz für die erste Saison in Deutschland. In der zweiten will er weiterkommen: mehr Einsatzzeit, möglichst mehr Akzente setzen.

Bénes kann im zentralen Mittelfeld alles spielen, eingeplant ist er bei Trainer Dieter Hecking vor allem für die Sechs. Mit seinem Ehrgeiz, seiner Hartnäckigkeit und seiner guten Technik ist er eine offensivere Variante an der Stelle, beispielsweise im Vergleich zum neuen Schweizer Denis Zakaria. Bénes dürfte zunächst die Rolle des Herausforderers haben. Doch mit seinen beherzten Darbietungen der vergangenen Saison hat er sich schon eine kleine Fangemeinde erarbeitet. Und er ist im Zentrum eines der großen Fotos, die im Medienbereich des Borussia-Park hängen: Bénes schreit darauf seine Freude nach dem Berlin-Tor heraus, während die Kollegenschaft ihn umringt. Bilder wie diese will er künftig viele mehr produzieren.

(kk)
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