Borussia Mönchengladbach Eberl: "In der ersten Halbzeit musste ich mich kneifen"

Manchester · Nach dem bitteren Aus in Europa spricht Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor über die Saison in der Champions League, die Enttäuschung der Spieler und warum Borussia trotzdem stolz sein darf.

Herr Eberl, es war nach einer großartigen Leistung in der ersten Halbzeit ein bitterer Abend: Borussias hat den dritten Platz in der Champions-League-Gruppe durch das 2:4 in Manchester und den 1:0-Sieg des FC Sevilla gegen Turin verloren. Es war ein Wechselbad der Gefühle.

Eberl Ich muss sagen, dass ich mich in der ersten Halbzeit schon kneifen musste, weil wir gegen eine Mannschaft, die seit Jahren die Ambitionen hat, in der Champions League ganz vorne mitzuspielen, eine super Leistung gezeigt haben. Im zweiten Abschnitt hat City dann seine Qualitäten ins Spiel gebracht und den Druck erhöht. Wir haben es nicht mehr geschafft, unsere Ballstafetten zu spielen, und irgendwann war der Bann gebrochen.

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War ein Problem, dass die Spieler vom Zwischenstand in Sevilla wussten? Denn das 2:3 fiel sehr kurz nach dem 2:2. War das Team da zu offen, statt Ruhe zu bewahren?

Eberl Nein, die Spieler wollten wissen, was auf dem anderen Platz passiert. Sie können ja auch rechnen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir höchsten noch einen Punkt holen und wenn du dann erfährst, dass es in Sevilla 1:0 steht, dann ärgert einen das. Das 2:2 war bitter, als das 3:2 dann gefallen ist — und wir gleichzeitig vom Ergebnis aus Sevilla wussten — wurde es ganz schwer. Das sind dann total die Klappen runtergegangen. Das 4:2 kann dann hinten raus passieren.

Am Ende war es ein Drama. Sie haben vor dem Spiel gesagt, dass Sie auch zufrieden sind mit der Champions-League-Saison, wenn der dritte Platz noch verloren geht. Wie ist nun die Gefühlslage?

Eberl Ich bleibe dabei, dass Borussia Mönchengladbach den deutschen Fußball eindrucksvoll vertreten hat. Wir haben in einer unglaublich schweren Gruppe sehr gute Spiele gemacht und sehr guten Fußball gezeigt. Das sage nach dem Spiel enttäuschter als vorher, aber die Aussage bleibt die gleiche.

Was nehmen Sie aus dem Spiel mit? Es gab mit Julian Korb als Außenbahnspieler mal wieder etwas Neues zu besichtigen. Er hat auch sofort getroffen.

Eberl Dass wir sehr gut Fußball spielen, getragen von dem großen Selbstvertrauen, das sich aufgebaut hat, hat die Mannschaft gezeigt. Dass unsere Personaldecke zugleich dünn ist, wissen wir. Deswegen haben wir nicht viele Alternativen. Die Umstellungen sind daher nicht gravierend, aber die Mannschaft setzt es sehr gut um und funktioniert momentan sehr gut. Für Julian freut es mich, dass er das Tor gemacht hat.

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Mit Blick zurück auf die Champions-League-Saison: War das 0:3 in Sevilla am ersten Spieltag am Ende eine zu hohe Bürde, um es aufholen zu können?

Eberl Es war einfach eine verdammt schwere Gruppe, in der wir bis zur 80. Minute des letzten Spiels um Europa spielen konnten. Das ist Ausdruck von Qualität und ist für einen Verein, der zum ersten Mal seit so langer Zeit im Meisterwettbewerb mitspielt, ein beachtliches Comeback.

Sie selbst waren früher auch Spieler: Wie fühlt es sich an, wenn man viel in der Hand hat und es dann kurz vor dem Ziel verliert. Wie sehr kann das die Spieler belasten?

Eberl Ich bleibe dabei, dass wir nichts verloren haben. Wir hatten nach dem vorletzten Spieltag die Chance, die Europa League zu schaffen, hatten aber das schwere Auswärtsspiel bei Manchester City und Sevilla ein Heimspiel. Wir haben daher nichts verloren, sondern viel Erfahrung gesammelt und sehr gute Spiele gemacht.

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Sehen die Spieler das genauso?

Eberl Die Spieler sind ehrgeizig, darum sollen sich ärgern und die Enttäuschung spüren. Das gehört als Sportler dazu. Das werden sie aber morgen oder übermorgen verpackt haben und dann mit hoffentlich wieder breiter Brust in Leverkusen wieder versuchen, Punkte einzufahren. Es gibt keinen Grund, dass die Enttäuschung dieses Ausscheidens jetzt in den letzten drei Spielen dieser ereignisreichen Hinrunde nun in den Klamotten hängen bleibt. Die Spieler sollen das, was sie bisher gezeigt haben, auch in Leverkusen, dann im Pokal gegen Bremen und zum Abschluss gegen Darmstadt zeigen. Dann glaube ich, dass wir noch erfolgreiche Spiele haben werden bis zum Winter. Das würde dann den Abschluss einer ereignisreichen, aber in der Summe erfolgreichen Hinrunde bedeuten.

Karsten Kellermann sprach in Manchester mit Borussias Sportdirektor Max Eberl

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