Borussia Mönchengladbach Martin Hinteregger — ein typischer Transfer der Borussia

Belek · Die niederrheinische Borussia setzt weiter auf junge Spieler. Das Durchschnittsalter sinkt durch den Transfer von Martin Hinteregger weiter.

Martin Hinteregger trainiert erstmals mit Borussia Mönchengladbach
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Tag 2 in Belek: Hinteregger trainiert erstmals mit Borussia

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Foto: Dirk Päffgen

23, talentiert, entwicklungsfähig, umworben und im Zweifelsfall mit gehörigem Wiederverkaufswert - in Innenverteidiger Martin Hinteregger flog am Freitagabend gewissermaßen der Prototyp des Mönchengladbacher Zugangs im Trainingslager in Belek ein. Denn der frisch verpflichtete Österreicher von Red Bull Salzburg ist das nächste einer Reihe ähnlicher Puzzleteile, mit denen Borussia als emporgekommener Klub seinen Kader verändern kann. Es ist ein Kreislauf: Der erfolgreiche Weg in den vergangenen vier Jahren macht den Verein zum einen interessant für Talente und Spieler in den Mittzwanzigern, die den nächsten Schritt ihrer Karriere in Richtung Top-Level gehen wollen. Zum anderen garantieren Spieler wie Hinteregger oder der zweite Wintereinkauf, Jonas Hofmann (23) vom BVB, neben höherer Qualität auch eine deutliche Verjüngung des Kaders.

Martin Hinteregger: Ein kurzes Intermezzo bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Martin Hinteregger

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Foto: afp, HER

So leiht Borussia den Spieler zunächst aus, besitzt aber für den Sommer eine Kaufoption, die im hohen einstelligen Millionenbereich liegen soll. "Wir sind sehr froh, so ein Toptalent für uns gewonnen zu haben, und dass wir nach der Ausleihe die Möglichkeit haben, den Spieler lange an uns zu binden. Martin wird uns aufgrund seiner Qualitäten in der Innenverteidigung sofort helfen können", sagte Sportdirektor Max Eberl. Dass er Hinteregger jetzt schon holt und nicht bis zum Sommer wartet, bis der Kandidat eventuell eine gute EM gespielt und so die finanzstarken Engländer auf den Plan ruft, ist ebenfalls ein Markenzeichen Gladbacher Kaderplanung. Denn bei allem Aufschwung muss Borussia immer noch früher dran sein als die Konkurrenz.

Mit dem heimatverbundenen Hobbyjäger und zehnfachen österreichischen Nationalspieler Hinteregger holt Eberl einen talentierten Verteidiger, der sich in seinen jungen Jahren abseits des Platzes indes immer mal wieder von seinen Emotionen zu kleineren Fehltritten verleiten ließ. Aber wie sagte Eberl jüngst: "Spieler, die schon perfekt sind, bekommen wir nicht." Konkret sieht die Struktur im Borussen-Kader damit so aus: Sollten Martin Stranzl (35), Ersatztorhüter Christofer Heimeroth und Roel Brouwers (beide 34) vor ihrer letzten Rückrunde als Borussen stehen, verteilt sich die Ü30-Fraktion im Gladbacher Kader ab Sommer in Raffael und Oscar Wendt (beide 30) auf gerade mal einen Zweiersitz im Mannschaftsbus. Denn neue Ü30er holt Borussia heute nicht mehr. Zwei - so wenige waren es bei Borussia zuletzt 1990/91, damals hießen die "Oldies" Norbert Meier und Frantisek Straka. Es folgten Perioden, da war am Niederrhein Routine notgedrungen Trumpf in einem mittelmäßigen Kader, der sich Saison für Saison mal erfolgreich, mal erfolglos gegen den Abstieg in Liga zwei stemmte.

Zwischen 1998/99 und 2005/2006 lag die Zahl der Ü30er in Gladbach immer zwischen sechs und neun Profis. Gladbach setzte zwangsweise auf Erfahrung, weil gefragte Talente zu anderen Klubs gingen. Und selbst wenn namhafte Profis kamen, dann in der Regel nur solche im Spätherbst ihrer Karriere, die erst weit jenseits ihres Leistungs-Zenits für den Klub erschwinglich waren. Als Borussia 1999 in Chemnitz ihr Zweitliga-Debüt gab, schickte Trainer Rainer Bonhof beim 0:2 eine Startelf mit einem Durchschnittsalter von 30,5 Jahren ins Rennen - Vereinsrekord bis heute! Zum Vergleich: Lucien Favre setzte knapp 13 Jahre später beim Europa-League-Spiel auf Zypern auf eine erste Elf mit einem Durchschnittsalter von 22,9 Jahren.

Die Zeiten sind also längst andere in Gladbach. Bessere. Jüngere.

(klü)
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