Ex-Gladbacher trifft und erntet Pfiffe Reus macht es Hazard und Stindl vor

Mönchengladbach · Gladbachs kriselnde Torjäger haben gegen Dortmund insgesamt 14-mal geschossen und wieder nicht getroffen. Ein ehemaliger Niederrhein-Borusse machte es besser.

 Zwischen zwei Torhütern: Borussias Thorgan Hazard eingerahmt von Dortmunds Ersatzkeeper Roman Weidenfeller (li.) und Roman Bürki.

Zwischen zwei Torhütern: Borussias Thorgan Hazard eingerahmt von Dortmunds Ersatzkeeper Roman Weidenfeller (li.) und Roman Bürki.

Foto: Jana Bauch

"Dagegen ist unserer Weltklasse", sagte Marco Reus abfällig über den Rasen, auf dem er gerade knapp gewonnen hatte. Nicht am Sonntag, sondern genau sechs Jahre zuvor. Nicht in Gladbach, sondern in Kaiserslautern. Nicht im Dortmunder, sondern im Gladbacher Trikot.

Am 18. Februar 2012 musste Reus mit seinen Kollegen in der Pfalz auf einem Untergrund spielen, der ähnlich in Richtung Landwirtschaft tendierte wie der im Borussia-Park. Reus traf beim 2:1 nicht selbst, aber er bereitete mit einem sensationellen Pass zwischen drei Gegnern hindurch ein unwirklich schönes Tor vor: Juan Arango vollendete auf dem Hoppelrasen per Direktabnahme mit dem Außenrist.

Am Sonntag, dem sechsten Jahrestag des Höhepunktes von "Borussia Barcelona", erledigte Reus das mit dem Siegtreffer nun selbst - für Borussia Dortmund gegen ein Borussia Mönchengladbach, das ergebnistechnisch derzeit eher an eine triste Vergangenheit erinnert. Die Leichtigkeit von Reus' gar nicht mal so gewolltem Bananenschlenzer in der 32. Minute konnte die Gladbacher glatt neidisch machen.

Bei einigen Fans zumindest wurde aus Wehmut sogar Wut, sie pfiffen Reus aus und beschimpften ihn nach einer Ringeinlage mit Matthias Ginter übel. "Das hat sehr weh getan und mich emotional berührt. Wenn man drei Jahre lang erfolgreich hier gearbeitet hat, hat man das, glaube ich, nicht verdient", sagte Reus, der zwischen 2009 und 2012 in 109 Spielen für Gladbach 41 Tore schoss.

Sein Trost war das Siegtor, davon konnten zwei indirekte Reus-Erben nur träumen. Ein Tor ist Lars Stindl, Thorgan Hazard und ihren Kollegen in den vergangenen vier Spielen nicht gelungen. So wird es mit dem Siegen naturgemäß schwierig. Während Hazard wenigstens einmal getroffen hat in der Rückrunde, wartet Stindl seit drei Monaten oder: 1075 Minuten und 31 Torschüssen. Acht davon gab er gegen Dortmund ab, keiner saß, entsprechend dick war der Hals nach dem Spiel, weshalb der Kapitän lieber schwieg.

Mit sechs erfolglosen Versuchen eignete sich Hazard jedoch ähnlich gut als Dozent zur Gladbacher Flaute. "Ich denke, jeder hat das Problem gesehen: Wir erarbeiten uns die Chancen, machen aber kein Tor", sagte er gestern. "Wir haben im Moment kein Glück, aber wir müssen weitermachen. Wenn wir mal wieder treffen, wird das allen helfen. Wenn wir eins machen, kommt das Selbstbewusstsein wieder." Der Belgier scheint weniger zu hadern als Stindl, was auch damit zu tun haben könnte, dass ihn das Thema Treffsicherheit schon die gesamte Saison begleitet.

Seine größte Möglichkeit gegen Dortmund erarbeitete sich Hazard vorbildlich: Von links zog er nach innen, fand den richtigen Moment zum Abschluss, setzte den Ball aber rechts vorbei. "Der ist mir ein wenig über den Fuß gerutscht. Ich muss ihn mit der Innenseite treffen. Dann ist er wahrscheinlich drin", erklärte Hazard. Woran er arbeiten muss, weiß der 24-Jährige: "Ich muss in manchen Situationen ruhiger bleiben und mir die Zeit nehmen."

Anders als Strafraumstürmer kommt er oft nach einem Sprint zum Schuss oder nach einem gewonnenen Dribbling. Eine halbe Sekunde durchschnaufen - den Spagat zwischen Ruhe und Entschlossenheit muss Hazard hinbekommen. Er ist der Bundesligaspieler, der in dieser Saison am meisten vergeben hat.

In den nächsten beiden Spielen sollte es zumindest am Rasen nicht scheitern. Der von Hannover 96, wo es am Samstag hingeht, hat erst ein Spiel hinter sich, der in Gladbach wird fürs nächste Heimspiel gegen Werder Bremen neu verlegt. Es muss ja kein Traumtor werden wie einst Arangos in Kaiserslautern.

(jaso)
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