Borussia Mönchengladbach Dahoud — Hüter der Unbekümmertheit

Belek · Der Deutsch-Syrer Mo Dahoud hat bei der Borussia seine Chance im Mittelfeld als Kramer-Nachfolger genutzt. In der Hinrunde stand er in allen Pflichtspielen wenigstens ein paar Minuten auf dem Platz.

 Mo Dahoud könnte für Deutschland an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.

Mo Dahoud könnte für Deutschland an den Olympischen Spielen in Rio teilnehmen.

Foto: afp, pst/dg

Wenn es darum geht, die Länge des Entwicklungsschritts zu messen, die ein junger Spieler binnen eines Jahres in einem Bundesligateam machen kann, dann hat Mo Dahoud eine gehörige Schrittlänge vorzuweisen. Vom stets gelobten, aber dann doch lange im Hintergrund verbliebenen Eigengewächs zum Fixpunkt in der Stammformation mit Einsätzen in allen 26 Pflichtspielen der Hinserie schafft es wahrlich nicht jedes Talent. Dass Dahoud es geschafft hat, fußt auf drei Qualitäten: Spielinstinkt, Technik und Unbekümmertheit.

"Er soll so lange wie möglich unbekümmert bleiben. Er hat ja auch schon eine Menge erlebt - positiv wie negativ. Er hatte ja schon einen guten Start gehabt und war dann anderthalb Jahre ein Stück weit weg. Aber jetzt hat er sich durchgesetzt", sagt Sportdirektor Max Eberl im Trainingslager in Belek. Der Weg vom ersten Rampenlicht beim Telekom-Cup 2013 gegen die großen Bayern über Geduld, Verletzungen und Lucien Favre'sches Behüten bis hin zum Startelfdebüt in Köln war ein langer für den gerade 20 gewordenen Deutsch-Syrer. Aber das Warten hat sich ausgezahlt - für ihn, wie für Borussia, die bewusst keinen 1:1-Ersatz für Christoph Kramer geholt hat, sondern Dahoud kalkuliert die Chance neben Granit Xhaka geben wollte.

Und Dahoud zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen zurück. Mit unbekümmert-guten Leistungen, hoher Präsenz und Laufleistung, zwei Toren, vier Vorlagen und Gala-Auftritten wie in Frankfurt. Dass ihm oft in einem Spiel und am Ende der vielen Englischen Hinrunden-Wochen auch ganz generell ein wenig die Puste ausging, überraschte keinen. Umso mehr freuen sie sich in Gladbach darauf, Dahoud mit frischen Kräften in die Rückrunde durchstarten zu sehen.

"Ich bin überzeugt, dass Mo unbekümmert bleibt. Aber natürlich wird er anders wahrgenommen. Er ist jetzt nicht mehr der Mo Dahoud, den keiner kennt, sondern er ist Mo Dahoud, der Champions League spielt. Das ist eine neue Aufgabe für ihn, aber ich glaube, dass wir mit jungen Spielern auch in der Vergangenheit immer gut umgehen konnten und da ein guter Begleiter in diesen für sie wichtigen Phasen waren", sagt Eberl.

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Sollte Granit Xhaka in diesem oder im darauffolgenden Sommer nicht zu halten sein, wird Borussia um Dahoud herum ihre neue Mittelfeldzentrale bauen. Weil sie im Verein längst wissen, dass es einen wie ihn - sein Vertrag läuft bis 2018 - heute nicht mehr allzu oft gibt. "Einige haben sich alles sehr, sehr hart erarbeiten müssen. Wenn ich an Tobias Levels oder an Johannes van den Bergh denke. Da wurde dem Mo sehr viel mehr in die Wiege gelegt", sagt Eberl.

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Eventuell sogar so viel, dass Dahoud ein Kandidat für den deutschen Olympiakader zu den Spielen im August in Rio de Janeiro wird. Denn auch beim DFB kennen sie ihn natürlich längst. Ihn und seine Unbekümmertheit.

(klü)
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