Borussia Mönchengladbach Dahoud arbeitet an seiner Gabe

Mönchengladbach · Instinktive Spielintelligenz ist die größte Qualität von Borussias Talent. Beim 3:1 gegen Hoffenheim kombiniert der 20-Jährige diese Gabe mit einem Gefühl für das einfache Spiel im richtigen Moment. Heraus kommt eine sehr gute Leistung.

 Mahmoud Dahoud überzeugte gegen Hoffenheim auf voller Linie.

Mahmoud Dahoud überzeugte gegen Hoffenheim auf voller Linie.

Foto: afp, PST

Wahrscheinlich dürfte es Mo Dahoud ganz recht gewesen sein, dass es an diesem Tag André Hahn und dessen drei Torbeteiligungen gab. Und dass so der Teamkollege mit der Nummer 28 der gefragte Mann war, der nach dem Abpfiff von Interview zu Interview wanderte. Hätte Hahn nämlich nicht derart im Fokus gestanden, der Kelch wäre wohl unweigerlich in Richtung Dahoud gewandert. Angekommen wäre er bei Borussias Mittelfeldtalent wohl nicht, der Verein und er selbst dosieren Dahoud-Statements in der Öffentlichkeit weiter sehr behutsam. Aber mit einer Leistung wie der beim 3:1 gegen Hoffenheim untermauerte der 20-Jährige eben, dass er bei allem bereits zigfach nachgewiesenen Ausnahmetalent offenbar auch die ersten Lerneffekte im eigenen Spiel verzeichnet.

Vielleicht war es an diesem Sonntagnachmittag sogar das bisher reifste Spiel des jungen Deutsch-Syrers. Warum? Weil er seiner Spiel-"Kultur" in positivem Sinne gewohnt freien Lauf ließ, dabei diesmal aber unnütze Schnörkel und Schleifchen aussparte und stattdessen immer dann auch nüchtern direkt agierte, wenn es die Situation erforderte. So war sein Tor dann bezeichnenderweise auch kein Ergebnis einer famosen Kombination à la "Hacke, Spitze, eins, zwei drei" über mehrere Stationen, sondern eine Mischung aus Instinkt und Durchsetzungsvermögen, die ihn den Nachschuss gegen Oliver Baumann im 1899-Tor versenken und so bereits sein fünftes Tor in seiner ersten Bundesligaspielzeit bejubeln ließ.

Der Instinkt ist eh Dahouds größtes Pfund. Damit kann er derart wuchern, dass sie bei Borussia, wenn überhaupt, nur äußert überschaubare Zeit darauf verwenden (brauchen), ihm "Wenn, dann"-Situationen mittels Videoanalyse zu verdeutlichen oder ihm Laufwege und Handlungen für den richtigen Moment anzulernen. Dahoud macht ohne viel Erklärung schon vieles richtig. Er macht einen Laufweg, weil er spürt, dass er ihn machen muss, nicht, weil es ihm jemand gesagt hat. Das ist mehr als eine Qualität, das ist eine Gabe.

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Am Sonntag kombinierte der Mann mit dem dichten schwarzen Haarschopf diese Gabe mit der über die vergangenen ersten Monate als Stammspieler im Profiteam erworbenen Cleverness, den eigenen Spieltrieb auch mal gewinnbringend zu bremsen. Vor ein paar Wochen gegen Frankfurt hatte sich Dahoud noch einen öffentlichen Rüffel von André Schubert eingefangen, weil er in einer Szene seine Gegenspieler mit einer Finte regelrecht bloßstellen und provozieren wollte. Und das war am Ende nach hinten losgegangen. Von solch unreifen Tendeleien war gegen Hoffenheim diesmal nichts zu sehen. Dahoud verteilte die Bälle, er wand sich dank seiner herausragenden Beweglichkeit und Koordination in der Bewegung quasi durch die Gegenspieler und fand dann noch den richtigen Moment fürs Abspiel.

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Seitdem Granit Xhaka ihn ein Stück weit absichert, läuft die Balance besser in der Zentrale, läuft Dahouds Spiel fokussierter. Gestern durfte er - und das ist die Ausnahme, nicht etwa die Regel - 90 Minuten auf dem Platz verbleiben. Weil er eben diesmal auch bis in die Schlussphase hinein eine mentale Kondition präsentierte. Sonst musste er zuletzt, es sei seinem Alter geschuldet, auch mal früh in Durchgang zwei vom Feld, weil einfach zu offensichtlich war, dass das nicht mehr Dahouds Spiel werden würde. Gestern war es genau sein Spiel, und er war es auch, der letzte Zweifel am Sieg beseitigte, als er den Ball eroberte und handlungsschnell Hahn auf dessen Reise zum 3:1 schickte. Und Hahn damit in die Interviews.

(klü)
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