Borussia Mönchengladbach Nicht dabei statt mittendrin

Mönchengladbach · Lars Stindl taucht nicht im DFB-Kader für die anstehenden Freundschaftsspiele auf. Das allein ist kein Beinbruch, aber die Wahrnehmung, dass Jogi Löws Nominierungskriterien im Borussen-Land seit längerem durchaus infrage gestellt werden, erhält so neues Futter.

 Champions League ja, Nationalelf nein: Lars Stindl (links, im Spiel vom Mittwoch gegen Turins Stephan Lichtsteiner).

Champions League ja, Nationalelf nein: Lars Stindl (links, im Spiel vom Mittwoch gegen Turins Stephan Lichtsteiner).

Foto: ap

Die Kollegen der "11 Freunde" überschrieben ihr Interview mit Lars Stindl mit einer Frage. "Fliegen Sie mit zur EM, Lars Stindl?", lautete diese. Dass Borussias derzeit groß aufspielender Stürmer darauf keine abschließende Antwort geben konnte, war natürlich klar, weil diese abschließende Antwort eben bei Bundestrainer Joachim Löw liegt ("Fliegt Stindl mit zur EM, Joachim Löw?"). Aber seit gestern Nachmittag, kurz vor vier, ist es unwahrscheinlich geworden, dass diese Frage überhaupt jemals einer Antwort bedarf. Denn als da ungewöhnlich spät - der DFB hatte in Sachen Kaderbekanntgabe auf seiner Internetseite noch angekündigt: "Heute Mittag wird das Geheimnis gelüftet" - der Kader der deutschen Nationalelf für die beiden Testspiele in Frankreich (Freitag, 13. November, 21 Uhr, in Paris) und in Hannover gegen die Niederlande (Dienstag, 17. November, 20.45 Uhr) das Licht der Öffentlichkeit erblickte, fehlte Stindls Name.

Nun war es ja nicht so, dass an Gladbachs Nummer 13 kein Weg vorbeigeführt hätte. Doch in den vergangenen Tagen war es zumindest denkbar erschienen, dass Löw nach erfolgter EM-Qualifikation nun einmal a) Stammkräfte schonen und b) Neulinge in Augenschein nehmen würde. Als Neulingen sind nun Schalkes Stürmer Leroy Sané und PSG-Keeper Kevin Trapp dabei, zudem kehrt Mario Gomez in die Nationalelf zurück. Für Stindl selbst ist die Nichtnominierung indes keine große Überraschung. "Ich werde immer wieder mal auf die Nationalmannschaft angesprochen. Aber in der Nationalelf ist eine unglaublich hohe Qualität, gerade auf meiner Position. Deshalb kann ich meine Chancen realistisch einschätzen", hatte der 27-Jährige in oben genanntem Interview gesagt. Aber bei Borussias Anhängerschaft sorgte diese Personalie dafür, dass ein bestimmtes Thema wieder neue Nahrung bekam.

Welches Thema? Na, dass Löw Gladbacher Profis, die sich nach Meinung der Fans, teilweise auch der Verantwortlichen und zuweilen auch der Öffentlichkeit mal eine Nominierung durch ihre Leistungen in einer der taktisch reifsten Mannschaften der Liga verdient hätten, ignoriert. Tony Jantschke musste so irgendwann selbst schmunzeln, als er in der vergangenen Rückrunde zum x-ten Mal gefragt wurde, wann Löw ihn denn endlich mal nominiere, schließlich sei ja allgemeine Testphase auf der deutschen Rechtsverteidiger-Position. Julian Korb wäre für diese Position ebenfalls ein Kandidat, er spielt es ja auch in der U21. Nun ist er zwar aktuell in der wohl besten Form seiner noch jungen Karriere, aber eben angeschlagen und wohl schon deshalb kein Thema. Er könnte indes in Zukunft ein Thema werden, schließlich bringt er die Anlagen dafür mit, und schließlich haben sich bislang weder Emre Can, noch Sebastian Rudy oder Antonio Rüdiger unersetzlich gemacht hinten rechts beim DFB. Auch Matthias Ginter muss sich dort erst noch konstant beweisen.

Neben Stindl steht übrigens auch Ex-Borusse Marc-André ter Stegen nicht im Kader (wegen Zahn-OP), die Ex-Borussen Christoph Kramer und Max Kruse dagegen schon. Insgesamt also durchaus viel Gesprächsstoff, den so ein Kader fürs Borussen-Land bietet, selbst wenn kein einziger Borusse nominiert wurde. Aber auch das müssen sich ein Verein und seine Profis ja erst mal erarbeiten. Mit Leistung.

(klü)
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