Borussia Mönchengladbach Welche Rolle spielen Nummer 17 bis 23?

Mönchengladbach · Ob Bundesligist Borussia Mönchengladbach in der Winterpause überhaupt jemanden holt, entscheidet auch das Vertrauen in die Perspektivspieler.

Training bei frostigen Temperaturen
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Foto: Dirk Päffgen

Max Eberl geht in seine neunte Winter-Transferperiode als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, und wie jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit stellt sich die Frage, welches seiner zwei Gesichter er diesmal zeigen wird. Bislang hat Eberl viermal keinen Spieler verpflichtet, viermal kamen Neue.

Eberls Wintereinkäufe teilen sich noch einmal in zwei Gruppen auf: Da waren die akut nötigen Transfers 2008/2009 und 2010/2011, als jeweils der Abstieg drohte und am Ende, auch dank der geschickten Maßnahmen auf dem Transfermarkt, verhindert wurde. Prägende Spieler wie Dante, Martin Stranzl und Havard Nordtveit kamen, dazu zumindest temporär prägende wie Tomás Galásek und temporär positiv prägende wie Logan Bailly.

Zweimal tat Eberl etwas für die Perspektive, mit wenig durchschlagendem Erfolg. Alexander Ring und Tolga Cigerci, die 2011/2012 kamen, machten sich keinen großen Namen. Der Finne Ring sahnte immerhin das historische erste Europapokaltor nach 16 Jahren ab, er traf zum 1:0 gegen Dynamo Kiew in den Play-offs zur Champions League. Vom letztjährigen Duo, Jonas Hofmann und Martin Hinteregger, hat sich die zweite Hälfte schon wieder verabschiedet. Hofmann kämpft nach wie vor um mehr Einsatzzeit, ist in André Schuberts Rotationsschleife aber oft außen vor.

Angelehnt an die Historie der Wintertransfers unter Eberl, lässt sich das Thema also auf die Frage zuspitzen, als wie akut die Lage rund um den Jahreswechsel betrachtet wird. Zunächst einmal hat die Mannschaft in vier Bundesligaspielen die Chance, die Lage zu beruhigen. Schubert hat in 21 Pflichtspielen auf einen Kern von 16 Spielern gesetzt, die jeweils rund 50 Prozent der Einsatzzeit erhalten haben, also mehr als 900 Minuten.

Dahinter gibt es einen deutlichen Cut. Patrick Herrmann kommt aufgrund seiner Verletzungen nur auf 400 Minuten, Hofmann als einziger durchweg gesunder Spieler in diesem Kreis auf 398, Ersatztorwart Tobias Sippel auf 90, Nico Schulz nach einer langen Pause erst auf 45 und Djibril Sow als Pflichtspiel-Debütant im DFB-Pokal auf vier Minuten. Der 19-jährige Laszlo Bénes stand zuletzt gegen Manchester City zumindest im Kader, der 18-jährige Mamadou Doucouré wird nach seinem Muskelbündelriss erst im neuen Jahr ein Thema. Spätestens dann sollen auch Josip Drmic und Marvin Schulz wieder spielen können. Bei der Frage nach Neuverpflichtungen geht also vor allem darum, wie sehr und wie schnell Borussia den Kaderplätzen 17 bis 23 zutraut, eine bedeutende Rolle zu spielen. Entweder waren sie lange verletzt, sind sehr jung oder gleich beides.

Trainer Schubert hat das Transferthema mit seinen Aussagen zumindest in eine Richtung gelenkt. "Wenn wir so aufgestellt sein wollen wie Bayern, Dortmund und Leverkusen, die in allen drei Wettbewerben bis in den Mai dabei sein wollen, dann müssen wir noch einen Thorgan Hazard, einen Raffael oder einen Andreas Christensen holen. Das ist finanziell aber nicht möglich", sagte der 45-Jährige. Das Wort "Verstärkung" wird oft fälschlicherweise als Synonym für "Neuzugang" benutzt. Wenn, dann scheint sich Schubert allenfalls eine echte Verstärkung im Wortsinne zu wünschen. "Wir können Spieler dazu holen, damit wir mehr sind, aber das macht ja keinen Sinn", sagte der Trainer. "Wenn, dann musst du dich in so einer Qualität verstärken, dass es für uns bei Borussia Mönchengladbach nicht machbar ist."

Dass teure Spitzenspieler kommen, dürfte also ausgeschlossen sein, und junge Perspektivspieler hat Borussia zweifellos genug im Kader. Denkbar sind deshalb eher Subformen dieser Spielertypen. Nuri Sahin war mal ein Spitzenspieler, nun kommt er bei Borussia Dortmund nur zu gelegentlichen Einsätzen - zu wenig für einen, der mit 28 Jahren theoretisch auf den Höhepunkt seiner Schaffenskraft zusteuert. Das defensive Mittelfeld ist passend dazu am schmalsten besetzt im Gladbacher Kader. Weiter vorne wird Josip Drmics Rückkehr sehnlichst erwartet. Der Schweizer erweitert das Angriffsrepertoire um einen Typen, der so momentan nicht da ist. Abgesehen davon wäre ein Offensiv-Allrounder neben einem Sechster bzw. Achter wohl am ehesten ein Thema.

Eine beliebte Vokabel darf jetzt schon von der Liste gestrichen werden. Auf eine "Transferoffensive" deutet nichts hin, Eberl kündigte im "Kicker" vergangene Woche "keine großen Aktivitäten" an. Aber natürlich habe er den Markt im Auge.

(RP)
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