Borussia Mönchengladbach Kapitän Stindl — das passt

Mönchengladbach · Borussias Trainer André Schubert hat den Offensivmann Lars Stindl zum Teamführer bestimmt. Der 27-Jährige hat Erfahrung als Anführer.

Lars Stindl trug in den Testspielen schon öfter die Kapitänsbinde. Nun hat er sie ganz offiziell bekommen. Der 27-Jährige war schon bei Hannover 96 Teamführer.

Lars Stindl trug in den Testspielen schon öfter die Kapitänsbinde. Nun hat er sie ganz offiziell bekommen. Der 27-Jährige war schon bei Hannover 96 Teamführer.

Foto: Imago

Erst war das Shooting für das Mannschaftsfoto. Dann ging es in ein düsteres Zelt, wo Werbe-Aufsager für das Bezahl-Fernsehen gemacht wurden. Bevor Lars Stindl sich dann daran machte, fototaugliche Posen beim Torschuss hinzukriegen, gab er sein erstes Interview als Kapitän von Borussia Mönchengladbach. Dass er als solcher die Nachricht des Tages war, dafür hatte sein Trainer André Schubert gesorgt. Der hatte eigens eine kleine Presserunde anberaumt, um zu verkünden, was er und Stindl am vergangenen Wochenende beschlossen hatten: "Wir haben uns entschieden: Lars Stindl wird Kapitän der Mannschaft werden", teilte Schubert mit. Oscar Wendt und Tony Jantschke sind, in dieser Reihenfolge, seine Stellvertreter. Alle drei sind auch Mitglieder des sechsköpfigen Mannschaftsrates, den Schubert im Trainingslager am Tegernsee bestimmt hatte.

Schubert hat eine gute Wahl getroffen. Stindl hat in Hannover nachgewiesen, dass er enorme Führungsqualitäten hat, auch in komplizierten Zeiten. Bei den Niedersachsen trug er durch eine unglaubliche Präsenz auf und neben dem Rasen zum damals erfolgreichen Abstiegskampf bei. In Gladbach wuchs er nach Anlaufschwierigkeiten im ersten Jahr sportlich zu einer Führungsfigur heran - als Stürmer Stindl. Doch es gab noch Steigerungspotenzial in der Rolle als Leader. Dies kann nun die Binde herauskitzeln. Stindl jedenfalls ist erfreut. "Das ist eine Riesensache, gerade bei so einem großen Klub, wenn man die Historie sieht und wer die Mannschaft schon alles aufs Feld geführt hat", sagte Stindl. Netzer, Vogts, Hannes, Effenberg, Rekord-Kapitän Daems - Typen wie sie meint Stindl wohl. Er hat sich nicht um das Amt gerissen, doch galt er als einer der Favoriten auf die Nachfolge des nach London entschwundenen Granit Xhaka, dem Schubert in der Vorsaison die Kapitänsbinde anvertraut hatte. Als Schubert ihn fragte, bat sich Stindl noch eine kurze Bedenkzeit aus, dann sagte er: "Ja, ich will" - und zwar dann aus voller Überzeugung.

Stindl wird fraglos eine andere Art Kapitän sein, als Xhaka es war. Der Schweizer ist der Prototyp des "aggressive Leader", er ist das mit Leib und Seele. "Granit war ein super Kapitän, nach innen und außen. Ich werde versuchen, das weiterzuführen, aber auf meine Weise. Ich glaube, dass ich mit meiner besonnenen und akribischen Art gut gefahren bin", sagte Stindl. Allerdings kann er auf dem Rasen auch anders, das war schon ohne das zusätzliche Stoffstück ab und an zu besichtigen.

Stindl, im Herzen ein Fußballromantiker, ist auch einer, der bei den Fans ankommt. Schubert bekam daher auch für seine Wahl viel Applaus im Netz. "Genau der richtige Mann dafür", schrieb ein User. "Super Wahl", fand ein anderer. Schubert weiß, dass er Typen braucht. "Wir haben einen super Kader, müssen aber Persönlichkeiten ersetzen", sagte er. Xhaka, Stranzl, Brouwers, Nordtveit. Kerle wie diese, Haudegen. Schubert weiß aber, dass Persönlichkeiten nicht einfach da sind, sondern reifen müssen: "Es ist ein Prozess, dafür braucht es wichtige und entscheidende Spiele, Herausforderungen", sagte er.

Männer wie Stindl, aber auch die anderen im Mannschaftsrat, Wendt und Jantschke, Yann Sommer, Fabian Johnson und Christofer Heimeroth, sind erfahrene Profis, die alle viel erlebt haben im Fußball. Schubert setzt auf sie als Bosse. "Wir haben einen starken Mannschaftsrat und gute Persönlichkeiten in unserer Truppe. Ich freue mich einfach auf das ganze Kollektiv und auf die neue Runde", sagt Stindl.

Er selbst spielt in Schuberts Plänen für die Saison, ganz gleich in welcher Grundordnung, eine zentrale Rolle. Schubert will zwar sehr flexibel bleiben, doch braucht er "Leistungsträger, tragende Säulen und Strukturen", ein stabiles Gerüst. Zu dem gehört Lars Stindl. Borussias Kapitän.

(RP)
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