Borussia Mönchengladbach Borussia kann von der Schweiz lernen

Mönchengladbach · Gladbachs Stürmer Josip Drmic drehte mit zwei Toren das Spiel gegen Slowenien. Die Eidgenossen zeigten Siegeswillen, Kampf- und Teamgeist und hatten das nötige Glück. So kann auch Lucien Favres Team wieder zum Erfolg kommen.

Josip Drmic dreht mit Doppelpack das Spiel zugunsten der Schweiz
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Drmic dreht mit Doppelpack das Spiel

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Borussias Lage ist fraglos verzwickt. Drei Bundesligaspiele sind vorbei, alle drei gingen verloren. Letzter ist Gladbach und daher vor dem Spiel am Freitag gegen den Hamburger SV unter Druck, endlich ertragreich zu arbeiten. Den Druck, erfolgreich sein zu müssen, verspürten auch Yann Sommer, Granit Xhaka und Josip Drmic am Samstag. Und dann lagen die drei Borussen plötzlich mit der Schweizer "Nati" 0:2 zurück im wichtigen EM-Qualifikationsspiel. Überall im Lande murrten schon die Fußballfreunde unter den Eidgenossen, denn eine Niederlage gegen Slowenien, die war nun gar nicht eingeplant. Dann kam die Wende. Weil Yann Sommer mit großartigen Reflexen verhinderte, dass der Rückstand wuchs. Und, weil Joker Josip Drmic eine große Show ablieferte. Erst schaffte der Stürmer, der das System von Trainer Lucien Favre och nicht vollends antizipiert hat, den Anschlusstreffer. Und dann, als sich die Schweiz nach Valentin Stockers Ausgleich schon mit dem "Immerhin-2:2" abgefunden hatte, schoss er in der Nachspielzeit das Siegtor.

Statt die Deppen zu sein, sind die eidgenössischen Fußballer binnen 16 Minuten die Helden der Nation geworden, die einen wichtigen Schritt zur Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich gemacht haben. Und die drei Borussen, die dabei waren, haben eine Erfahrung gemacht, die auch ihrem deutschen Arbeitgeber helfen kann. Sie haben erlebt, wie man mit dem Glauben an sich selbst, Siegeswillen, Langmut, Kampf- und Teamgeist den Erfolg erzwingen kann.

"Niemand hat an uns geglaubt, doch alle Spieler haben es getan. Durch diesen Glauben und unseren Willen haben wir es geschafft", sagte Josip Drmic. Er stellte aber er klar, dass es nicht allein sein Verdienst, sondern der des Teams war: "Es ist mir mit der Unterstützung der Mannschaft gelungen, Entscheidendes zu tun." Dass ein solcher Tag auch mindestens eines Quäntchens Glück bedarf, dessen war sich Drmic bewusst. So prallte der von Fabian Schär geschossene Ball vor dem Siegtor genau zu ihm. "Natürlich war ein wenig Glück dabei", gestand er. Dass sein Trainer ihn und den anderen Torschützen Valentin Stocker einwechselte, gehört zu selben Kategorie. Aber auch erzwungenes Glück fühlt sich gut an.

Die Schweiz gewann mit typisch deutschen Tugenden - was Wunder, bei vielen "Nati"-Mitgliedern aus der Bundesliga. In der wollen Sommer und Drmic nach der Rückkehr von der Länderspielreise (heute ist noch die Partie in England) helfen, Borussia aus der Misere zu führen.

Vor allem Drmic tat die Tour in die Schweiz gut, er schoss sich, heißt es im Zürcher "Tages-Anzeiger", "zurück ins Rampenlicht". Für einen, der nach Gladbach kam, um die Bank-Angestelltenzeit in Leverkusen zu vergessen, aber aktuell doch wieder "sitzt", ist das Balsam für die Seele. "Es ist schön, zu wissen, dass er seine Moral gestärkt hat. Davon können wir nur profitieren", glaubt Sportdirektor Max Eberl. Von Granit Xhaka indes nicht am Freitag. Er ist gesperrt. Möglich, dass daher Tony Jantschke und Lars Stindl die Doppelsechs bilden, wie beim Testspiel am Freitag gegen Sion (2:1). Das war in der Schweiz. Dort, wo tags darauf drei Gladbacher gezeigt haben, wie man sich aus einer verzwickten Lage herauskämpft. Borussia kann von den Schweizern lernen.

(RP)
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