Borussia Mönchengladbach Drmic: "Ich will Borussia mit Toren helfen"

Mönchengladbach · Bei Ex-Trainer Lucien Favre hatte er sich gerade ins Team gearbeitet. Seitdem André Schubert Trainer ist, hat er keine Minute mehr gespielt. Nun spricht Josip Drmic über seine Situation.

Auf der Bank macht sichtlich unglücklich: Josip Drmic hat unter dem neuen Trainer André Schubert noch keine Sekunde gespielt.

Auf der Bank macht sichtlich unglücklich: Josip Drmic hat unter dem neuen Trainer André Schubert noch keine Sekunde gespielt.

Foto: Imago

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn im riesigen Dortmunder Stadion der Pass von Ibrahima Traoré etwas genauer gewesen wäre. Dann wäre der Ball wohl zu Josip Drmic gekommen und der Stürmer hätte einen freien Weg zum Tor gehabt. Solche Chancen lässt sich der Schweizer gewöhnlich nicht entgehen. "Ich hätte das Duell gegen Roman Bürki für mich entschieden", sagt Drmic mit einem Grinsen.

Doch es ist eine Geschichte im Konjunktiv. Denn der Pass des Kollegen Traoré erreichte Drmic nicht. Und ohne Ball schoss er auch kein Tor. Das ist die Realität. Und darum sagt Drmic heute: "Ich habe es mir anders vorgestellt."

"Es" ist seine bisherige Zeit als Borusse. Hier in Mönchengladbach sollte alles anders werden als zuvor in Leverkusen. Dort war er als torgefährlicher Stürmer aus Nürnberg angekommen, doch bis auf ein großartiges Derby gegen Köln, in dem er zwei Tore schoss für Bayer, war nicht viel mit dem Schweizer und dem Werks-Klub. Für den hatte er sich 2014 entschieden, statt für Borussia. In diesem Sommer kam er dann aber doch nach Gladbach. Als zweitteuerster Einkauf der Vereinsgeschichte. Zehn Millionen Euro hat Gladbach für den 23 Jahre alten Schweizer mit kroatischen Wurzeln bezahlt. Nur der Niederländer Luuk de Jong, wie Drmic ein Mittelstürmer, war teurer (zwölf Millionen Euro).

Anfangs sah es gut so aus. In der Vorbereitung traf Drmic, und er gehörte in den ersten beiden Pflichtspielen auch zur Startelf: im Pokalspiel beim FC St. Pauli und eben auch in Dortmund. Doch nach dem Spiel beim BVB nahm Favre ihn raus. Drmic brauchte Zeit, Favres Ansprüche an einen Offensivmann zu verinnerlichen. "Lucien Favre hat mit mir gearbeitet, ich habe viel gelernt", versichert Drmic.

"Es fehlte die positive Aktion im Abschluss"

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Im Derby beim 1. FC Köln stellte Favre Drmic dann wieder von Anfang an auf. "Er wollte mir da wieder das Vertrauen geben. Ich fand meine Leistung auch gar nicht so schlecht. Aber es fehlte mir die positive Aktion im Abschluss", sagt Drmic. Er blieb wieder ohne Tor. Es lief auch noch nicht richtig rund, doch hatte man das Gefühl, dass er langsam ankommt in Favres Gedankenwelt. Tags darauf war Favre dann weg. Zurückgetreten. André Schubert wurde Trainer. Seitdem hat Drmic nicht mehr gespielt. Weder in der Bundesliga noch in der Champions League. Null Minuten Spielzeit in sechs Spielen. "Jeder Spieler ist immer heiß darauf, zu spielen. Das ist normal", sagt Drmic.

Er weiß, dass sein Problem auch die neuzeitliche Definition eines Stürmers ist: Das Mitarbeiten nach hinten, der erste Verteidiger sein. Drmic und auch Thorgan Hazard, der bisher unter Schubert ebenfalls nur wenig spielte, müssten "das Verteidigen mit dem Team noch besser hinkriegen", sagt der Trainer.

Aktuell hat Lars Stindl, der wie Drmic im Sommer kam, den Job ganz vorn neben Raffael bekommen. Gladbach spielt damit sozusagen ohne echten Stürmer. Dass Schubert das derzeit auch nicht ändert, ist nachvollziehbar. Denn der Ansatz funktioniert bestens. Denn außer beim 0:0 in Turin hat das Duo Raffael/Lars Stindl immer mindestens ein Tor oder einen Assist produziert. Zudem verstehen sich die beiden fußballerisch blendend. Drmic hingegen wirkte bei seinen Auftritten eher fremd im Gladbacher Spiel. Allerdings lief in jenen Tagen kaum etwas gut bei den Borussen. Und ohne brauchbare Bälle fällt die Torproduktion schwer.

Dass er es kann, zeigte Drmic zwischenzeitlich im Schweizer Nationalteam. Gegen Slowenien wurde er eingewechselt und drehte mit zwei Toren das Spiel. "Da habe ich das Vertrauen, das mir Nati-Trainer Petkovic gegeben hat, zurückgezahlt", sagt Drmic. Bei Borussia will er sich dieses Vertrauen erarbeiten - aktuell eben auf dem Trainingsplatz. "Natürlich habe ich den Anspruch zu spielen. Im Moment läuft es aber bei der Mannschaft super, da ist es normal, dass der Trainer nicht viel wechselt. Aber ich werde um meine Chance kämpfen. Es stehen wieder englische Wochen an. Da steigt die Wahrscheinlichkeit, dass etwas verändert wird in der Mannschaft", sagt Drmic.

Er verweist darauf, dass er nicht nur auf die zentrale Offensivposition festgelegt ist. "Wenn es in der Mitte zu eng ist, kann ich auch auf Außen spielen", sagt Drmic. Bislang waren es aber stets andere, die reinkamen. Ibo Traoré, der ebenfalls zunächst Ersatzmann war, spielt fix seit der Verletzung von Patrick Herrmann. André Hahn, der in Frankfurt zwei Tore schoss. Oder nun Hazard in Turin.

Möglicherweise bekommt Drmic bald tatsächlich die Gelegenheit, sich zu zeigen. Denn André Schubert deutete vor dem anstehenden Doppel-Date mit Schalke an, dass es "sicherlich die eine oder andere Position gibt, die man verändern könnte. Nicht der Rotation wegen, sondern, weil wir richtig gute Jungs draußen haben. Momentan haben andere die Nase vorn, aber wir werden im Saisonverlauf noch alle Spieler brauchen".

Also auch Josip Drmic. "Wenn ich spielen darf, will ich meine Chance nutzen. Ein Erfolgserlebnis wäre natürlich hilfreich, damit könnte ich mich empfehlen. Dafür bin ich ja auch hier: Ich will Borussia mit Toren helfen", sagt Drmic.

(RP)
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