Borussia Mönchengladbach Jetzt winkt Borussia sogar Platz zwei

Mönchengladbach · Max Kruses spätes 1:0 gegen Wolfsburg eröffnet Gladbach eine neue Option: Die Vizemeisterschaft ist plötzlich möglich. Zunächst wäre wichtig, Platz drei zu sichern, denn in den Champions-League-Play-offs wäre Borussia nicht gesetzt.

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Max Kruse musste lange warten auf dieses Tor. 190 Tage waren vergangen, seit der Stürmer von Borussia Mönchengladbach am 18. Oktober 2014 in Hannover zum letzten Mal aus dem Spiel heraus getroffen hatte. Seither war er durchaus produktiv: Drei Elfmetertore und sechs Vorlagen schaffte der Nationalspieler. Am Sonntag endete seine Serie in der letzten Minute des Spiels gegen den VfL Wolfsburg. Nach der Flanke von Ibrahima Traoré und der Ablage des starken Fabian Johnson schoss Kruse den Ball an Diego Benaglio vorbei ins Netz - es war ein Treffer mit großer Wirkung.

Zum einen machte Kruse damit den FC Bayern faktisch zum Meister. Doch weit wichtiger war das Tor für Borussia. Kruses Tor sichert seinem Arbeitgeber vier Spieltage vor Schluss mindestens Platz vier. "Das an sich grenzt an ein Wunder, so, als ob Paderborn die Liga hält. Es ist eine ganz, ganz große Leistung", sagte Sportdirektor Max Eberl. Doch Kruses Tor eröffnet weit lukrativere Optionen. Dritter sind die Borussen nun und haben zwei Punkte Vorsprung auf Bayer Leverkusen. Verliert Bayer am Samstag gegen die Bayern und gewinnt Gladbach Sonntag in Berlin, könnte Borussia im direkten Duell gegen Bayer am 9. Mai am drittletzten Spieltag sogar Platz drei klar machen.

Dieser soll es dann auch werden, das hat sich das Team von Trainer Lucien Favre fest vorgenommen. Aus gutem Grund. Denn die Qualifikationsrunde für die Meisterliga, die Platz vier zur Folge hätte, wäre für die Borussen aufgrund ihres deutlich geringeren Europa-Koefizienten (33,825) ein weit größeres Hindernis als für Leverkusen (87,825). Die Werkself, die seit Jahren regelmäßig in Europas erster Klasse spielt, wäre gesetzt und würde eher machbarere Aufgaben bekommen, während die Borussen mit ganz dicken Brocken rechnen müssten: mit Manchester United oder dem FC Sevilla zum Beispiel. Das mahnenden Beispiel liefert 2012, als die Gladbacher in den Playoffs an Dynamo Kiew scheiterten.

Doch Kruses Tor hat den Borussen plötzlich eine andere Möglichkeit eröffnet: Vier Punkte sind es nur bis Wolfsburg, das zwischenzeitlich Welten entfernt schien. Gladbach kann noch Vizemeister werden, zum ersten Mal seit 1978. Was die Champions League angeht, wäre es kein Unterschied zu Platz drei, beide Ränge führen direkt in die Gruppenphase. Doch Platz zwei wäre vor allem gut für das Gemüt: Nach 34 Spielen der Beste vom Rest hinter den Bayern zu sein, das hätte einen guten Klang.

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Max Kruse will "mit Borussia das Bestmögliche erreichen. Das ist Platz drei, vielleicht sogar Platz zwei", sagte er. "Es ist eine spannende Situation, wir werden uns in den nächsten vier Wochen mit Wolfsburg und Bayer messen. Aber wir dürfen bei allem nach vorn schauen, nicht den Blick zurück vergessen. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Leverkusen. Ob Wolfsburg noch da rein rutscht, werden wir sehen", sagte Eberl. Lucien Favre lachte, als er nach Platz zwei gefragt wurde. "Wir wollen unbedingt Platz drei halten. Aber wir schauen weiter von Spiel zu Spiel", sagte er.

Der Sonntag hat gezeigt, wie eng alles ist. Und, dass eine Sekunde viel verändern kann. Hätte Kruse nicht getroffen, wäre Borussia Vierter und Wolfsburg noch sieben Punkte weg. Ein solches Was-wäre-wenn interessiert Kruse nicht. "Die Konsequenz des Tores ist, dass wir seit zehn Liga-Spielen ungeschlagen sind und, dass wir gezeigt haben, dass wir als Team willensstark sind", sagte er. Mit dem daraus resultierenenden Selbstvertrauen reist Gladbach nun nach Berlin - als Gejagter (von Bayer) und als Jäger (von Wolfsburg). "Es wird ein schweres Spiel. Wenn wir uns jetzt auf unserem Erfolg ausruhen, wäre es sicher nicht das Richtige", mahnte Max Kruse.

(RP)
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