Borussia Mönchengladbach Traorés Spiel zwischen Spaß und Risiko

Mönchengladbach · Der Flügelspieler verlor vor dem 0:2 den Ball, später leitete sein Dribbling Gladbachs Anschlusstor ein.

Schusshaltung vorbildlich, doch ohne Ertrag: BVB-Torwart Roman Bürki steht Ibo Traoré im Weg.

Schusshaltung vorbildlich, doch ohne Ertrag: BVB-Torwart Roman Bürki steht Ibo Traoré im Weg.

Foto: Wiechmann

Für Ibrahima Traoré ist das Dribbling eine Art Überlebensstrategie. Er war schon früher auf der Straße immer der Kleinste beim Kicken mit den Kumpels, und hakenschlagend konnte er die anderen überlisten. Traoré hat das Dribbling zum Prinzip seines Spiels gemacht, zu seinem Markenzeichen. Er setzt es so konsequent ein wie kein anderer Bundesligaspieler und wie nur wenige Fußballer in ganz Europa. Indes: Es ist eine Spielweise zwischen Lust und Frust - das 1:3 der Gladbacher Borussia, für die Eins-gegen-eins-Künstler tätig ist, darf als Beleg dafür herhalten.

Zunächst war Traoré zu ungestüm, Mats Hummels stibitzte den Ball von seinem Fuß, und kurz darauf erzielte Henrich Mchitarjan das 0:2. Später war Traorés Einzelleistung der Ursprung dafür, dass die Gladbacher wieder Hoffnung schöpfen durften. Denn vor dem Anschlusstreffer durch Raffael, der sein siebtes Saisontor schaffte, war es Traorés Dribbling, das Dortmunds Abwehr in Konfusion versetzte, Lars Stindl bediente am Ende dann Raffael, womit er seinen siebten Assist der Saison einsammelte.

Danach begann die Phase, über die Traoré später sagte: "Nach dem 2:1 waren wir richtig am Drücker, und ich hatte das Gefühl, dass wir näher am 2:2 sind, als die Dortmunder am 3:1. Als das 3:1 dann fiel, war es vorbei", sagte er. Dieses 3:1 war ein Nachweis dafür, dass ein Dribbling auch Gefahren birgt, dann nämlich, wenn der ballführende Spieler das Risiko des Ballverlustes falsch kalkuliert. In diesem Fall war es Mo Dahoud, der nach einer Gladbacher Ecke das Spielgerät herschenkte und damit das Unheil auf den Weg brachte.

"Gegen mich antizipiert Hummels sehr gut und sehr schnell, beim dritten Tor war es unglücklich, weil wir da ins Dribbling gehen und es nicht funktioniert. Man muss aber auch sagen, dass es die Dortmunder mit ihren Kontern sehr gut machen - über 60 Meter spielen sie das in aller Ruhe zu Ende. Das ist eine Qualität, die man anerkennen muss", sagt Traoré.

Dass Mchitarjan neben ihm einer der besten Dribbler der Bundesliga ist, sei am Rande vermerkt. Und auch, dass Traorés Spiel als Stilelement mit all seine Anfälligkeit sehr gewollt und einkalkuliert ist von Trainer André Schubert, ja sogar ein wenig sinnbildlich dafür ist: kein Risiko, kein Spaß. "Der Trainer fordert jetzt klar von mir, dass ich das Risiko suchen soll. Er kennt meine Qualitäten und gibt mir Verantwortung. Ich darf Fehler machen, ich darf den Ball verlieren, das ist kein Problem", sagte Traoré zuletzt im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Entscheidend ist, wenn der Ball verloren geht, wie gegen Dortmund bei Traoré und später Dahoud, dass der Rest des Teams die Situation antizipiert und abfedert. Das ist dann die Balance, die Struktur im Spiel eines Teams. Daran muss noch gearbeitet werden. Und an der Effektivität. Auch dafür lieferte Traoré am Samstag Belege: In Halbzeit eins geriet sein Pass auf Raffael etwas zu lang, nach der Pause scheiterte er freistehend an BVB-Torwart Roman Bürki. Er hätte also dem Spiel eine andere Geschichte geben können. doch auch das hat er in den Straßen von Paris gelernt: Aufzustehen nach der Niederlage und es wieder versuchen. So wie es sich für einen Dribble gehört. "Ich soll auf jeden Fall Unruhe in die Abwehr bringen, auch wenn es 15 Mal nicht funktioniert. Wenn es einmal klappt, sind alle glücklich", erklärte Traroé.

(RP)
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