Borussia Mönchengladbach Schweigender Xhaka wieder Gesprächsthema gegen Ingolstadt

Ingolstadt · Ist die Reifeprüfung nun in die Hose gegangen? Granit Xhakas Auftritt beim FC Ingolstadt sorgte zumindest für ein halbes Déjà-vu. Er sah die Gelbe Karte, im Gegensatz zum Hinspiel jedoch nur einmal. Alles Weitere verhinderte sein Trainer.

Granit Xhaka geigt Dario Lezcano die Meinung. Ingolstadts Social-Media-Team fühlt sich bestätigt.

Granit Xhaka geigt Dario Lezcano die Meinung. Ingolstadts Social-Media-Team fühlt sich bestätigt.

Foto: Dirk Päffgen

Vorab sei verraten: Der Hauptprotagonist der 29. Minute wollte anschließend nichts sagen. Das kommt bei Granit Xhaka selten vor. Nach den allermeisten Einsätzen steht der Schweizer Rede und Antwort, nach guten wie nach schlechten Spielen, ob bei den TV-Kollegen oder in der Mixed Zone. Oder er ist halt gesperrt und gibt in der Halbzeitpause ein Interview bei "Sky".

Sechsmal, inklusive Champions League, musste Xhaka bislang in dieser Saison zusehen. Am kommenden Freitag gegen Hannover 96 wird er gelbgesperrt fehlen, was im Normalfall kein großes Thema ist, am Samstag in Ingolstadt aber aus diversen Gründen wieder eines war.

Bereits nach dem 8. Spieltag, nach dem 2:0 gegen den VfL Wolfsburg am 3. Oktober 2015, hätte sich André Schubert Gedanken machen können, wie er Xhaka im defensiven Mittelfeld mal ersetzen will. An jenem Tag sah der 23-Jährige bereits seine vierte Gelbe Karte in dieser Saison, ganz schön früh und ganz schön lange her.

Viermal musste Schubert den Plan seitdem aus der Schublade holen, kurioserweise nie wegen einer Gelbsperre. Am 7. November flog Xhaka gegen den FC Ingolstadt mit Gelb-Rot vom Platz, Havard Nordtveit ersetzte ihn gegen Hannover 96. So war es auch dreimal zu Beginn der Rückrunde nach Xhakas Tätlichkeit gegen den SV Darmstadt am 20. Dezember. 731 Minuten waren vergangen, als Schiedsrichter Tobias Welz dem Borussia-Kapitän nun mal wieder eine Karte zeigte. Es war die Gelbe, erneut gegen Xhakas Spezis aus Ingolstadt.

Nach einer knappen halben Stunde sprang die Bank der Gastgeber geschlossen auf. Xhaka hatte Dario Lezcano im Luftduell zweifellos mit dem Ellbogen im Gesicht getroffen — nicht böse, aber Gelb war keine Fehlentscheidung. So wie die Ingolstädter Ersatzspieler sprang kurz darauf die Borussia-Timeline bei Twitter auf. Die Social-Media-Abteilung des FCI lieferte ein Beispiel, dass Ironie und Sarkasmus — wenn das überhaupt die Intention gewesen sein sollte — in maximal 140 Zeichen schlecht funktionieren:

Später kam noch eine Antwort der Ingolstädter in Form eines: "Verstehen Sie Spaß?"

Und so regten sich alle irgendwie auf. Die Borussen auf dem Rasen beschwerten sich gewaltig bei Referee Welz, weil kurz zuvor Ingolstadts Roger ungestraft auf den Fuß von Lars Stindl hatte steigen dürfen. Der Offensivmann musste sogar behandelt werden.

Das änderte herzlich wenig an beiden Entscheidungen des Schiedsrichters. Die Gelbe Karte bewegte Schubert aber zu einer Entscheidung in der Halbzeitpause: Er nahm Xhaka vom Platz, um ihn vor dem kompletten Déjà-vu zu schützen. Der Trainer brachte dafür Tony Jantschke, der Havard Nordtveit nach vorne auf die Sechserposition schickte.

"Wenn wir ihn nicht rausnehmen und es in der 55. Minute Gelb-Rot gibt, hätten alle geschrien, wie man ihn auf dem Platz lassen konnte", verteidigte Sportdirektor Max Eberl die Maßnahme seines Trainers. "Ich glaube, dass die Entscheidung richtig war, daran lag es auch nicht."

Immerhin hatte sich Xhaka mit einer schwachen Quote von 61 Prozent der Pass-Ungenauigkeit seiner Kollegen angeschlossen. Gleichzeitig kam eines seiner 17 erfolgreichen Zuspiele aber in der achten Minute bei André Hahn an. Frei vor Ingolstadts Keeper Ramazan Özcan büßte der Angreifer merkwürdig an Tempo ein und wurde sauber von Benjamin Hübner abgegrätscht.

Es sollte bis ihn die Nachspielzeit Gladbachs beste Chance bleiben, als Özcan einen abgefälschten Hahn-Kopfball von der Linie kratzte. Ein Happy End hätte gar nicht in die konsequente Dramaturgie des Nachmittags gepasst.

(jaso)
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