Borussia Mönchengladbach Borussia gibt Anlass zur Vorfreude

Mönchengladbach · Die Bestandsaufnahme nach der zweiten Phase der Vorbereitung zeigt: Gladbachs Kader ist breiter aufgestellt als zuvor, der Fußball ist attraktiv, es gibt viele, die Führungsaufgaben übernehmen wollen, die Stimmung ist gut. Aber die Übersetzung auf den Ernstfall muss gelingen.

Borussia Mönchengladbach: Beste Torjäger in der Vorbereitung 2016
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Torjägerliste der Sommer-Vorbereitung 2016

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Foto: Dirk Päffgen

Mit dem Mini-Turnier in Osnabrück ist die zweite Phase der Saisonvorbereitung der Borussen zu Ende gegangen. Erst gab es den Uhrencup in der Schweiz, danach das Trainingslager am Tegernsee. Nun gibt es eine Zäsur durch fünf freie Tage, dann geht es in die letzte Phase der Vorbereitung. Trainer André Schubert wirkte am Ende der Tage in Rottach-Egern entspannt, er ist spürbar zufrieden mit dem Status quo. Zu Recht, wie eine Bestandsaufnahme zeigt.

Der Trainer André Schubert wirkt hoch motiviert in seiner ersten Sommervorbereitung als Borussen-Trainer. Er hat neue Ideen mitgebracht wie das 4-3-3-System oder die Umschulung einiger Spieler. Taktisch bleibt er indes zunächst beim Bewährten (3-4-3, 3-5-2), um die neuen Spieler einzugewöhnen. Das Training ist gut dosiert und effektiv - beim 3:1 gegen 1860 München war erkennbar, dass vormittags einstudierte Elemente saßen. Durch seine Ankündigung, sehr variabel zu bleiben, werden alle Spieler motiviert. Schubert weiß indes auch, dass er alle brauchen wird in der Hinrunde. Borussias Spiel mit großer Gier auf Tore und den Ball ist sehr kraftaufwändig, es gibt viele Spiele, daher muss zwangsläufig rotiert werden.

Der Kader Das Team ist noch breiter aufgestellt als in der Vorsaison, Borussia steht wohl besser da als die meisten Bundesligisten. In der Theorie sind alle Positionen bis zu vierfach besetzt, in der Praxis mindestens zwei- bis dreifach. Das 3-5-2- respektive 3-4-3-System, das Schubert in der vergangenen Saison etabliert hat, kann durch personelle Wechsel unterschiedlich interpretiert werden — ohne große Qualitätseinbußen. Hinzu kommt das 4-3-3 als Option. Klingt spannend.

Die Stimmung Die Chemie stimmt. Wie wichtig Wohlfühlen ist, hat Christoph Kramer hervorgehoben. Er und die anderen neuen Spieler haben allesamt festgestellt, dass es die richtige Entscheidung war, nach Gladbach zu kommen. "Ich habe das Gefühl das wir eine richtig gute Truppe sind", schrieb Routinier Christofer Heimeroth in seiner RP-Kolumne. Die Konkurrenzsituation scheint leistungsfördernd und nicht sozial problematisch. Ein Idealzustand. Den gilt es zu bewahren. Trotz aller individuellen Qualität wird es weiter darauf ankommen, wie Borussia als Team funktioniert.

Die Neuen Jannik Vestergaard, Christoph Kramer und Tobias Strobl sind längst mittendrin im Team. Alle drei sind Charaktere, die dem Team gut tun werden. Die Jungspunde Mamadou Doucouré und "Lazi" Benés lernen ob ihrer Verletzungen zuerst mal Geduld. Aber sie lernen auch das Team kennen. Sie sind die Zukunft - und werden in einem gesunden Umfeld die Zeit bekommen, sich zu entfalten. So auch die Eigengewächse (Ndenge, Simakala, Nicolas), die am Tegernsee einen guten Eindruck machten. Kurios: Die "Erfahrenen" sind zuweilen kaum älter als das junge Gemüse, siehe Nico Elvedi.

Die Führungsspieler Die Mannschaft muss sich strukturell neu aufstellen, es müssen neue Köpfe her. Die Borussen setzen auch hier auf Breite. Mehr als ein Dutzend Spieler scheint gewillt, Führungsarbeit zu machen. Die sechs, die im Spielerrat sind (Sommer, Stindl, Wendt, Jantschke, Johnson, Heimeroth, allesamt erfahrene Spieler) müssen federführend strukturbildend sein. Wie wichtig es ist, ein Rückgrat zu haben, zeigte sich vergangene Saison: Trotz des Katastrophenstarts fiel das Team nie auseinander, sondern kämpfte sich gemeinsam aus der Krise.

Die Gewinner André Hahn ist als Stürmertyp en Vogue. Er zeigt, warum: mit vollem Einsatz und vielen Toren. Auch Thorgan Hazard ist in Tor- und Spiellaune. Tony Jantschke und Julian Korb hatten aus verschiedenen Gründen eine schwierige Vorsaison. Nun gab es für beide ein Sonderlob des Trainers. Das tut gut. Tobias Strobl hatten viele nicht so recht auf dem Schirm. In der Vorbereitung hat sich das geändert: Der Ex-Hoffenheimer ist sehr präsent als Typ und Kicker - ein Gewinner der Vorbereitung.

Die Spiele Sechs Siege und eine Niederlage gab es. Gegen Bern zeigte Gladbach (3:3 nach 2:3, 8:7 im Elfmeterschießen) Nehmerqualitäten und Nervenstärke vom Punkt - letzteres auch gegen St. Pauli (5:4 nach Elfmeterschießen). Überhaupt wurden alle 13 Elfmeter in den Testspielen verwandelt. Das 3:1 gegen 1860 war spielerisch sehr überzeugend. Insgesamt zeigen die Spiele, dass Borussia offensiv bleibt, weiter auf technisch hochwertigen aggressiven Ballbesitz-Power-Fußball setzt - indes mit mehr robusten Elementen und mehr Wegen zum Tor. Hinten rum braucht es aber noch einen Schliff, das zeigte sich insbesondre gegen die frechen Osnabrücker.

Das Fazit Bis heute darf man die Vorbereitung als gut und gelungen bewerten, alle arbeiten konzentriert und fokussiert. Borussia gibt Anlass zur Vorfreude auf die Saison. Aber Vorsicht: Die Übersetzung auf den Ernstfall muss gelingen. Denn ähnlich war das Fazit im Jahr zuvor. Dann gab es überraschend die Bruchlandung. Daraus jedoch sollte Gladbach gelernt haben. Selbstbewusstsein und das Wissen um die eigene Stärke allein reichen nicht für den Erfolg. Der ist nach wie vor das Ergebnis harter Arbeit und voller Konzentration. In jedem Spiel.

(RP)
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