Borussia Mönchengladbach Borussia gelingt der Arbeitssieg — jetzt kommt Barca

Mönchengladbach · Der Kapitän geht voran: Lars Stindls Tor kurz vor der Pause hat Borussia gegen den unangenehmen FC Ingolstadt auf die Siegerstraße gebracht, Oscar Wendt sorgte in der 75. Minute für die Entscheidung.

5. Spieltag: Elf des Tages
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Foto: afp, PST

Das 2:0 war der erste Pflichtspielsieg gegen diesen Gegner überhaupt und der zehnte Heimsieg in Folge. Somit setzte Borussia die eine Serie fort, indem sie die andere, die düstere gegen Ingolstadt beendete. Der Sieg war mehr pragmatisch als glanzvoll. Für die Borussen ist es der beste Start seit fünf Jahren, sie haben jetzt zehn Punkte in fünf Spielen gesammelt — mehr hatten sie zuletzt 1976 nach fünf Spielen auf dem Konto (elf Punkte). Die Generalprobe für das große Champions-League-Treffen mit dem FC Barcelona am Mittwoch ist gelungen.

Für das Unternehmen zehnter Heimsieg in Folge hatte Trainer André Schubert sein Team im Vergleich zum 1:1 beim RB Leipzig gehörig umgebaut. Raffael fehlte wie schon in Leipzig auch gegen Ingolstadt, zudem fiel Tobias Strobl mit einem Muskelfaserriss aus. Thorgan Hazard und Ibo Traroé, beide am Samstag zu Gast im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF, mussten auf die Bank. Julian Korb, Tony Jantschke und Mo Dahoud rückten dafür ins Team.

Vestergaard musste zusehen

Korb und Jantschke waren Teil der defensiven Viererkette, die bei eigenem Ballbesitz zur Dreierkette wurde, Jannik Vestergaard, in Leipzig noch Teil der Kette, musste weichen. Mo Dahoud nahm im zentralen Mittelfeld neben Christoph Kramer den Platz ein.

Fabian Johnson ist in letzter Zeit ein wenig als Freigeist im Team unterwegs. Er treibt sich in fast allen vorderen Bereichen des Spielfeldes herum — als multifunktional einsetzbarer Spieler kann er halt auch viele Jobs machen. Den des Stürmers spielte er früher bei 1860 schon. Grundsätzlich kam er gegen Ingolstadt über den rechten Flügel, zog aber auch immer wieder in die Mitte und unterstützte dann das Sturmduo André Hahn und Lars Stindl.

Die mit den Ex-Borussen Tobias Levels und Mathew Leckie angetretenen Ingolstädter sezten auf ihr gewohnt körperbetontes Spiel. Sie versuchten früh zu attackieren, um den Spielfluss der Borussen im Keim zu ersticken. Das gelang wie üblich — Ingolstadt machte schon in der vergangenen Saison den Gladbachern wenig Freude beim 0:0 im Borussia-Park und beim 0:1 im Rückspiel — recht gut, denn der große Spielfluss, mit dem Schuberts Team eine Woche vorher Werder Bremen vor allem in der ersten Halbzeit auseinander spielte, kam nicht zustande. Mehr quer als steil wurde gespielt, oft auf hoch und weit (vor allem vom Gegner) und statt des Balls traf man öfter mal den Gegner — packend war das nicht.

Dahoud war auffälligster Borusse

Wenn es gefährlich wurde, dann war Mo Dahoud beteiligt. Den hatte Schubert zuletzt in Leipzig noch gerüffelt — und nun war er der Mann fürs Kreative in Abwesenheit von Raffael. Schubert hatte angemahnt, der Jüngling müsse wieder die Form des Vorjahres finden. Dahoud, mithin der laufstärkste Borusse, deutete dann auch an, was er kann. Nach zwölf Minuten eroberte er den Ball und sorgte von der Strafraumgrenze für den ersten Abschluss. Torwart Örjan Nyland hatte aber keine Probleme. Später holte sich Dahoud erneut den Ball und suchte Stindl, der Ball geriet aber zu lang. Auffällig war Dahouds körperliche Präsenz gegen den robusten Gegner.

Jenseits dieser Szenen gab es wenig Erbauliches. Ingolstadt war der erwartet unangenehme Gegner — doch es fehlten auch die Ideen und klare Aktion, um die Gäste vom Matchplan abzubringen. So gab es nach rund einer halben Stunde und keiner wirklichen Chance auf beiden Seiten, dafür aber viele zu langen, zu kurzen, zu ungenauen Pässen die ersten Pfiffe und Unmutsäußerungen von der Tribüne. Zeitweise war es auch sehr still, mal abgesehen vom Dauer-Singsang aus dem Ultra-Block in der Nordkurve.

Kreative wie Traoré und Hazard saßen draußen, der verletzte Raffael auf der Tribüne. Von Stindl kaum zunächst zu wenig, als dass er das Spiel seines Teams initiieren konnte. Ingolstadt hatte derweil immer wieder Freistöße in Strafraumnähe, konnte daraus aber keine brauchbaren Aktionen in Richtung Tor von Yann Sommer kreieren.

Stindl mit "Fuß und Auge"

Es war ein zäher Nachmittag, Glanz und Gloria, die Borussia gegen Bremen versprühte fehlten bei sommerlichen Temperaturen total — bis zur 42. Minute. Da spielte Lars Stindl nach einem Ballverlust von Leckie im Spielaufbau endlich mal schnell und steil auf André Hahn, der suchte Johnson in der Mitte, doch der Ball prallte zurück zum nachgerückten Stindl. Das Glück half, doch der Kapitän arbeitete mit "Fuß und Auge" (Stadionsprecher Torsten Knippertz) und traf zum 1:0. Das erste Pflichtspieltor nach 222 gemeinsamen Minuten gegen Ingolstadt überhaupt war das — und die erste Führung gegen diesen Klub.

Wie es eben ist in Spielen wie diesen: Fällt das Tor und geht dann alles gut, war es die nötige Geduld, geht es schief, ist es zu wenig aktiv gewesen. Fußball ist auch ein Ergebnissport und Ergebnisse definieren daher zuweilen den Inhalt. In Leipzig reichten zwei, drei Torschüsse für das 1:1, nun brachte der zweite Versuch die 1:0-Führung. In Leipzig hatte Stindl den entscheidenden Pass auch Johnson gespielt, bevor dieser traf, nun leitete er das eigene zweite Saisontor mit seiner bis dahin besten Aktion selbst ein.

Das ist Stindls große Stärke: die Effektivität. In Abwesenheit von Raffael übernahm er Verantwortung als Torschütze und bahnte den wichtigen dritten Heimsieg der Saison an. Das Spiel blieb jedoch auch nach dem Tor wie es war: zerfahren, unstrukturiert. Schubert brachte Thorgan Hazard für Hahn, wohl weil er sich vom Belgier, gegen Bremen bester Mann auf dem Platz, gute Einfälle erhoffte.

Wendt sorgt für die Entscheidung

Einen solchen hatte nach 64 Minuten aber erneut Dahoud: Nach einem Solo steckte er durch zu Fabian Johnson, der aber Nyland anschoss und so das 2:0 verpasste. Nach 70 Minuten bediente Lars Stindl Julian Korb, der den Pfosten traf. Ingolstadt schaffte es in dieser Phase nicht, von destruktiv auf konstruktiv umzuschalten.

Oscar Wendt sorgte dann für die Entscheidung. Mo Dahoud, der immer sicher auftrat, bediente den mitgelaufenen Schweden und der Linksfuß erzielte mit rechts das 2:0. Es wurde "gedöpt" im Borussia-Park. Und nun schaut alles auf den Mittwoch.

FC Barcelona — das steht für eine andere Art Fußball, als die, die es gegen Ingolstadt zu sehen gab. Die Herausforderung Fußball spielen-arbeiten haben die Borussen gegen die typischen Vertreter dieser Stilart, Leipzig und Ingolstadt, mit vier Punkten abgeschlossen. Jetzt folgt die Kür: Lichter an für die ganz große Bühne: Champions League gegen Barca.

(kk)
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