Borussia Mönchengaldbach Gladbach geht in Dortmund unter — Favre reagiert

Dortmund · Beim 0:4 in Westfalen kommt die niederrheinische Borussia noch glimpflich davon.

Borussia Mönchengladbach startet ganz schwach in die Saison: die Einzelkritik
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BVB - Borussia: Einzelkritik

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Lucien Favre änderte am Sonntag seine Gewohnheiten. Normalerweise laufen diejenigen Spieler, die tags zuvor gespielt haben, locker aus, nur die Ersatzmänner trainieren richtig. Aus gegebenem Anlass jedoch ordnete der Trainer von Borussia Mönchengladbach ein Training im Normalumfang für den gesamten Kader an. Das 0:4 bei Borussia Dortmund, das Favre in seiner Art und Weise wohl ebenso überrascht hat wie viele andere Experten, hatte dem Schweizer gezeigt, dass "wir viel Arbeit haben". Am Sonntag fing er damit an.

Was in Dortmund schief ging, ist schnell zusammengefasst: alles. Es war ein Spiel der Borussen, das nichts hatte vom üblichen Favre-Stil. So etwas hatten die Gladbach-Fans lange nicht erlebt. Die defensive Stabilität, die die Basis des Gladbacher Aufschwungs unter Favre ist, kam total abhanden, die hoch gelobten Automatismen funktionierten nicht, es gab fatale Ballverluste in der Vorwärtsbewegung und klaffende Lücken zwischen den Mannschaftsteilen, keiner konnte die Hilfe des anderen erwarten, Ideen und Mut im Spiel nach vorn fehlten vollends. "Es war eine bittere Lektion", befand Rechtsverteidiger Tony Jantschke. Torwart Yann Sommer sah "einen Klassenunterschied".

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Sportdirektor Max Eberl wollte nicht Einzelne herausnehmen, insbesondere nicht die beiden jungen Innenverteidiger Marvin Schulz und Andreas Christensen oder den neuen Stürmer Josip Drmic. "Jeder ist nur so gut, wie die Mannschaft ist, und die Mannschaft ist nur so gut wie der Einzelne. In Dortmund hat von der ersten bis zu letzten Sekunde gar nichts gepasst, bei jedem Spieler", gab Mittelfeldmann Granit Xhaka zu.

Er brauchte einen Tag, um Worte zu finden, nach dem Spiel war er schweigend entschwunden. Seine Miene erzählte von seinem Gemütszustand: Er war maßlos enttäuscht. Das war der seelische Durchschnittszustand der Borussen, die nicht Schwarz und Gelb trugen. "Wir müssen eigentlich nicht viel darüber reden", sagte Xhaka gestern, zählte dann aber die Mängel des vorangegangenen Tages doch auf: "Wir hatten Angst, wir hatten zu großen Respekt, wir waren schlecht."

Wenn das Spiel beim BVB als Probe aufs Exempel für die großen Herausforderungen dieser Saison, unter anderen in der Champions League, herhalten soll, ist der Eindruck ernüchternd. In dieser Form wird es schwer für Gladbach, da mitzuhalten. "Wenn es darauf ankommt, müssen wir da sein - und das waren wir nicht", gestand Xhaka. Das Schockerlebnis kann aber auch hilfreich sein. Die Borussen wissen nun, dass diese Saison ganz sicher kein Selbstläufer wird. Für alle, die das vermutet haben, war es ein formidabler Weckruf.

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Foto: afp, PST/DG

Es gilt nun, sich neu zu sortieren. Favre wird sein Personal hin- und herdenken auf der Suche nach der Stabilität. Martin Stranzl und André Hahn, die in Dortmund fehlten, sollen ins Training zurückkehren, Kämpfertypen wie sie könnten jetzt hilfreich sein - wenn sie bereit sind. Zudem steht wohl der Zukauf des Berliner Linksverteidigers Nico Schulz an.

Unabhängig von Namen bleibt es dabei: Nur wenn die Mannschaft zu 100 Prozent funktioniert, ist sie bereit für das höchste Bundesliganiveau. "Wir haben in Dortmund genau die Dinge, die uns im vergangenen Jahr stark gemacht haben, vermissen lassen", monierte Jantschke. Auf diese Stärken wollen sich die Gladbacher besinnen. "Wir haben Qualität", stellte Xhaka klar. Den Nachweis will Gladbach am Sonntag gegen Mainz erbringen.

(RP)
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