Borussia Mönchengladbach Flexible Flügelflitzer

Rottach-Egern · Ibo Traoré, der beim 3:1-Sieg im Testspiel gegen den TSV 1860 München eine ganz starke Partie machte, und Patrick Herrmann gehören zu den Spielern, die von Trainer André Schubert jetzt neu definiert werden.

Ibrahima Traoré im Porträt: Sieben Jahre bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Ibrahima Traoré

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Lars Stindl hatte nicht mehr viel zu tun. Den Fuß musste er hinhalten und den Ball ins Tor stupsen. Die Hauptarbeit an diesem Treffer, dem 3:0 bei Borussias 3:1 im Testspiel gegen 1860 München, machte ein anderer: Ibrahima Traoré. Der hatte richtig Spaß an diesem Spiel, er war kaum, und wenn dann nur durch Fouls, zu bremsen.

Traoré, der während der EM in seiner französischen Heimat als Fan unterwegs war, gehört zu den Borussen, die von Trainer André Schubert neu definiert werden. Als Traoré nach Gladbach kam vor zwei Jahren, war er Außenstürmer. Und zwar einer, der sich durchaus schwertat, konkret mit nach hinten zu arbeiten. Inzwischen ist er in Schuberts Dreierketten-Variante ein offensiv ausgerichteter Außenverteidiger, an dem so schnell keiner vorbeikommt. In der Rückrunde der vergangenen Saison begann dieser neue Karriereabschnitt des körperlich kleinsten Borussen. Und er machte den Job gegen Gegenspieler wie Kevin Volland oder Kingsley Coman richtig gut. "Viele haben gedacht, die Position sei zu defensiv für mich, aber ich kann das", sagt Traoré. Nach hinten macht er sehr fokussiert und konzentriert Räume dicht, nach vorne reißt er mit seiner quirligen und unbändigen Spielart konsequent Löcher - wie nun gegen 1860 München.

Doppel-Elfmeter und Stindl-Tor gegen 1860
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Patrick Herrmann, wie Traoré eigentlich der Prototyp eines Außenstürmers, ist auch einer, der diesen Job machen kann. "Ich kann mich reinbeißen und inzwischen echt gut verteidigen", sagt Herrmann. Im letzten Spiel der Vorsaison in Darmstadt durfte er schon mal vorspielen. Aktuell muss er pausieren wegen einer Entzündung am Schambein, was ihm gar nicht in den Kram passt: "Nach der langen Verletzung mit dem Bänderriss in der letzten Saison tut jetzt jede noch so kleine Pause weh." Doch er ist bereit für den Konkurrenzkampf: "Ich werde auf meine Einsätze kommen." Es ist schon eine verwegene Vorstellung, doch es ist konkret denkbar, dass im 3-5-2 oder 3-4-3 rechts Herrmann und links Traoré spielen, also zwei Flügelflitzer als Außenverteidiger. "Es kommt ja immer auf den Gegner an", wissen beide. Und auf die Grundordnung. "Im 4-4-2 werden wir eher nicht die Außenverteidiger sein", sagt Herrmann. Da gäbe es auch mehr Jobs auf der Außenbahn, vier statt zwei. Grundsätzlich "haben wir einen großen Konkurrenzkampf auf den Flügeln", weiß Traoré.

Da Jonas Hofmann (Sechs, Acht, Zehn), Thorgan Hazard (Zehn, Neuneinhalb) und André Hahn (Neun, Neuneinhalb) bei Schubert in die Mitte geschoben wurden, sind es drei Herren weniger für Außen, aber immer noch sind es sechs Spieler unterschiedlichster Art, die sich um die Positionen auf dem Flügel bewerben: Oscar Wendt, Julian Korb (der gegen 1860 in der Dreikette spielte), Fabian Johnson, Rückkehrer Nico Schulz sowie eben Traoré und Herrmann. "Es kommt auch auf den Gegner an. Es ist was ganz anderes, wenn Ibo und ich da spielen oder Oscar und Juli", sagt Herrmann. Die Vorstellung, dass er plötzlich ein direkter Konkurrent seines Kumpels Korb ist, mit dem der bei Lucien Favre lange ein funktionierendes Duo auf rechts bildete, "ist schon kurios".

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Foto: jdp/Jens Dirk Paeffgen

Traoré und er könnten indes in der neuen Saison auch mal wieder in ihrem ursprünglichen Metier unterwegs sein: als echte Außenstürmer. Traoré lebte diesen Teil seiner Fußballer-Seele gegen 1860 lustvoll aus, als er zur Grundlinie zog und Stindl das Tor auflegte. André Schubert hat als Alternativsystem das 4-3-3 in Aussicht gestellt. In der klassischen Ausprägung mit zwei Flügelstürmern und einem Mittelstürmer könnte man sich (auch im 3-4-3) Herrmann und Traoré vorstellen, die André Hahn, der gegen München per Elfmeter seinen Torlauf dieser Vorbereitung fortsetzte, mit Flanken füttern. "Ich bin ganz flexibel, ich habe kein Problem damit, rechter Verteidiger oder Rechtsaußen zu spielen", sagt Herrmann.

Damit ist er voll im Thema der Saison. Schubert setzt auf Flexibilität, das zeigte sich auch gegen 1860. Je nach personeller Interpretation kann jede taktische Grundordnung ganz anders interpretiert werden. Herrmann könnte mithin auch noch eine andere Rolle spielen: "Im Sturm habe ich in der letzten Rückrunde ja auch ein paarmal gespielt", sagt er.

(RP)
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