Borussia Mönchengladbach Feiertag mit gemischten Gefühlen

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach steht fast sicher in der Champions League, trotzdem wird über Trainer Schubert diskutiert. Sportdirektor Max Eberl ist deshalb angesäuert.

Borussia Mönchengladbach - Bayer 04 Leverkusen: "Fohlen" in der Einzelkritik
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Borussia - Bayer: die "Fohlen" in der Einzelkritik

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Foto: dpa, a

Es war ein Feiertag mit gemischten Gefühlen im Mönchengladbacher Borussia-Park. Der Blick in die Zukunft, in der Borussia zum zweiten Mal in der Klubgeschichte an den Champions-League-Play-offs teilnehmen wird, war ein Anlass für ausgelassene Fröhlichkeit. Die Fans sangen ihr Europapokal-Lied und die Hymne "Die Seele brennt". Und sie feierten ihre Helden, vor allem André Hahn, der mit zwei Toren das 2:1 gegen Bayer möglich gemacht hatte. Für einen Nach-Jubler sorgte ein Ex-Teamkamerad von Hahn in Augsburg: Daniel Baier. Dessen 1:1 auf Schalke ließ den Vorsprung des Vierten Gladbach auf die Konkurrenz schier uneinholbar ansteigen.

Doch es war auch eine Zeit der Melancholie. Unter anderem die alten Haudegen Martin Stranzl und Roel Brouwers sagten Adieu. Es gab Abschiedstränen. Dennoch überwog die Freude. Und der Stolz, den vierten Platz erreicht zu haben. "Großartig" sei das angesichts des Saisonstarts mit fünf Niederlagen nebst des Abgangs von Lucien Favre, befand Sportdirektor Max Eberl. Dessen Nachfolger André Schubert reanimierte die hohen Qualitäten im Team und führte es mit 1,86 Punkten im Schnitt (den hatte noch kein Borussen-Trainer vor ihm) zurück in die Höhenlagen der Liga.

"Wir haben ab dem sechsten Spieltag Platz drei hinter Bayern und Dortmund, noch vor Leverkusen erreicht", sagte Schubert. "Wir haben auch ein paar Tore geschossen, außerdem spielen wir nicht ganz unattraktiv, finde ich." Das war ein Kurzresümee seiner Arbeit, die nebenbei eine Neuformatierung des Teams beinhaltete: taktisch und personell. Viel Neues also, aber hinten raus Konstanz: Borussia spielt zum vierten Mal in fünf Jahren international und hat die Chance, sich zum zweiten Mal in Folge in Europas Spitzenklasse zu qualifizieren.

Weswegen es einigermaßen skurril anmutet, dass nach wie vor über die Zukunft des Trainers, der einen Vertrag bis 2017 hat, debattiert wird, sogar konkret: Markus Weinzierl, in Augsburg als Entwickler auffällig geworden, soll angeblich der "Topfavorit" sein, war nun in "Bild" zu lesen. So hieß es auch unmittelbar nach der Demission von Favre vergangenes Jahr. Zudem ist in der Boulevardzeitung von internen Schwierigkeiten mit Schubert die Rede.

Sportdirektor Max Eberl war nach dem Leverkusen-Sieg angesäuert, weil ihm die Trainer-Frage folgte wie ein lästiges Insekt. "Bodenlos" sei das, polterte er, und fragte in die Runde, warum diese Frage immer wieder aufkomme. Genau das ist die Frage: Warum? Warum gibt es Zweifel an Schubert? Warum kommt das Weinzierl-Thema immer wieder hoch? Warum findet Eberl trotz vieler Treuebekundungen offenbar noch immer nicht die richtigen Worte, die Diskussion ein für alle Mal zu beenden? Fakt ist: Weil es so ist, ist denkbar, dass noch nicht das letzte Wort gesprochen ist in der Trainerfrage.

Schubert hat indes Fakten geschaffen, die für ihn sprechen, weswegen eine Demission zumindest ein paar kommunikationstechnische Klimmzüge erfordern würde, denn das Selbstverständnis der Borussen sieht nicht vor, einen erfolgreichen Trainer zu entlassen. "Man kann sich ja mal die Punktezahl anschauen, die ich seit dem sechsten Spieltag bis dato geholt habe. Wenn das nicht reichen sollte, dann muss ich damit leben", sagte Schubert. Klang das kämpferisch? Oder resigniert? Oder war es einfach eine berechtigte Feststellung?

Für die Borussen hat jedenfalls nun die konkrete Planung der neuen Saison begonnen. Sie werden analysieren und Schlüsse ziehen, immer mit Blick auf das Wohl des Klubs. Wie weitreichend die Konsequenzen sein werden, wird sich vielleicht zeitnah zeigen. "Stand jetzt" (Eberl am Samstag): André Schubert hat Borussia auf Platz vier geführt und ist ihr Trainer.

(RP)
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