Borussia Mönchengladbach Der 10.000-Kilometer-Krimi eines Gladbach-Fans

Mönchengladbach · Als Clemens Vasters am Freitagvormittag auf die Uhr guckt, ist er völlig entspannt. Er sitzt im Auto zum Flughafen und hat gerade seine Arbeitswoche mit dem letzten Meeting beendet. Das ist tatsächlich kein Anlass, unruhig zu werden – bis die Zusatzinfos kommen, dass Vasters sich in San Francisco befindet und am Samstag um spätestens 15.30 Uhr im Borussia-Park sein will.

Clemens Vasters' 10.000-Kilometer-Reise zum Derby
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Foto: Clemens Vasters/Twitter

Als Clemens Vasters am Freitagvormittag auf die Uhr guckt, ist er völlig entspannt. Er sitzt im Auto zum Flughafen und hat gerade seine Arbeitswoche mit dem letzten Meeting beendet. Das ist tatsächlich kein Anlass, unruhig zu werden — bis die Zusatzinfos kommen, dass Vasters sich in San Francisco befindet und am Samstag um spätestens 15.30 Uhr im Borussia-Park sein will.

Dort hat der Viersen-Dülkener, geboren und aufgewachsen in Mönchengladbach, eine Dauerkarte in Block 11. Allein die Zeitverschiebung zwischen Kalifornien und Deutschland packt neun Stunden auf die Uhr. Um kurz nach 24 Uhr deutscher Zeit soll sein Flieger Richtung Frankfurt abheben. "Das erfordert schon ein bisschen Vorplanung und Routine als Vielflieger", sagt Vasters. Der gelernte Programmierer ist vier Tage vorher extra nur mit Handgepäck in die USA geflogen, wo er mehrmals im Jahr beruflich unterwegs ist. Jede Minute ist wertvoll.

Morgens hat ihm der Twitter-Account der Borussia bereits eine "Gute Reise" gewünscht. Ein Sky-Moderator bietet Vasters an, in seiner Sendung anzurufen, "falls es am Flughafen langweilig ist". Der 46-Jährige ist kurz vor dem Abflug "live on air", weil er tatsächlich etwas Zeit totschlagen muss: Der Start verzögert sich um eine Stunde, Zeit für ein Foto im Gladbach-Trikot bei Twitter:

Um 1.11 Uhr in der Nacht auf Samstag twittert Vasters: "Laut Flugzeugführer kommen wir trotz einer Stunde Abflugsverspätung pünktlich in Frankfurt an. Läuft!" Um 10.54 Uhr twittert er ein Bild von der Landung in Frankfurt:

Wie sieht es aus mit der Nervosität, wenn man etwa vier Stunden vor Anpfiff des Derbys mit seinem Handgepäckkoffer in Frankfurt steht? "Das sehe ich sehr locker. Gerade samstags streicht die Lufthansa schon mal den Zubringerflug, aber um 12.15 Uhr ging mein Flug nach Düsseldorf. Wir waren pünktlich im Flieger, aber auf dem Weg vom Rollfeld zur Startbahn haben wir 30 Minuten verbummelt." Um 13.47 Uhr landet Vasters in Düsseldorf. Der Borussia Park füllt sich zu dieser Zeit schon langsam.

"In Frankfurt hatte ich mir Bargeld besorgt fürs Taxi, damit ich keine Zeit verliere beim Zahlen mit Kreditkarte", erzählt Vasters. "Als ich dem Fahrer gesagt habe, dass ich zum Borussia-Park will, war der schon ein bisschen perplex." Über die A44, die A52 und die A61 geht es nach Mönchengladbach. Jeder Kilometer stockender Verkehr würde die Mission "Pünktlich im Stadion sein" jetzt in Gefahr bringen.

Aber es läuft so gut, wie es im regelmäßigen Verkehrschaos rund um den Borussia-Park nur laufen kann. Um 14.45 Uhr wird Vasters auf Parkplatz P4 nahe des Hockey-Parks abgesetzt. Er eilt zum Auto seiner Frau, die den Schlüssel versteckt hat. Schuhwechsel, Jackenwechsel, Dauerkarte in die Hand und ab zum Stadion. Vasters strahlt:

Doch der Krimi ist noch nicht zu Ende. Vor der Ostgeraden stauen sich die Zuschauer an den Eingängen, wie so oft, seit die Kontrolle aufgrund der Anschläge von Paris etwas sorgfältiger ausfallen. "Das hat dann noch einmal 20 Minuten gedauert", sagt Vasters. Eine Wurst kann er sich trotzdem noch holen, um 15.16 Uhr ist es dann wirklich geschafft:

Viele seiner mehr als 8000 Follower haben Vasters Reise von San Francisco nach Mönchengladbach gespannt verfolgt. In der 9. Minute trifft Mo Dahoud zum 1:0, in der Nachspielzeit wird er ausgewechselt und nach 12,7 gelaufenen Kilometern mit stehenden Ovationen bedacht. Auf der Ostgeraden erhebt sich auch Vasters, der Dahouds Strecke 800-mal zurückgelegt hat. Das hat er sich dann wohl verdient:

(jaso)
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