Borussia Mönchengladbach Johnsons logisch-unlogischer Ausgleich

Leipzig · Borussias US-Amerikaner rettet in Leipzig mit seinem späten Tor das 1:1 in einem Spiel, das eigentlich gar nicht das seine war.

Fabian Johnson trifft mit dem ersten Torschuss der zweiten Hälfte
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Johnson trifft mit dem ersten Torschuss der zweiten Hälfte

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Es war der erste. Der erste Torschuss der Borussen in der zweiten Halbzeit. 0:1 stand es da seit langer Zeit, seit der sechsten Minuten genauer gesagt. Und die Borussen waren bemüht das zu ändern, indes ziemlich unbeholfen. Sie hatten mehr Ballbesitz und eine steigende Passquote gegenüber der ersten Halbzeit, doch ging es ohne Effekt ab. Torschüsse? Null! Bis zu eben dieser Situation. André Hahn verlängerte den Ball zu Lars Stindl, der Kapitän spielte einen wunderbaren Pass auf Fabian Johnson. Der legte sich den Ball von rechts auf links und schob ihn vorbei an Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi ins Netz. 1:1. Der Endstand.

Dass ausgerechnet Johnson das Tor machte und damit die zweite Auswärtsniederlage der Saison nach dem 1:3 in Freiburg verhinderte, war logisch und unlogisch zugleich. Vor der Pause war es ebenfalls Johnson, der den einzigen sinnvollen Torschuss abgegeben hatte - da traf er nach einer artistischen Hereingabe von André Hahn, der für den verletzten Raffael ins Team kam, den Querbalken. "Wir hätten da schon mal den Ausgleich gehabt. Den Ball muss ich machen, darum bin ich froh, dass ich den Ball am Ende noch rein bekomme", sagte Johnson. Ansonsten aber spielte er unglücklich. Seine Passquote lag nach 90 Minuten unter 50 Prozent. Für einen Strukturspieler wie ihn ist das arg dünn. Um die 80 wären normal.

Beim 4:1 gegen Bremen hatte Johnson vor der Pause herausragend gespielt, es waren mit seine besten 45 Minuten als Gladbacher. Er legte dabei Thorgan Hazard das 1:0 auf. Zweimal hatte er selbst die Gelegenheit zum Tor, war aber nicht konsequent genug. Nun traf er in Leipzig in einem Spiel, in dem Borussia sich letztlich gegen das eigene Auswärtsgesicht zur Wehr setzte. Ohne Raffaels Ideen war das Spiel nach vorn schwerfällig, zumal nachdem Leipzig nach wenigen Minuten das 1:0 schaffte. Das indes lag weniger an der von Trainer André Schubert erneut installierten variablen Dreier-Viererkette mit Andreas Christensen als Wechsel-Sechser. Christensen schoss seinen Landsmann Jannik Vestergaard an und erlaubte so Timo Werner das 1:0.

Lange war es danach zu einfallslos, was die Borussen boten. Doch anders als in Freiburg wollten sie die Geschichte nicht einfach geschehen lassen. Ballbesitz und Passquote wuchsen zusehends. Und damit auch der Druck auf den Gegner. Trotz des gestiegenen Engagements blieb Borussia aber total harmlos. Da fehlten dann wohl die Ideen von Raffael, dem "Maestro", der wegen einer Zerrung fehlte.

Raffael ist nicht nur Torjäger, sondern auch der große Inspirator. Hazard und Lars Stindl (trotz einiger guter Pässe wie dem vor dem 1:1) taten sich ohne ihn schwer mit der Zauberei à la Heimspiel, Raffael-Ersatz Hahn war bemüht, agierte aber unglücklich. Wie in der zweiten Halbzeit, als Stindl ihn auf die Reise schickte, er den Ball aber quer legte auf den im Abseits befindlichen Hazard. Es geht den Borussen in der Fremde eben nicht so leicht vom Fuß. "Natürlich ist Raffael ein wichtiger Spieler für uns. Aber ich denke, wir haben es nicht so schlecht gemacht", sagte Johnson, der mit Ibo Traoré auf den Flügeln spielte.

Seine Geschichte passte zum Gesamteindruck des Abends. Es war eigentlich nicht sein Spiel, aber am Ende war er der Held. "Es war ein hartes Spiel mit vielen Zweikämpfen und langen Bällen. In der zweiten Halbzeit sind wir besser ins Spiel gekommen und haben es angenommen, wie es war. Dementsprechend haben wir verdient den Ausgleich erzielt", resümierte Johnson. "So wollen wir ja eigentlich nicht spielen. Aber wenn es nicht anders geht, müssen wir es eben auch machen - und haben es dieses Mal auch richtig umgesetzt", befand er.

(klü)
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