Borussia Mönchengladbach Experten erklären: So besiegt man die Bayern

Mönchengladbach · In der Bundesliga ist der FC Bayern München in der laufenden Saison noch ungeschlagen. In 14 Spielen ging das Team von Trainer Pep Guardiola 13 Mal als Sieger vom Platz. Sieben Experten erklären, wie man die Bayern trotzdem schlagen kann.

Bernd Krauss trainierte Borussia Mönchengladbach von 1991 bis 1996.

Bernd Krauss trainierte Borussia Mönchengladbach von 1991 bis 1996.

Foto: Detlef Ilgner/imago

Bernd Krauss: Am 14.Oktober 1995 haben wir den FC Bayern in München 2:1 besiegt. Es war der erste Sieg einer Gladbacher Mannschaft dort überhaupt. An dem Tag haben wir alle Abläufe geändert: Wir sind erst am Spieltag nach München geflogen — und kamen auch erst spät an, weil sich der Abflug in Düsseldorf wegen Nebels verzögert hatte. Vielleicht hat das die entscheidende Lockerheit reingebracht. Wir sind rausgegangen, haben sie besiegt und sind nach Hause geflogen. Auf dem Bökelberg haben wir zu meiner Zeit als Spieler die Bayern oft geschlagen — weil wir mit mehr Mut agiert haben als in München. Man muss natürlich Respekt vor diesem Gegner haben, darf aber nicht in Ehrfurcht erstarren. Man darf sich nicht verstecken.

Bernd Krauss trainierte Borussia Mönchengladbach von 1991 bis 1996.

Inka Grings: Wenn ich für die taktische Ausrichtung verantwortlich wäre, würde ich gegen den FC Bayern voll auf Angriffspressing setzen. Es geht um den Versuch, sie so zu überrennen. Viel mehr bleibt dir gar nicht übrig. Du kannst die Gegenspieler nicht über ein Spiel komplett zustellen, weil sie einfach individuell zu stark sind. Die Bayern mit Pep Guardiola zeichnet aus, dass sie sich extrem schnell auf den Gegenspieler einstellen können. Man kann das nicht verhindern, wohl aber erschweren — in dem man den Druck möglichst hochhält. Wenn man sich hinten rein stellt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis München zuschlägt. Ich glaube, Gladbach verfügt über die Fähigkeiten, die Bayern auf jeden Fall zu ärgern.

Die Ex-Nationalspielerin arbeitet als Cheftrainerin in Duisburg.

Tobias Escher: Die Bayern sind zurzeit kaum zu knacken. Selbst wenn der Gegner eine Strategie gegen Pep Guardiolas Team entwickelt, passt Guardiola seine eigene Taktik einfach an. Kein Trainer reagiert so flexibel auf den Gegner wie der Münchner. Am ehesten sind die Bayern im Konter anfällig. Ihr Gegenpressing konzentriert sich sehr auf den Raum, sie schließen die Passwege. Sobald ein Gegenspieler mit einem Dribbling ein, zwei Bayern umkurvt, tut sich jedoch Raum auf. Klingt leichter, als es ist — an Vidal spaziert man nicht einfach vorbei. Doch Gladbach hat die nötige Ballsicherheit im Zentrum. Nach einem erfolgreichen Dribbling muss der Pass sofort auf die Außen folgen, wo die Bayern im Umschaltmoment offenstehen.

Der Taktikexperte erklärt für "Spielverlagerung" im Internet den Fußball.

Mike Hanke: Ich denke, die Borussen werden sich 100 Prozent auf das Spiel der Bayern vorbereitet haben. Das ist schwieriger geworden, denn unter Pep Guardiola sind die Münchener unglaublich variabel geworden. Entscheidend ist, die starken Außen zu doppeln — so haben wir das auch gemacht, als Lucien Favre unser Trainer war. Wir haben in der Saison 2011/2012 ja zweimal gegen die Bayern gewonnen. Man muss kompakt stehen, aggressiv in die Zweikämpfe gehen und immer wieder versuchen, gute Konter zu fahren. Es gibt immer wenige Chancen gegen die Bayern, also muss man konsequent vor dem Tor sein. Jede Serie endet irgendwann — und ich gehe davon aus, dass Borussia die Serie der Bayern beendet.

Mike Hanke spielte von 2011 bis 2013 für Mönchengladbach.

Borussia Mönchengladbach: Mike Hanke besucht Training vor Bayern-Spiel
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Mike Hanke besucht Borussia-Training vor Bayern-Spiel

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Foto: Dirk Päffgen

Gülistan Yüksel: Alle kennen ja eigentlich schon das Ergebnis. Alle meinen, Gladbach hat überhaupt keine Chance gegen einen derzeit übermächtigen FC Bayern München. In der vergangenen Saison ist dann alles aber doch ein wenig anders gelaufen. Ein Sieg, ein Unentschieden — so gut hat keine andere Mannschaft gegen die Bayern abgeschnitten. Ich habe auch für diesmal ein sehr gutes Gefühl. Borussia lebt vom Teamgeist, von der mannschaftlichen Geschlossenheit, von Leidenschaft, von Begeisterung. Sicher, München verfügt über die besseren Einzelspieler, aber das ist eine Garantie für nichts. Gerade André Schubert hat neuen Wind in die Mannschaft gebracht. Ich tippe auf ein hoch verdientes 1:0 für Mönchengladbach.

Die SPD-Politikerin ist Vorsitzende des Borussia-Fanklubs im Bundestag.

Karsten Kellermann: Die Bayern besiegen? Unmöglich? Nein! Nichts ist unmöglich. Das hat Borussia in dieser kuriosen Saison schon gezeigt. Entscheidend ist, sich zuzutrauen, die Bayern besiegen zu können. Denn wer es sich zutraut, der wird auch nicht das ängstliche Kaninchen vor der Schlange sein, sondern ein Kampfkarnickel. Die aktuelle Borussia ist eine Mischung aus Lucien Favres ausgefinkelter Sicherheitsstrategie, die der Schweizer nachhaltig bei den Spielern hinterlegt hat, und André Schuberts aufregendem Powerfußball. Beide Anlagen - das Favre-Gen und den Schubert-Stil - muss das Team gegen den Branchenführer in bester Art ausleben: gewieft verteidigen und konsequent angreifen. Die Bayern sind überragend. Aber Borussia ist auch richtig gut. Gut genug, um die Bayern zu ärgern. Gut genug, um die Bayern auch zu besiegen.

Der Sportjournalist berichtet für die RP über die Borussia.

Stefan Klüttermann: Wer die Bayern schlagen will, muss sie ärgern. Und wer sie ärgen will, muss sie solange nerven, bis sie entnervt sind. Wie man diese Abfolge - ärgern, nerven, schlagen - perfekt in die Tat umsetzt, dafür hat Borussia beim letzten Duell in München eine Blaupause hingelegt. Lucien Favres Gladbacher verteidigten massiv - das ärgerte die Bayern. Borussia verteidigte zudem so intelligent, dass die Bayern sich irgendwann entnervt ob des nicht funktionierenden Kombinationsspiels auf brotlose Flanken verlegten. Schließlich Gladbach konterte auch noch clever, und so gewann man 2:0. Wenn André Schuberts Borussen morgen wieder eine Chance gegen die Münchner haben wollen, müssen sie Favres Blaupause aus dem März möglichst nahe kommen.

Der Sportjournalist berichtet für die RP über die Borussia.

(RP)
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