Filip Daems im Interview "Ein Job bei Borussia? Klar kann ich mir das vorstellen"

Mönchengladbach · Borussias früherer Kapitän Filip Daems spricht über sein Karriereende, seine Zukunft, seine Rekorde, natürlich Elfmeter und die Saison seines Ex-Vereins.

Filip Daems: Mehr als zehn Jahre bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Filip Daems

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Foto: Dieter Wiechmann, RP

Herr Daems, wie geht's?

Daems Gut, danke.

Sind Sie nicht wehmütig? Schließlich haben Sie nach 19 Jahren als Profifußballer nun Ihre Karriere beendet.

Daems Das stimmt. Ganz so einfach wird es nicht, plötzlich ohne Fußball zu sein. Ich muss den Übergang hinkriegen. Ich werde noch viel Sport machen, denn von Hundert auf Null runterschalten, das geht nicht.

Sie haben in Westerlo, wo sie zuletzt gespielt haben, in der vergangenen Saison alle Spiele bis auf eines gemacht, verlassen aber als Absteiger die Fußballbühne. Ärgerlich?

Daems Das war so natürlich nicht geplant. Wir hatten vier Punkte Vorsprung, haben dann aber nur noch einen Punkt geholt und die Konkurrenten sechs - so ist der Fußball. Mein Abschied hat mit dem Abstieg aber nichts zu tun. Ich will einfach nun eine neue Herausforderung suchen. Körperlich passte es in der Saison, ich habe nur 90 Minuten verpasst, mit 38 kann man da nicht meckern.

Mehr als die Hälfte Ihrer Laufbahn waren Sie Borusse, zehneinhalb Jahre. Das ist heutzutage bemerkenswert.

Daems Stimmt. Aber ich habe nach meinem Wechsel von Genclerbirligi nach Gladbach Anfang 2005 keinen Grund mehr gesehen, den Verein zu verlassen. Ich habe mich immer wohlgefühlt. Es spricht ja auch für den Verein, wenn Spieler lange bleiben, es war ja nicht nur ich, auch Tony Jantschke oder Christofer Heimeroth sind sehr lange Borussen.

Sie haben Rekorde aufgestellt. Sie sind Borussias Rekord-Ausländer und der Rekord-Kapitän. Bedeutet Ihnen das etwas?

Daems Wenn man noch Spieler ist, hat man so etwas gar nicht im Blick. Aber jetzt, da ich natürlich auf die verschiedenen Stationen meiner Karriere zurückschaue, staunt man dann doch über solche Fakten. Mich macht das stolz.

Wenn es Ihnen so gut gefallen hat - ist eine Rückkehr in irgendeiner Position denkbar?

Daems Wir haben vor zwei Jahren, bevor ich zu Westerlo gewechselt bin, schon mal über solche Sachen gesprochen. Klar kann ich mir das vorstellen. Aber es muss ja auch eine Position geben, der Verein muss Interesse haben und und und ... Ich warte mal ab, was passiert, ich bin offen für alles.

Haben Sie mal daran gedacht, sich als Elfmeter-Coach zu verdingen. In den Trainerstäben im Fußball gibt es ja immer mehr Spezialisten.

Daems (lacht) Sie spielen auf meine Elfmeter in Gladbach an. Aber die Quote war ja nicht 100 Prozent. Den letzten von 15 habe ich verschossen. Gegen Freiburg war das. Was soll ich den Leuten da erzählen?

Hat es trotzdem beim Pokal-Halbfinale der Borussen im Fuß gejuckt, als es gegen Frankfurt das Elfmeterschießen gab? Sie, der wohl größte Elfmeter-Experte der Klubgeschichte, waren im Stadion.

Daems Nein, ich hatte keinen Drang runter zu gehen und zu schießen. Ich habe aber mitgefiebert. Ich war ja 2012 im Halbfinale gegen die Bayern dabei, das war ähnlich. Darum weiß ich genau, wie sich die Jungs fühlen. So nah dran an Berlin und dann wird es nichts.

Sie haben mal mit Borussia im Pokal im Olympiastadion gewonnen und dabei sogar ein Tor gemacht.

Daems Das war aber ein Viertelfinale. Stimmt, ich habe den Elfmeter zum 1:0 verwandelt.

Wie finden Sie Borussias Saison? Wurde zu viel verpasst?

Daems Man muss ja erst mal bis in ein Europa-League-Achtelfinale und ein Pokal-Halbfinale kommen. Das ist schon etwas. Aber es ist auch bitter dann zu scheitern. Insgesamt würde ich sagen, Borussias Saison ist okay. Das Team hat 50 Spiele gemacht. Und noch ist ja Europa möglich. Ich drücke Gladbach die Daumen, dass es mit Platz sieben noch klappt.

Sie haben 232 Spiele in sechs verschiedenen Wettbewerben für Gladbach gemacht, aber nie Champions League gespielt - ärgert Sie das?

Daems Ich habe die Play-offs mitgemacht, da gab es auch die Hymne. Ich bin froh über jedes Spiel in Gladbach - und bei den Champions League-Spielen war ich als Gast im Stadion. Ich bin absolut zufrieden, wie meine Karriere gelaufen ist.

Interview: Karsten Kellermann

(RP)
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