Borussia Mönchengladbach Das sagt der Verein zum Choreo-Vorfall

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer Stephan Schippers und der Fanbeauftragte Thomas "Tower" Weinmann haben sich am Mittwoch zur versehentlichen Zerstörung der Choreo fürs Pokal-Halbfinale geäußert. Die Kritik von "Sottocultura" ist jedoch umfassender.

Block 16 im Hintergrund war gegen Frankfurt fast fahnenfrei.

Block 16 im Hintergrund war gegen Frankfurt fast fahnenfrei.

Foto: dpa, jai scg

Dieter Hecking lobte die Unterstützung der Fans nach dem Spiel auf der Pressekonferenz und er hob auch am Mittwochvormittag noch einmal hervor, wie stark der Borussia-Park die Mannschaft über 120 Minuten und im Elfmeterschießen unterstützt hat. Der akustische Antrieb kam wie gewohnt aus dem Zentrum von Block 16, wo auch ein Großteil der Ultras von "Sottocultura" steht. Vom Unmut über die versehentlich zerstörte Choreo war während des Spiels gegen Eintracht Frankfurt nichts zu spüren, der war vor dem Anpfiff auf Flugblättern kommuniziert worden, die im Borussia-Park verteilt wurden.

"Nicht nur, dass rund 7000 Euro, tausende ehrenamtliche Arbeitsstunden und insbesondere der würdige Rahmen für das Spiel zunichte gemacht worden sind. Vielmehr stellt der Vorfall die Krönung einer Reihe von Vorfällen mit unserem Verein dar, die unser Verhältnis schwer belastet haben", teilte "Sottocultura" mit. Zur Erinnerung: Mitarbeiter der externen Reinigungsfirma des Borussia-Parks hatten eine in der Nordkurve deponierte Blockfahne versehentlich beschädigt, weil sie vorher nicht über die Choreopläne informiert worden waren. Nach diesem "großen Tropfen, der unser Fass zum Überlaufen gebracht hat" kündigte "Sottocultura" an, fortan bei Heimspielen nicht mehr als Gruppe aufzutreten.

Am Mittwochmittag hat sich nun auch der Verein zu den Vorkommnissen geäußert, nachdem er Anfragen am Tag des Frankfurt-Spiels noch unbeantwortet gelassen hatte. "Natürlich verstehen wir den Ärger. In der Choreo steckt die Arbeit von zwei Wochen, dazu noch Kosten, für die wir gerne aufkommen werden. Der Vorwurf, dass wir die Arbeit an einer Choreo nicht wertschätzen, ist aber abstrus", wird Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers auf der Vereinshomepage zitiert. "Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass die Ultras bei diesem so wichtigen Spiel für unseren Verein wieder eine Choreo präsentieren und der Ärger über die Zerstörung der Choreo war bei uns genau so groß wie bei den Ultras."

Der Fanbeauftragte Thomas "Tower" Weinmann erklärt, wie es zu dem fatalen Missverständnis mit der Reinigungsfirma kommen konnte. Auf die Frage, ob Choreo-Material immer vor der Reinigung des Stadions dort platziert wird, antwortet er: "Nein, normalerweise geschieht dies nach den Reinigungsarbeiten. Das war aber diesmal wegen der kurz aufeinander folgenden Spiele gegen Dortmund und Frankfurt nicht möglich. Weil viele der Ultras berufstätig sind oder am Montag zur Schule mussten, konnten sie das nur am Sonntag machen."

Die Choreo sei offiziell angemeldet worden, verbunden mit der Bitte, dass der Ordnungsdienst die Nordkurve am Sonntag nach dem Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund öffnet. Das sei geschehen, nur habe niemand gewusst, dass die 3000 Quadratmeter große Blockfahne, schon so früh ins Stadion gebracht werden sollte. "Vielleicht hätten wir uns das denken können", gibt Weinmann zu, " aber wir sind lediglich gefragt worden, wann die Reinigungsarbeiten abgeschlossen sind und haben geantwortet, dass dies am Montagnachmittag der Fall sein würde. Die Antwort war ein 'Ok‘", entsprechend sind wir davon ausgegangen, dass — wie sonst auch üblich — die Choreo nach Abschluss der Reinigungsarbeiten am Montagabend in die Nordkurve gebracht wird."

Der Verein und die Fanbeauftragten wollen sich mit den Ultras von "Sottocultura" zusammensetzen, um die Sache aufzuarbeiten. Den Support einzustellen, sei jedoch nicht gerechtfertigt, findet Weinmann. Borussia übt auch Selbstkritik: "Wir ziehen uns durchaus den Schuh an, dass bei unseren Mitarbeitern vielleicht ein bisschen zu viel davon ausgegangen wurde, dass bei der Choreo alles so läuft wie immer und niemand in vorauseilendem Pflichtbewusstsein gesagt hat: Achtung, die Reinigung ist erst am Montag, wir müssen mal bei den Ultras nachfragen, ob die Choreo vielleicht schon im Stadion liegt."

"Sottocultura" scheint allerdings noch ein paar mehr Anliegen zu haben. Mitte März hatte Borussia einen Choreo-Entwurf für das Europa-League-Spiel gegen Schalke 04 nicht genehmigt. "Uns ging es nicht um die Idee an sich, aber ein großer Bestandteil des Motivs war aus unserer Sicht gewaltverherrlichend", hieß es damals von Vereinsseite. "Sottocultura" sprach auf dem am Dienstag verteilten Flugblatt auch Themen an "wie beispielsweise das Abweisen von Vorschlägen zur Verbesserung der Stimmung oder zur Handhabung von Stadionverbotsverfahren." Gesprächsbedarf dürfte spätestens nach der versehentlichen Choreo-Zerstörung durch den Reinigungsdienst vorhanden sein.

(jaso)
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