Borussia Mönchengladbach Endspiel für Endspiel für ein großes Liga-Finale

Mönchengladbach · Es ist ärgerlich. Ein Spiel zu spät haben sich die Borussen daran erinnert, dass ein Fußballspiel in der ersten Sekunde beginnt und nicht erst kurz vor oder nach der Halbzeit.

Borussia Mönchengladbach: In der Tabelle unter Dieter Hecking Sechster
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Die Hecking-Tabelle

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Foto: dpa/Matthias Balk

Hätten sie gegen Eintracht Frankfurt so angefangen wie in Mainz — "ruhig und geduldig, um einfache und dumme Fehler zu vermeiden", wie Matchwinner Nico Schulz sagte — dann wäre das Pokal- Halbfinale am vergangenen Dienstag vielleicht anders gelaufen. Vielleicht wäre da nun die Vorfreude auf das Finale in Berlin nebst dem Traum vom ersten Titel seit 1995.

Doch der Fußball lässt keine Zeit, vertanen Chancen nachzuhängen und sich in der Trauer zu verlieren. Das Nächste-Spiel-Prinzip ist da eine gute Medizin, und die Borussen haben in Mainz die richtige Reaktion gezeigt. Sie können nichts zurückholen, was gegen die Eintracht verloren ging, und die verpasste Chance wird noch lange schmerzen. Doch sie haben sich dank des nächsten Auswärtssieges den Blick freigeschaufelt auf Europa. Das ist die Perspektive für den Rest der Saison, hat Trainer Dieter Hecking angemerkt, und es ist eine schöne Perspektive.

Natürlich: Borussia hat es nicht mehr allein in der Hand. Die, die mit besseren Aussichten in die letzten drei Spiele gehen, müssen patzen — doch gibt es noch reichlich Überkreuzspiele der Konkurrenten, so dass dies passieren wird. Und vielleicht müssen die Gladbacher am Ende, so sie Siebter geworden sind, am 27. Mai vor dem Fernseher hocken und dem BVB die Daumen drücken, damit er die Namenscousine aus Gladbach mit seinem Pokalsieg noch nach Europa schießt.

Was die Borussen tun können, ist, ihren Job zu machen. Alle drei Rest-Gegner — Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt — sind im unteren Drittel der Tabelle angesiedelt, und daher müssen die Gladbacher damit leben, dass sie den Druck des Favoriten-Lebens ertragen müssen. Sieben bis neun Punkte müssen es wohl noch sein, um das "Strohhälmchen", wie Hecking sagt, ergreifen zu können. In Mainz haben die Borussen gezeigt, dass sie das trotz aller Widrigkeiten drauf haben.

Die letzten beiden K.-o.-Spiele wurden nicht verloren, waren aber trotzdem bittere Niederlagen: Erst Schalke in der Europa League, dann Frankfurt im Pokal. In Mainz hat Gladbach gewonnen — auch das war ein Endspiel, wie Patrick Herrmann vorab klargestellt hatte. Wäre es verloren gegangen, dann wäre es vorbei gewesen mit allen Perspektiven.

Beachtlich ist: Erneut war es ein Auswärtsspiel, in dem die Borussen Charakter zeigten. Die größten Siege dieser Saison fanden bisher tatsächlich in der Fremde statt: Glasgow, Leverkusen, Florenz, Köln. In Mainz holte das Team, das in der Hinrunde ein einziges Pünktchen in der Fremde einsammelte, nun die Auswärtspunkte 16, 17 und 18. Das lässt hoffen für die letzte Dienstreise nach Wolfsburg. Daheim gibt es noch Nachholbedarf in dieser Spielzeit: Schalke und Frankfurt, die beiden bittersten Nicht-Siege, waren Heimspiele.

Im März ist der Europa-League-Traum geplatzt, im April der Pokal-Traum. Der Mai soll nun der Monat sein, in dem die dritte, die letzte Chance genutzt wird. Spiel für Spiel, sagte Lucien Favre immer, nun darf man das Motto etwas zugespitzt umwandeln: Endspiel für Endspiel. Aus der Summe der Endspiele ergibt sich dann hoffentlich das großes Bundesliga-Finale am 20. Mai. Es lohnt sich, weiter hellwach zu sein.

(kk)
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