Borussia Mönchengladbach Endlich wieder ein Heimspiel für Raffael

Mönchengladbach · Seit dem 0:1 gegen die Bayern am 19. März hat der "Maestro" nicht mehr im Borussia-Park gespielt. Das passt zu seiner Saison.

Es ist eine Rekordsaison für Borussia. Nur in der Saison 1972/73 gab es mehr Spiele als dieses Mal. Der Bundesliga-Vergleich mit Darmstadt ist das 51. Pflichtspiel dieser Spielzeit. Nur eines davon hat Yann Sommer verpasst, beim Erstrunden-Pokalspiel in Drochtersen kam Tobias Sippel zum Einsatz. So macht Sommer morgen die 50 voll, zugleich ist es sein 100. Bundesliga-Einsatz für Gladbach seit 2014. Zu den Einsätzen beim Arbeitgeber kommen seit August 2016 vier Länderspiele. Da eines davon in die Verlängerung ging, kommt Sommer auf 4440 Gladbach-Minuten plus 360 im eidgenössischen Dienst, das macht in der Summe 4800 Minuten. Es ist eine "Mehr-geht-kaum"-Saison für Sommer.

Raffael dürfte, was diese Bilanz angeht, ein wenig neidisch sein auf den Kollegen. Zwar machen Feldspieler, zumal, wenn sie Stürmer sind, in der Regel nie so viele Minuten wie Stammtorleute, doch war Raffael in den ersten drei Spielzeiten bei Borussia fast immer dabei. Entsprechend waren seine Scorer-Bilanzen. In der Saison 2013/14, seiner ersten in Gladbach, traf er 15-mal und bereitete sieben Treffer vor, in der Spielzeit 14/15 gab es 14 Raffael-Tore und sieben Assists und dann in der Saison 15/16 einen persönlichen Rekord: 15 Treffer plus 14 Assists. "Das war der beste Raffael aller Zeiten", befand der Brasilianer selbst.

Nun steht die Saison 16/17 vor dem Abschluss und Raffael sagt: "Ich habe noch nie in meiner Karriere so oft gefehlt. Ich hatte vier Verletzungen, es ist unglaublich." In Zahlen heißt das: Von den 50 möglichen Spielen machte der "Maestro" nur 30 mit, viele davon waren nur Teilzeiteinsätze, nur zwölfmal spielte er über die komplette Distanz. In der Bundesliga verpasste er 14 von 33 Spielen, nur achtmal war er 90 Minuten dabei. Entsprechend dünn ist das, was die Scorerliste ausweist. Raffael ist die Nummer 80 in der Bundesliga mit seinen sechs Treffern, eine Vorlage ist nicht verzeichnet. Wettbewerbsübergreifend produzierte Raffael zwölf Tore und vier Assists. Vier Treffer und drei Vorlagen fanden aber in den Champions-League-Play-offs gegen Bern statt.

Ja, gegen die Schweizer, da war alles bestens für Raffael und somit für Borussia. Er war der Mann, der seinen Klub zur zweiten Teilnahme an der Meisterliga in Folge führte, fast im Alleingang gar, und als er dann am dritten Spieltag gegen Bremen schon den ersten Doppelpack einstreute, da schien er auf dem besten Weg, die eigene Bestmarke noch mal hochzuschrauben. Dann aber kamen die Verletzungen. Erst muskuläre Probleme, dann ein Muskelfaserriss, Oberschenkelprobleme, eine Grippe und schließlich die Innenbanddehnung im Knie. 84 Tage war er verletzt, 19 Spiele verpasst er deswegen, zudem gab es gegen Hertha BSC den Sonderurlaub wegen der Geburt seiner Zwillinge.

Privat ist Raffael glücklich und zufrieden, "es ist wundervoll", beruflich jedoch "soll es in der nächsten Saison wieder anders werden, ich will nicht mehr so viele Spiele verpassen", kündigt er an. Sicher, er wird nicht jünger, mit 32 ist er im gehobenen Fußballer-Alter. Doch er hofft er auf ein bisschen mehr Glück, was die Verletzungen angeht. Morgen gegen Darmstadt will er endlich mal wieder ein Heimspiel erleben. Raffaels letztes Spiel im Borussia-Park liegt heute genau zwei Monate zurück: Am 19. März beim 0:1 gegen die Bayern war er zuletzt im Borussia-Park dabei. "Das ist sehr lange her. Zu lange", sagt Raffael. Seit dem Bayern-Spiel hat er nur noch 163 Minuten gespielt - und das immer in der Fremde.

Er will die "So-wenig-Saison" indes mit einem schönen Erlebnis gegen Darmstadt ausklingen lassen. "Ich hoffe, dass ich auf dem Platz stehe. Wir wollen ein gutes Spiel machen, drei Punkte holen und dann sehen wir mal, ob noch was geht mit Platz sieben", sagte Raffael. Siegt Bremen nicht und verliert Köln, ist noch was möglich. "Wir müssen unsere Hausaufgaben erledigen", stellte Raffael klar.

Sollte alles optimal laufen, wäre es ein spektakulärer Abschluss einer Saison, über die Raffael vorerst sagt: "Es war eine gute Saison, aber es war mehr drin." Das "weniger" erklärt sich auch durch seine persönliche Bilanz. Ein Raffael, der ständig fehlt, kann seine ganze Schaffenskraft eben nicht entfalten. "Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmacht", sagt man über ihn. Blickt man, Stand jetzt, auf die Saison zurück, kann man sagen: Mit mehr Raffael wäre wohl mehr drin gewesen.

(kk)
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