Erster Treffer nach langer Leidensphase Ein Tor, das Josip Drmic sehr viel bedeutet

Mönchengladbach · Borussias Stürmer aus der Schweiz schießt das erste Tor nach seiner langen Verletzung. Nun freut Josip Drmic sich auf die Zeit beim Nationalteam.

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Das ist Josip Drmic

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Foto: Dieter Wiechmann

Im Vergleich zu 841 Tagen sind zwei Minuten kaum etwas. Für Josip Drmic jedoch waren sie am Samstag eine Ewigkeit. "Ich habe gezittert, gehofft und gebetet", gestand der Schweizer nach dem 3:3 der Borussen gegen 1899 Hoffenheim. Als Schiedsrichter Martin Petersen nach seinem Videostudium zum Mittelkreis zeigte, sauste ein gigantisches Glücksgefühl durch Drmics Körper. Er hatte ein Tor gemacht für Gladbach, endlich wieder. Es war erst das zweite, seit er im Sommer 2015 gekommen ist aus Leverkusen. Zwischenzeitlich hatte er, während seiner Ausleihe, im Februar 2016 für den Hamburger SV getroffen. Doch als Borusse stand bis Samstag die Eins. Am 28. November 2015 hatte er sein Debüt-Tor erzielt - bei einem 3:3 bei 1899 Hoffenheim. Man darf sagen: Immer, wenn Drmic für Gladbach trifft, spielt Borussia 3:3 gegen Hoffenheim. Borussia hat in 50 Bundesliga-Jahren nur 24-mal 3:3 gespielt, zweimal gegen 1899, die Drmic-Statistik ist also durchaus ein Kuriosum.

Jenseits davon war es vor allem für Drmic sein Comeback-Tor nach der langen, langen Leidensphase. Bis es definitiv war, musste er warten, weil Petersen prüfte, ob Drmic den Ball, bevor er ihn ins Hoffenheimer Tor getreten hatte, irregulär mit dem Arm berührt hatte oder nicht. Die Kugel war von Torwart Oliver Baumann abgeprallt, hatte Drmic getroffen. Aber aus zu kurzer Distanz, um regelwidrig zu sein. Tor also. Tor, Tor, Tor. "Es ist keine Frage, dass mir dieser Treffer nach meiner Leidenszeit sehr viel bedeutet", sagte Drmic. Während sein Kollege Lars Stindl einfach nur seine Torlosigkeit nach 1506 Pflichtspielminuten beendete, ist es für Drmic mehr: Er war im Nichts seiner Karriere nach den beiden Knorpelschäden, nicht wenige hatten spekuliert, dass er nie wieder spielen würde. Doch er hat auch in düsteren Momenten nicht aufgehört, an sich zu glauben, natürlich, er wollte es auch all jenen zeigen, die ihn abgeschrieben hatten. "Ich habe lange und hart für dieses Tor gearbeitet, es pusht mich, weiter zu arbeiten und macht mich stolz. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich es geschafft habe", sagte Drmic.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Man darf sich für den Mann freuen, so viel steht fest. Beim 0:2 in Leverkusen hatte er noch eine große Chance vergeben, nun erarbeitete er sich sein Tor-Comeback redlich, weil er nachsetzte gegen Baumann. Später, vor dem 2:2, sammelte Drmic noch einen Assist-Assist ein, als er das Spiel auf der Seite langsam machte und Jonas Hofmann bediente, dessen Vorlage dann Stindl zum Ausgleich verarbeitete.

Dass Drmic seinen Glücksmoment bekam, war auf gewisse Weise Zufall. Denn eigentlich stand Raúl Bobadilla auf dem Platz. Der aber zog sich im Zweikampf mit Benjamin Hübner einen Muskelfaserriss zu und musste dann raus.

Drmic kam und traf als Joker. So wie in seinem letzten Länderspiel. Das machte Drmic vor fast genau einem Jahr, am 25. März 2017 gegen Lettland. Es war sein Nati-Comeback nach der ersten schweren Verletzung. Drmic erzielte nach seiner Einwechslung das 1:0-Siegtor, damit trug er seinen Teil zur WM-Qualifikation der Eidgenossen bei. Zuvor hatte er 2016 die Europameisterschaft wegen seiner Verletzung verpasst. Nun träumt er von der WM in Russland.

Vladimir Petkovic, der Nationaltrainer der Schweiz, gehört zu denen, die immer an Drmic geglaubt haben. "Wir haben viel gesprochen in den letzten Monaten. In der ganz, ganz schweren Zeit war er da, hat mich gefragt, wie es geht. Das hat mir geholfen. Es ist sehr speziell. Ich weiß, dass ich dazu gehöre, er hat mir viel Vertrauen gegeben mit den Gesprächen", sagte Drmic kurz vor Weihnachten unserer Redaktion.

Petkovic hatte ihn am Freitag in den Kader berufen für die Testspiele in Griechenland (Freitag) und gegen Panama (27. März). Das hat er als Motivation mit ins Spiel genommen. "Josip hatte das erste Glücksgefühl, weil er nominiert wurde", sagte Borussias Trainer Dieter Hecking. Ich gehe jetzt zur Nati, freue mich total darauf, die Jungs wiederzusehen", sagte Drmic. Er will die kommenden Tage bei der Nati genießen und dann mit weiteren Toren für seinen Klub alles tun für seinen WM-Traum. Wenn der wahr wird, könnte es am Samstag eine Initialzündung gewesen sein. Denn Tore sind für Stürmer nun mal die härteste Währung. "Es war ein super Tag für mich", fasste Drmic zusammen.

(kk)
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