Borussia Mönchengladbach Mit der Dreierkette ist die Stabilität zurück

Mönchengladbach · Fünf Siege in Folge wären nicht nur möglich, sondern auch verdient gewesen. Stattdessen muss sich die Borussia noch wegen der Niederlagen in Wolfsburg und auf Schalke grämen. Wenn sie sich hinten keine Aussetzer leistet, ist die Stabilität jedoch ein Trumpf im Endspurt.

Borussia Mönchengladbach: So stellt André Schubert in der Rückrunde auf
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Die Aufstellungen in der Rückrunde 2015/16

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Foto: dpa, bt hak

Man will ja nicht klagen. Aber diejenigen Berichterstatter, die jeden Spieltag in irgendeiner Form die Startelf der Borussia präsentieren, hatten früher einen leichteren Job. Der Verein teilt die Aufstellung traditionell nach Rückennummern geordnet mit — oben Yann Sommer, unten in der Regel Granit Xhaka, wenn Martin Stranzl nicht dabei ist. Als der Trainer noch Lucien Favre hieß, ließ sich die Mannschaft im Schlaf in einer 4-4-2-Formation anordnen. Viererkette, Doppelsechs, zwei Flügelspieler und zwei falsche Neuner waren über Jahre so sehr Gladbacher Gesetz wie das Vorhandensein eines Torhüters.

Dann kam André Schubert und dann kam der Knall gegen den FC Bayern im Dezember, der sich in der Vorwoche bei der TSG Hoffenheim ein wenig angekündigt hatte. Da standen plötzlich ein bis drei mögliche Rechtsverteidiger auf dem Zettel, nur ein Flügelspieler, nur ein Stamm-Innenverteidiger. Die Vermutung bestätigte sich beim Anpfiff: Schubert hatte sich für eine Dreierkette entschieden, die Oscar Wendt und Julian Korb je nach Bedarf zu einer Fünferkette ergänzen konnten oder einer beiden, genau wie Sechser Granit Xhaka, zu einer sogenannten "pendelnden Viererkette".

Ein ständiges Mittel blieb dieses Formations-Potpourri nicht lange. Vor der Winterpause gegen den SV Darmstadt und danach, als es gegen Borussia Dortmund wieder losging, spielte die gewohnte Viererkette, wenn auch mit sehr hoch stehenden Außenverteidigern. Mit einer komplett stabilen Defensive agierte Gladbach bis in den März hinein selten. Es gab bessere Spiele wie gegen den FSV Mainz 05 und den 1. FC Köln, aber auch weiterhin Teilzeit-Zusammenbrüche wie beim Hamburger SV oder dem FC Augsburg, wo die Borussia viel zu viel zuließ.

"Ich denke ganz losgelöst von Systemen", sagte Schubert letztens im "Logentalk". So richtig deutlich wurde das erst ab dem 24. Spieltag, als der VfB Stuttgart zu Gast war im Borussia-Park. Der Trainer verhalf der Dreierkette zum Comeback, Gladbach dominierte die im Aufwind befindlichen Schwaben nicht nur dank seiner Angriffslust, sondern gewährte dem Gegner auch lediglich acht Torschüsse.

Einen Monat später nun, nach dem 5:0 gegen Hertha BSC, durfte Schubert zurecht auf "fünf gute Spiele in Folge verweisen". "Von der Art und Weise, wie wir das gespielt haben, war das richtig gut. Das ist der Weg, den wir weitergehen wollen", sagte der 44-Jährige, der jedoch zugab, dass die Niederlagen gegen den VfL Wolfsburg und den FC Schalke in diesem Zeitraum "dramatisch" seien.

"Wir haben halt die Bälle nicht reingemacht", meinte Schubert, womit er Borussias Auswärts-Chancenverwertungs-Problem auf den Punkt brachte. Die andere Hälfte der Wahrheit besteht aus drei völlig verschlafenen Minuten in Wolfsburg sowie einem kuriosen Tiki-Taka-Eigentor und einem unglücklich abgefälschten Weitschuss auf Schalke. Mehr ist der Mannschaft nicht vorzuwerfen. In anderen Worten: Verdient gehabt hätte die Borussia fünf Siege in Folge, stattdessen sind es drei aus fünf Spielen.

Es ist nicht so, dass die Gegner seit einem Monat weniger effizient sind oder Yann Sommer unbezwingbar wirkt. Viel konnte der Schweizer nicht einmal dazu beitragen, dass Gladbach seine Gegentorquote ab dem 2. März halbiert hat: Seine Vorderleute erledigen ihren Job einfach konsequenter und sicherer — die Dreierkette, die pendelnden Außen und ein zurückhaltend agierender Granit Xhaka. Vier der fünf Partien, in denen die Borussia dem Gegner die wenigsten Torschüsse erlaubte, verteilen sich auf den 24. bis 28. Spieltag.

Gladbach lässt seitdem nur noch halb so viel zu:

  • 18. bis 23. Spieltag: 15,5 Schüsse pro Spiel, 4,8 aufs Tor
  • 24. bis 28. Spieltag: 7,4 Schüsse pro Spiel, 2,2 aufs Tor

In beiden Perioden benötigten die Gegner 9,3 Torschüsse pro Treffer, davon anfangs 2,9 auf den Kasten und neuerdings sogar nur 2,8. Wohl auch deshalb kommen Trainer Schubert die Auftritte seiner Mannschaft so dominant vor, dass er beim Blick auf 51 Prozent Ballbesitz gegen Hertha meinte, er hätte deutlich mehr geschätzt.

Die Dreierkette dürfte — mit der ständigen Option, sie dem Spielverlauf anzupassen — unter diesem Umständen bis zum Saisonende gesetzt sein. Wenn die defensiven Böcke weiterhin ausbleiben und vorne die Chancenverwertung stimmt, wird die Borussia noch ein gewaltiges Wörtchen mitreden um den dritten Platz. So einfach kann es sein.

(jaso)
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