Borussia nach dem 2:1 gegen Bayern "Das fühlt sich richtig gut an"

Mönchengladbach · Borussia hat nicht geglänzt beim Sieg gegen einen ersatzgeschwächten FC Bayern, aber alles gegeben. "Wir hatten uns vorgenommen, leidenschaftlich zu spielen", sagte Trainer Dieter Hecking und bescheinigte seiner Mannschaft, den Plan hervorragend umgesetzt zu haben.

 Borussia-Trainer Dieter Hecking.

Borussia-Trainer Dieter Hecking.

Foto: dpa, bt kno

Den Vorwurf, Borussia den Erfolg womöglich etwas mehr zu gönnen als anderen Bayern-Besiegern ließ Jupp Heynckes an sich abprallen. "Ich schließe nicht aus, dass wir gerne hier gewonnen hätten", sagte der 72-Jährige und schmunzelte. Vergleichsmöglichkeiten seit seiner Rückkehr zum Rekordmeister hatte er keine, nach neun Siegen in Folge kassierten die Bayern schließlich ihre erste Niederlage unter Heynckes.

Borussia wiederum hat seit dem 1:5-Debakel gegen Bayer Leverkusen nun zehn Punkte in vier Spielen geholt. Dieter Heckings Mannschaft ist weiterhin Vierter und hat sich oben so eingenistet, dass sie selbst bei einer Niederlage gegen den VfL Wolfsburg kommende Woche maximal eine Position einbüßen würde. "Wir hatten uns vorgenommen, leidenschaftlich zu spielen", sagte Hecking und brachte Gladbachs Erfolgsrezept auf den Punkt. Eine Glanzleistung war es nicht, zumindest nicht offensiv. "Wir haben ein bisschen darauf spekuliert, dass bei den Bayern die Abläufe nicht ganz so stimmen durch die vielen Ausfälle", erklärte Hecking. "Dass Bayern nicht so sein Spiel aufziehen konnte, lag auch daran, dass wir die Räume sehr gut eng gemacht haben. Im richtigen Moment hatten wir das Glück auf unserer Seite. Wenn du mit 2:0 in die Pause gehst, ist es trotzdem noch nicht durch."

32 Prozent Ballbesitz hatte Borussia in der ersten Hälfte, nur noch 24 Prozent nach dem Seitenwechsel. "Ich hätte mir in der zweiten Halbzeit das gewünscht, was ich vor dem Spiel schon gesagt hatte: Dass wir mehr Ballbesitzphasen kreieren, sonst wird der Druck zu groß. Das haben wir nicht mehr so gut gemacht", monierte Hecking und packte hinter die Kritik gleich wieder ein Lob: "In solchen Phasen kommt es dann darauf an, sich leidenschaftlich in die Bälle zu werfen, um die letzten Zentimeter rauszuholen. Das hat die Mannschaft in einer Art und Weise gemacht, die nicht selbstverständlich ist. Nach dem Gegentor habe ich gespürt, dass der Glaube da ist, um den Sieg zu erreichen. Das fühlt sich richtig gut an heute." 123,5 gelaufene Kilometer, 4,4 mehr als die Münchner, untermauerten Borussias immensen Einsatz.

Das nötige Glück hatte sie bei Pfostenschüssen von Robert Lewandowski und Kingsley Coman sowie beim Handelfmeter von Thorgan Hazard, den Sven Ulreich um ein Haar pariert hätte. 2:17 Torschüsse waren es in der zweiten Hälfte, einen der beiden Gladbacher hätte Josip Drmic bei seinem Heim-Comeback zur Entscheidung nutzen müssen. So hatten die Gastgeber in der Nachspielzeit noch eine letzte brenzlige Situation zu überstehen, dann war es geschafft.

"Aus meiner Sicht haben wir das Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Nicht, weil wir da die Gegentore bekommen haben, sondern weil wir viel zu langsam und passiv gespielt haben", sagte Heynckes, der mit der Leistung in der zweiten Halbzeit deutlich zufriedener war. "Wir haben es nicht fertiggebracht, aus unserer Überlegenheit mehr Tore zu erzielen. Das kann jedoch passieren", sagte Borussias Rekordtorjäger, der noch einmal explizit ausschloss, über die Saison hinaus den Trainerjob beim FC Bayern machen zu wollen. "Ich habe keine große Lust, immer auf die gleichen Fragen zu antworten", sagte er.

Für Borussia hatte das Spiel äußerst schlecht begonnen mit Christoph Kramers Auswechslung. Er hatte Jannik Vestergaards Schulter abbekommen. Doch beim dramatischen Abtransport signalisierte der Sechser mit dem Hang-loose-Zeichen schon wieder: alles halb so schlimm. In der Schlussphase saß er auf der Bank und feierte nach dem Spiel mit den Kollegen vor der Nordkurve. Tony Jantschke, der ihn ersetzte und Matthias Ginter auf die Sechs sowie Nico Elvedi in die Innenverteidigung schickte, dürfte dafür eine Gehirnerschütterung erlitten haben - genau wie James Rodriguez, mit dem er zusammengeprallt war. Zwei ihrer drei Wechsel nahm Borussia deshalb verletzungsbedingt vor. Am Ende verhinderte das jedoch auch nicht den siebten Sieg gegen die Bayern in diesem Jahrtausend und den ersten seit Dezember 2015.

(jaso)
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