Acht Debütanten unter 21 Jahren Borussias neue Fohlenelf

Mönchengladbach · In Mönchengladbach ist die legendäre Mannschaft der 1970er Jahre das ewige Vorbild - darum spielt der Nachwuchs auch heute eine große Rolle. Trainer Dieter Hecking könnte ein Team formieren, das im Schnitt 19,6 Jahre alt wäre.

 Michael Cuisance hat sich in der Bundesliga schnell einen Namen gemacht.

Michael Cuisance hat sich in der Bundesliga schnell einen Namen gemacht.

Foto: Dirk Päffgen

Denis Zakaria grinste. Er sei beim 0:1 im letzten Pflichtspiel des Jahres im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen der alte Hase gewesen im Mittelfeld von Borussia Mönchengladbach, hatte Kapitän Lars Stindl gesagt. Nun wurde Zakaria damit konfrontiert - der gerade mal 21-Jährige. Er lobte die Qualitäten des Franzosen Michael Cuisance, 18, und des Engländers Reece Oxford, 19, und er prophezeite, dass beide nach ihrer Gladbacher Zeit bei einem der großen Klubs in Europa spielen werden. Genau so hätte er sich selbst beschreiben können. Doch es ging ja um die Teenager. "Ich bin jung, sie sind aber jünger", sagte Zakaria.

Das letzte Spiel des Jahres 2017 war exemplarisch. Drei U21-Spieler kamen zum Einsatz, drei von acht Spielern dieses Alters, die 2017 unter Trainer Dieter Hecking in der Bundesliga debütierten: Ba-Muaka Simakala (beim Debüt 19), Laszlo Bénes (19), Djibril Sow (20), Julio Villalba (18), Zakaria (20), Cuisance, Oxford und Marcel Benger (19). Nur Borussia Dortmund hat in der Hinrunde mehr Teenager aufgeboten. Auf den Nachwuchs zu setzen, ist in Gladbachs DNA angelegt - die legendäre "Fohlenelf" ist das ewige Vorbild.

Der Claim "Fohlenelf" gehört zu den bekanntesten und inhaltsreichsten der Bundesliga. Er ist Slogan und Programm zugleich. "Es gibt für uns keine Alternative zum jungen Weg", pflegt Manager Max Eberl zu sagen. Er ist ständig auf der Suche nach der nächsten Fohlen-Generation. Der nächste Teenager ist auf dem Weg: Justin Steinkötter (18) aus Münster. Derzeit bauen die Borussen ihr Internat von zwölf auf 24 Plätze aus. Es ist eine Investition in die sportliche Zukunft. Zugleich ist die Arbeit mit den Talenten ein Geschäftsmodell. Ein Spieler wie Zakaria dürfte irgendwann ein Vielfaches der zwölf Millionen Euro bringen, die er gekostet hat.

Borussia vertraut der Jugend - und in Phasen wie in der Hinrunde, als es viele Verletzte gab, sind die jungen Männer im Ernstfall gefordert. Jugendlicher Elan spielt ebenso mit wie Übermut; Fehlerhaftigkeit, Verspieltheit und sprühende Idee können sich abwechseln. "Das gehört zum Entwicklungsprozess dazu", sagt Hecking. Er könnte ein Team aufstellen, das im Schnitt 19,6 Jahre alt wäre (siehe Grafik). Auch für die Bank wären noch Spieler da, das ausgelagerte Potenzial ist nicht berücksichtigt. Auch das in England beliebte Leihmodell gehört zum Gladbacher Repertoire: Florian Neuhaus (20) sammelt bei Fortuna Düsseldorf Spielpraxis, Tsiy William Ndenge (20) in Kerkrade in der niederländischen Eredivisie.

Borussia geht bei der Talentfindung diverse Wege. Spieler wie Simakala, Justin Hofmanns oder Marcel Benger, der beim 3:1 gegen Hamburg im letzten Ligaspiel des Jahres als 23. Eigengewächs seit dem Umzug in den Borussia-Park 2004 debütierte, sind hausgemacht. Das Vorzeige-Objekt ist Torhüter Marc-André ter Stegen. Er wird heute in Barcelona als "Messi mit Handschuhen" gefeiert und ist im Sommer vielleicht die deutsche Nummer eins bei der WM.

Der andere Weg zum Talent ist der Zukauf zur rechten Zeit. Gladbach gilt europaweit als gute Adresse für den "nächsten Schritt". Weswegen sich umworbene Spieler wie Neuhaus, Cuisance oder Mamadou Doucouré (19, verletzt) für Borussia entscheiden. Sie wissen: Hier haben sie Zeit zu reifen. Das Pokalspiel war für Zakaria, Oxford und Cuisance, die die Zentrale bildeten, eine traurige Erfahrung. "Aber sie haben es sehr gut gemacht", befand Stindl. Dass Zakaria ein "alter Hase" war, "gehört zu den Dingen, die uns als Klub besonders machen", sagte er

(kk)
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