Borussia Mönchengladbach Die halbe Welt schaut auf Dahoud

Mönchengladbach · Mo Dahoud schweigt. Er gibt keine Interviews, bevor die Saison beginnt. Dahoud, 20, will sich auf seinen Job als Mittelfeldstratege bei Borussia Mönchengladbach konzentrieren. Den hat er in der vergangenen Saison so gut gemacht, dass er nicht einmal etwas sagen muss, um im Gespräch zu sein.

Rückblick: Mahmoud Dahoud vor der vergangenen Saison.

Rückblick: Mahmoud Dahoud vor der vergangenen Saison.

Foto: Wiechmann

Andere reden über ihn und seine Zukunft. So hat Ralf Rangnick, der Manager beim betuchten Bundesliga-Novizen Rasenballsport Leipzig, die These aufgestellt, dass "andere uns um Spieler wie Mo Dahoud beneiden werden. Er ist 20 und zieht schon die Fäden bei Gladbach". Beneiden heißt im modernen Fußball aber auch: haben wollen. 30, ja 40 Millionen Euro sollen Topklubs bereit sein, für den Deutsch-Syrer zu zahlen. Doch Dahoud ist "unverkäuflich", wie die Gladbacher versichern. Undurchsichtig ist es beim Thema Ausstiegsklausel: Ist Dahoud 2017 tatsächlich für vergleichsweise kleine zehn Millionen Euro zu haben, wie die "Sport-Bild" glaubt?

Offene Fragen jedoch sind gerade für Dahoud nicht gut. Denn Wechselthemen sorgen stets für Unruhe, zumal kühne Spekulationen in welche Richtung auch immer. Fakt ist aber: Dahoud ist im Fokus. Nicht nur in Gladbach. Sondern in ganz Europa. Dahoud wird die Blicke spüren. Auch darum zieht er sich zurück. Im Training gibt er sich locker, macht Sprüche, lacht. Und tut das, was er am liebsten tut: kicken.

Die Art, wie er spielt, ist verblüffend. Dahoud ist ein intuitiver Spieler, er kann Spielsituationen voraussehen. Er ist ein Dirigent, einer, der die richtigen Wege geht und weiß, wohin der Ball gehört. Wenn er voll bei der Sache ist. Wenn seine Gedanken aber unterwegs sind, wird er flapsig. Oder will zu viel. Dann macht er manchmal böse Fehler. 20-Jährige dürfen das. Aber wenn die halbe Welt auf sie schaut, dann ist das etwas anderes.

Der Druck steigt, je größer das Interesse ist. Dahoud steht im Schaufenster. Und er wird anders wahrgenommen. Nun, da Granit Xhaka weg ist, ist auch er mehr in der Verantwortung. Der will er sich stellen. Doch einfach so ist man kein Führungsspieler. Das sei ein Prozess, hat Trainer André Schubert zuletzt zu Recht festgestellt. Mo Dahoud hat seine erste Bundesliga-Saison hinter sich. Nun kennt ihn die Liga. Das macht es nicht leichter. Bestätigen ist schwieriger als überraschen. Weil es Erwartungen gibt. Ansprüche. In Dahouds Fall hohe Ansprüche. Er kann sie erfüllen.

Und es ist möglich, dass er im Sommer 2017 das nächste Talent sein wird, das Gladbach für viel Geld verlassen wird. Wer sich Borussias Kader anschaut, sieht, dass für den Fall der Fälle wohl vorgesorgt ist. Djibril Sow (20) oder László Bénes (18) sind Spielertypen wie er: ballfertige, laufstarke Burschen. Zudem hat André Schubert Jonas Hofmann (24) umgeschult zum Umschaltspieler. Doch ist Dahoud die erste Alternative dort. Wichtig ist, dass er das Unbekümmerte bewahrt, denn das ist der Quell seines Spiels. Er ist ein Spielkind. Das muss er bleiben und zugleich erwachsen werden. Ein Spagat ist das. Dahoud braucht die volle Konzentration, um den hinzukriegen. Darum ist es wichtig, Nebengeräusche auszublenden und erst mal zu schweigen. Seine Sprache ist der Fußball. Mit dem Ball kann er die schönsten Geschichten erzählen. Darauf dürfen sich Borussias Fans freuen. Mindestens noch eine Saison lang.

(RP)
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