Borussia Mönchengladbach Die Abwehr bleibt das drängende Thema

Mönchengladbach · Beim 1:3 gegen Borussia Dortmund offenbart die Defensive von Borussia Mönchengladbach erneut Schwächen. "Wir haben Fehler gemacht, die du gegen einen Gegner auf dem Niveau nicht machen darfst", sagt André Schubert.

Auf Gladbachs Twitter-Account war die Rede von einem Spiel "auf Top-Niveau", "so eng wie erwartet". Da war die erste Hälfte der ersten Hälfte rum und tatsächlich teilten beide Borussias zu diesem Zeitpunkt nicht nur ihre Vornamen, sondern auch Spielanlage und Chancenzahl. Beide verteidigten hoch, beide kombinierten gelegentlich gefährlich mit ihren schnellen Angreifern, beide gingen teilweise aber auch noch ungenau zu Werke.

"Wir hatten Schwierigkeiten heute, unser Spiel aufzuziehen", sollte Lars Stindl später sagen, und vermutlich meinte er vor allem die zweite Hälfte der ersten Hälfte, die den Gastgebern nicht nur eine Torschussbilanz von 0:6 bescherte, sondern auch den Treffer zum 0:1 durch Marco Reus.

Der fiel nach einer guten Spieleröffnung des Dortmunder Keepers Roman Bürki und einem noch besseren Pass von Ilkay Gündogan in die Nahtstelle zwischen Oscar Wendt, wie immer Linksverteidiger, und Nico Elvedi, etwas überraschend linker Innenverteidiger. Solche Zuspiele hatte es bis dahin mehrmals geben. Doch kein BVB-Spieler blieb im Abschluss so cool wie Reus, der im dritten Anlauf erstmals in Gladbach gegen Gladbach traf.

"Beim ersten Gegentor wollen wir hohes Pressing spielen und sind nicht richtig zugeordnet. Vorne haben wir Überzahl, aber das Zentrum ist nicht besetzt und wir laden den Gegner praktisch zum Angriff ein", lieferte Trainer André Schubert auf der Pressekonferenz eine genaue Analyse der Szene. Stindl wird er deshalb wohl als guten Schüler ansehen, denn der 27-Jährige meinte: "Wir werden ganz sachlich analysieren, was wir falsch gemacht haben, und uns dann aufs nächste Spiel konzentrieren."

Die Abhaken-Weitermachen-Einstellung hätte nicht zwangsläufig die vorherrschende sein müssen. Denn die zweite Halbzeit verlief für das Schubert-Team in Wellen. Die erste Flut spülte Ibrahima Traoré direkt nach dem Seitenwechsel vor das Tor des BVB, doch der Guineer brauchte zu lange. Ebbe herrschte nach dem schnellen 0:2 durch Henrich Mchitarjan, bei dem Reus diesmal als Vorlagengeber agierte. In der nächste Flut gelang Raffael der Anschlusstreffer. Doch bevor die Gastgeber sich in die Schlussoffensive stürzen konnten, begrub Gündogan alle Hoffnungen.

Borussia Mönchengladbach lässt bei Konter Mchitarjan außer Acht
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Gladbach lässt bei Konter Mchitarjan außer Acht

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Foto: Screenshot Sky

"Wir sind ganz gut reingekommen und mit der offensiven Leistung bin ich auch zufrieden. Es gibt nicht viele Mannschaften, die sich so viele gute Chancen gegen Dortmund herausspielen", sagte Schubert. Unterm Strich war es eine Handvoll, in manch einem Spiel der Saison reichte das schon zu mehr als einem Tor, wobei zwei noch immer nicht genug gewesen wären. Denn: "Wir haben aber Fehler gemacht, die du gegen einen Gegner auf dem Niveau nicht machen darfst."

Die Ausführungen des 44-Jährigen gingen allesamt in die Richtung "Gegen Dortmund kann man mal verlier'n", aber: Gegen Dortmund hatte Gladbach zu Hause zuletzt ja nie verloren, seit 2009 nicht mehr. Der Schlüssel dazu war stets eine defensive Ordnung gewesen, die dem VfL am Samstagabend erneut abging.

Seine Entscheidung, auf Nico Elvedi zu setzen und auf keinen der beiden Martins aus Österreich (Hinteregger oder Stranzl), verteidigte Schubert. "Er hat das ordentlich gemacht. Wir reden von Weltklasse-Gegenspielern wie Reus, Aubameyang und Mchitarjan. Erfahrung kommt von erfahren", sagte er über den 19-jährigen Schweizer, der Reus vor dem 0:2 nur begleitete, während Julian Korb auf rechts überhaupt nicht anwesend war.

Hinteregger kam erst, als die Partie nach dem 1:3 so gut wie entschieden war. "Martin hatte dreieinhalb Wochen Urlaub, bevor er hierher gekommen ist", wies Schubert erneut auf konditionelle Defizite des 23-Jährigen hin, der es zum Schluss nicht mehr mit Aubameyang zu tun hatte, sondern mit Adrian Ramos.

Zu Stranzl sagte Schubert ein paar Sätze, die aufhorchen ließen: "Schade, dass man ihn so unter Druck setzt. Er war acht Monate verletzt und ist 35 Jahre alt. Er braucht körperlich noch, das sehen wir im Training und haben wir in den Testspielen gesehen." Und dann fügte er etwas an, das wie ein Wink klang, dass man in Stranzl überhaupt keine großen Hoffnungen mehr setzen sollte: "Darüber hinaus spielen wir jetzt auch ganz anders, verteidigen höher, pressen mehr", meinte Schubert.

Die Abwehr bleibt das drängende Thema beim VfL. Das Torverhältnis steht nun bei 35:33 — "Top-Niveau" ist das nur auf der linken Seite des Doppelpunkts.

(jaso)
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