Borussia Mönchengladbach Der schwache Heimtrend hat die Sommerpause überstanden

Mönchengladbach · Borussia hat sich beim 0:1 gegen Eintracht erst den Schneid abkaufen lassen und ist dann wortwörtlich dem Rückstand hinterhergelaufen. Ein Lichtblick war Julio Villalbas Bundesliga-Debüt mit 18 Jahren.

Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt: Einzelkritik
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Gladbach - Frankfurt: Einzelkritik

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14 in zehn und 19 in elf

Nach dem fast schon nostalgisch schlechten Auswärtsjahr 2016 hätte sicher niemand gedacht, dass es mal eine Borussia geben würde, die in fremden Stadien konstant besser punktet als zu Hause. Es sollte nur bis zum Jahr 2017 dauern. An der Stimmung kann es gegen Frankfurt nicht gelegen haben, über weite Strecken unterstützte der Borussia-Park die Mannschaft so, dass Fritz von Thurn und Taxis es "prrrrächtig" genannt hätte. Nur eines der vergangenen fünf, zwei der vergangenen sieben und insgesamt vier von zehn Bundesliga-Heimspielen hat Borussia unter Dieter Hecking gewonnen. Derzeit rettet die Auswärtsbilanz (19 Punkte in elf Partien, nur zwei Niederlagen) das Gesamtbild. In den Pokal-Wettbewerben übrigens gab es in drei Spielen keinen Sieg, auswärts dagegen vier in fünf sowie ein Unentschieden.

Optisch-körperlich unterlegen

Es ist nur drei Wochen her, dass "Spiegel Online"" titelte: "Mehr Ecken, mehr Kanten, mehr Testosteron." Nach dem Derbysieg durfte behauptet werden, dass Borussia in allen Ligaspielen der Saison körperlich präsenter gewesen war als der Gegner. Aber es ist eben die Krux in der Anfangsphase, dass schon das nächste Spiel alle Trends wegmähen kann. Nach einer knappen halben Stunde hatte Borussia nur 38 Prozent der Zweikämpfe gewonnen. "Ich glaube, die Gladbacher wussten gar nicht, wie ihnen geschah", sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac über die Anfangsphase. Wobei das Auge in Sachen Zweikampfführung, wie es scheint, ein besserer Berater ist als die Statistik: Ein großer Dienstleister wies nach dem Derby nur 47 Prozent gewonnene Zweikämpfe für Borussia, ein anderer 55.

Hinterhergelaufen

Identisch sind, egal wo man schaut, die Laufdaten des Frankfurt-Spiels: 119,1 Kilometer für die Gastgeber, 122 für die Gäste. Die Zahlen liefern eine weitere Lektion beim Interpretieren. 119,1 sind ein sehr guter Wert, nur Hoffenheim und Frankfurt waren mehr unterwegs, Frankfurt mit einer Differenz von drei Kilometern allerdings so viel mehr, dass die 119,1 ein wenig entwertet werden. Immerhin erging es Gladbach nicht wie den Bayern, die 8,9 Kilometer hinter Hoffenheim zurückblieben (ein typischer Wert für den Rekordmeister). Die Kölner, die die bislang höchste Niederlage des Spieltags kassierten, liefen 3,3 Kilometer weniger als Augsburg.

Wegweisende Pakete

So richtig ihren Standort bestimmt haben wird Borussia frühestens Ende September nach sieben Spielen, wenn in der nächsten Länderspielpause eine 100-Tage-Bilanz inklusive Vorbereitung gezogen werden kann. Es warten zwei interessante Heim- und Auswärtspakete. Im VfB Stuttgart (19. September) und Hannover 96 (30. September) kommen die beiden Aufsteiger nacheinander in den Borussia-Park, da sollte Gladbach etwas gegen den schwachen Heimtrend tun. Auswärts stehen zwei 18.30-Uhr-Spiele am Samstag bei RB Leipzig (16. September) und Borussia Dortmund (23. September). Dort sollte mit zumindest einem Punkt die Jahresbilanz gegen die Top-Teams der Liga aufgebessert werden — bislang gab es gegen Bayern, Leipzig, Dortmund und Hoffenheim 2017 nur Niederlagen, jeweils zu Hause.

Villalba hinter Göktan und Voronin

Julio Villalba war der 31. im 50. Bundesligajahr — so viele 18-Jährige sind bislang für Borussia aufgelaufen. Zuletzt hatte Amin Younes 2012 in diesem Alter debütiert. Rekordhalter ist Marko Marin mit 18 Jahren und 18 Tagen, mit 18 Jahren und 357 Tagen ist Villalba nun der Älteste in diesem Kreis, am Sonntag wird er 19. Gleichzeitig war in Berkant Göktan und Andrey Voronin aber nur zwei ausländische Spieler jünger als der Paraguayer, wenn man Eugen Polanski und Elias Kachunga herausnimmt, die nach Einsätzen für deutsche Jugend-Nationalmannschaften später für Polen und die Demokratische Republik Kongo aufliefen. Villalba tritt in große Fußstapfen (Rainer Bonhof, Berti Vogts, Lothar Matthäus), sieht viele Namen mit ambivalenten Biografien in der Liste (Marco Villa, Sebastian Deisler) und solche, an die sich kaum einer erinnert (Tim Rubink, Andreas Spann).

(jaso)
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