Borussias Sechser leitet Führung ein Zakaria als Geburtshelfer des Sieges

Mönchengladbach · Der beherzte Antritt des Schweizers vor dem frühen 1:0 sendet das richtige Signal beim 4:2-Sieg von Borussia Mönchengladbach gegen Hertha BSC.

Denis Zakaria im Porträt: Von Borussia Mönchengladbach zu Juventus Turin
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Das ist Denis Zakaria

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Foto: AFP/GLYN KIRK

Bei seiner Premiere schlug sich Denis Zakaria wacker. Zum ersten Mal gab er ein Live-Interview im deutschen Fernsehen, und sein Gesprächspartner bei "Sky" war kein geringerer als ein Weltmeister und früherer Weltfußballer: Lothar Matthäus. Ein paar technisch bedingte Verständigungsprobleme hatten die beiden Herren, insgesamt aber war es ein munteres Geplauder. Heraus kam, dass Zakaria angesichts seiner aktuellen Situation "sehr glücklich" ist, und dass Matthäus vom jungen Gladbacher viel hält: "Er ist in Mönchengladbach auf der Doppel-Sechs nicht mehr wegzudenken. In seinem Alter hat er eine bessere Passquote als Toni Kroos damals", sagte Matthäus.

Dabei war gerade die Passquote beim 4:2 der Borussen in Berlin einigermaßen untypisch für den seit Montag 21 Jahre alten Schweizer, schließlich spielte er sechs Fehlpässe. So lag seine Quote nur bei 82,4 Prozent, gewöhnlich sind es über 90 Prozent. Doch ist Zakaria nicht nur eine Passmaschine, sondern eben auch ein Umschaltspieler moderner Prägung, einer, der hinten Bälle erobert und nach vorn etwas bewegt. Was das Spiel in Berlin angeht, sei die Vermutung erlaubt, dass vielleicht alles ganz anders gekommen wäre ohne den ersten Akzent, den Zakaria setzte.

Nach dem Doppelpass mit Fabian Johnson (die beste Aktion des sonst unauffälligen Amerikaners) rannte Zakaria mit seinen langen Beinen los auf der linken Seite, bis zur Außenlinie, dann brachte er den Ball, noch abgefälscht von einem Herthaner, in die Mitte, wo Lars Stindl die Vorlage zum 1:0 verwertete. Mit dieser Aktion gab Zakaria gleich die Richtung vor, er machte klar: Gladbach will etwas bewegen in der Hauptstadt. "Zak", wie ihn die Kollegen nennen, läutete damit die verblüffenden 20 Minuten ein, die eine 3:0-Führung brachten und letztlich vorentscheidend waren.

Borussia Mönchengladbach bei Hertha BSC: Einzelkritik
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Hertha - Borussia: Einzelkritik

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Foto: dpa, soe jai

Es gab einige Helden an diesem Tag: Die Torschützen Stindl, Thorgan Hazard und Raffael, Torwart Yann Sommer, der vor der Pause mit einem starken Reflex das schnelle zweite Gegentor verhinderte und damit ein totales Kippen der Geschichte, und natürlich Josip Drmic, der nach 210 Tagen sein Comeback feierte und damit all jene Lügen strafte, die sogar das Ende seiner Karriere prophezeit hatten. Doch sie alle wären vielleicht nicht in den Heldenstatus gekommen, hätte Zakaria nicht dieses Solo hingelegt, das letztlich der Ursprung des Sieges in Berlin war. Zakaria war der Geburtshelfer dieses Sieges.

Für ihn ist es eine Zeit wie im Rausch. Er hat mit seiner Spielweise und seinem Lächeln die Bundesliga erobert, er hat sich in den Play-offs im Schweizer Nationalteam ganz neu platziert, und nun durfte er mit den Borussen-Kollegen den Sieg in Berlin feiern. Am Sonntag zuvor war er noch auf dem rot-weißen Schweizer Jubelfoto aus der Kabine zu sehen gewesen, nun war es ein grün-dominiertes Bild der Gladbacher vor dem Gästeblock des Olympiastadions. Zwei Bilder, die binnen weniger Tage entstanden und damit auch die tolle Woche des jungen Denis Z. illustrieren. Er hat die Euphorie der WM-Qualifikation mitgenommen von Basel nach Berlin.

Dort war er aufgeräumter als zuletzt gegen Mainz, das lag wohl auch an Christoph Kramer, der wieder sein Nebenmann war. In dem Duo sind die Aufgaben klar verteilt, Zakaria ist der Umschalter, Kramer der Ordnungshüter. Kramer, der zuletzt angemerkt hatte, er würde am liebsten bis zum Karriereende Borusse sein, hält dem sechs Jahre Jüngeren den Rücken frei - auch für solche Aktionen wie vor dem 1:0. "Denis ist unfassbar. Er spielt schon die ganze Saison gut. Mit seinen tiefen Läufen, mit seinen langen Schritten, zieht er die ganze Aufmerksamkeit auf sich, und wir Stürmer können uns dann freilaufen", sagte Stindl, der zum zweiten Mal einen Treffer von Zakaria aufgelegt bekam. Stindl ist, was Zakaria angeht, ganz auf einer Linie mit Lothar Matthäus. Es dürfte vielen Experten so gehen.

(kk)
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