Borussias Vestergaard und Ginter Das Dauerbrenner-Duo macht Fortschritte

Mönchengladbach · Torlosigkeit nervt Jannik Vestergaard und Matthias Ginter weniger als ihre Kollegen - denn defensiv ist die Null ihre primäre Aufgabe.

Jannik Vestergaard war am vergangenen Sonntag fast immer vor Michy Batshuayi am Ball. Dortmunds neuer Stürmer blieb erstmals torlos.

Jannik Vestergaard war am vergangenen Sonntag fast immer vor Michy Batshuayi am Ball. Dortmunds neuer Stürmer blieb erstmals torlos.

Foto: Dieter Wiechmann

Jannik Vestergaard machte sich gar keine Illusionen. Das Abklatschen mit den Kollegen erledigte er zwar pflichtbewusst, nachdem er den Ball zum vermeintlichen 1:1 gegen Dortmund ins Tor geschossen hatte. Man weiß ja nie, was die Herren im Video-Keller von Köln-Deutz alles nicht sehen. Also gilt es, sich im Zweifelsfall nicht verdächtig zu machen. Doch nach 90 Sekunden hatte auch Köln-Deutz für Schiedsrichter Bastian Dankert verifiziert, dass Raúl Bobadilla den Ball zu Vestergaard weitergeleitet und der deutlich im Abseits gestanden hatte. Wie gesagt, Vestergaard war es sofort klar gewesen, so dass er gar keine Energie beim Jubeln vergeudete.

Mit einem Anflug von Zynismus könnte man sagen: Wenigstens lag der Ball mal wieder im Tor. In der Rückrunde hat er das erst dreimal getan und seit 360 Spielminuten gar nicht mehr. Insgesamt sind Gladbachs Spiele momentan keine, bei denen das Risiko immens groß ist, etwas verpassen, wenn man mal eben eine Bratwurst holen geht. 1:2, 2:0, 0:2, 0:1, 0:1, 0:1 aus Borussias Sicht - das sind die sechs Ergebnisse nach der Winterpause. Nur Raffael, Thorgan Hazard und Vestergaards Nebenmann Matthias Ginter haben in dieser Zeit getroffen.

So steht dem offensichtlichen Manko der vergangenen Wochen eine gute Nachricht gegenüber. "In der Hinrunde haben wir uns darüber unterhalten, dass wir die Zahl unserer Gegentore in den Griff bekommen müssen. Mittlerweile kriegen wir deutlich weniger", betont Trainer Dieter Hecking. Um 29 Prozent ist der Schnitt pro Spiel zurückgegangen. Und nachdem die Innenverteidigung um Matthias Ginter und Jannik Vestergaard vorher am meisten abbekommen hat, steht sie nun deutlich besser da. Auch in der Rückrunde haben beide bislang keine Minute verpasst. Ginter hat 71 Prozent seiner Zweikämpfe gewonnen, Vestergaard 69 - beides Top-Werte in der Bundesliga.

"Was Zweikampfwerte, Laufwerte und Gegentore angeht, haben wir im Vergleich zur Hinrunde einen großen Schritt nach vorne gemacht", sagt Ginter, der das primär sicherlich nicht als Eigenlob meint, sich sekundär aber mit in die Verlosung nehmen darf. Zumindest in der Innenverteidigung scheint etwas zusammenzuwachsen bei Gladbach, gegen Dortmund stellten Ginter und Vestergaard den neuen Darling der BVB-Fans gemeinschaftlich in den Schatten. Michy Batshuayi blieb erstmals ohne Tor. Und wenn Marco Reus selbst schon nicht im Sinn hatte, den Ball derart traumhaft über Yann Sommer hinweg ins Tor zu schießen, hält sich die Mitschuld der Innenverteidigung in Grenzen. Nie zuvor in der Saison hatte Dortmund so wenig Torgefahr kreiert wie am vergangenen Sonntag.

Mit jedem Spiel, in dem Gladbach maximal ein Tor kassiert, verringert sich die Last der rufschädigenden Klatschen gegen Dortmund und Leverkusen in der Hinrunde. Elf Gegentore gab es da in zwei Spielen, in den restlichen 21 waren es 24. Vor dem Leipzig-Spiel hatte Vestergaard im Interview mit unserer Redaktion über die vielen Gegentore gesagt: "Das nagt am Stolz eines Abwehrspielers, natürlich. Wir wollen das als Mannschaft abstellen. Ich finde aber, dass wir das in der Rückrunde geschafft haben." Noch immer haben nur vier Mannschaften im Saisonverlauf mehr kassiert (Köln, Mainz, Freiburg, Hoffenheim), seit der Winterpause aber auch nur sechs Mannschaften weniger. Mehr Konsequenz in beiden Strafräumen forderte Vestergaard auch. Im eigenen haben sie damit zumindest mal begonnen.

Mit anderen Dingen als dem nächsten Gegner will sich Ginter gar nicht beschäftigen, nicht mit der Tabelle, nicht mit den Folgen einer weiteren Niederlage, nicht mit einem möglichen weiteren Jahr ohne Europapokal. "So blöd sich das anhört: Wir denken nur von Spiel zu Spiel", sagt Ginter. "Wenn wir in Hannover eine ähnliche Leistung wie gegen Dortmund zeigen, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass wir gewinnen."

(RP)
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