Borussia Mönchengladbach Kramer hofft auf Knalleffekt

Krefeld · Dieter Hecking soll Borussia Mönchengladbach wieder in die Erfolgsspur führen. Mittelfeld-Mann Christoph Kramer spürt bereits nach wenigen Tagen deutlich, dass der Trainerwechsel Wirkung zeigt.

Borussia Mönchengladbach: Christoph Kramer hofft auf Knalleffekt
Foto: Dieter Wiechmann

Es haben sich so einige Abstimmungen im Fußball etabliert, aber von einer Wahl zum "Borussia-Wort des Jahres" ist bislang nichts bekannt. "Führungsspieler-Vakuum" hätte es 2016 mit Sicherheit auf die Shortlist geschafft. Christoph Kramer bewegt sich auf dem Platz dort, wo dieses Vakuum in der Hinrunde ausgemacht worden ist, auf der Sechserposition vor der Abwehr. Doch erst einmal ist der 25-Jährige zu Beginn des Jahres froh, dass er sich überhaupt wieder uneingeschränkt bewegen kann. Drei Wochen, nachdem er beim Auswärtsspiel in Augsburg einen Bänderriss im Sprunggelenk erlitten hat, ist Kramer in Marbella wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen.

"Ich bin da eine kleine Mimose", sagt er. "Wenn ich ein bisschen was spüre, mag ich das nicht so." Schmerzen hat er keine mehr, aber er ist voll da und macht alles mit unter dem neuen Trainer Dieter Hecking. "Gegen Darmstadt bin ich bei 102,5 Prozent", kündigt Kramer an.

Gemeinsam mit seinen Kollegen war er im tristen Herbst, in dem Borussia nach dem 2:0 gegen den FC Ingolstadt am 24. September nur noch ein Ligaspiel gewann, oft weit von wenigstens 90 Prozent entfernt. Ein bisschen verbindet sie alle die Hoffnung, dass wie per Fingerschnippen alles gut wird. "Ein bisschen haben wir den klassischen Trainerwechsel-Effekt, den man jetzt spürt", sagt Kramer. "Es ist wieder Zug drin. Im letzten Monat war alles etwas schleppend. Nicht mehr dieser Power- und Umschaltfußball, für den Gladbach steht." Wer sich reflektiert zeigt, muss vorher viel nachgedacht haben. Deshalb dürfte Kramer sich einschließen, wenn er sagt: "Es ist kein Zufall, dass viele Mannschaften eine unterschiedliche Hin- und Rückserie spielen, obwohl es eigentlich nur eine zweiwöchige Pause ist. Aber die ist sehr wichtig: nicht so viel lesen, nicht so viel zweifeln."

Auch er hat dieser Saison noch nicht seinen Stempel aufgedrückt, wie das von einem 15-Millionen-Euro-Spieler laut Preisschild zu erwarten wäre. Kramer passt so präzise wie in seiner ersten Gladbacher Zeit, er gewinnt fast genauso viele Zweikämpfe, nur läuft er pro Minute jetzt nur noch 131 statt 141 Meter. Ohne die Auswirkung einer solchen Zahl mit letzter Gewissheit benennen zu können, hat sie Symbolcharakter. "Da haben wir sicher auch den Fehler gemacht, dass wir uns das alles vom Kopf her zu sehr zu Herzen genommen haben, wenn wir gelesen haben, wie müde wir alle sind", sagt Kramer. Trotzdem würde seine Hinrunde womöglich bei identischer Leistung besser bewertet, wenn Granit Xhaka noch da wäre und sein Niveau der Rückrunde 2015/2016 erneut erreicht hätte. Kramer muss es auf seine Art lernen, mitreißend zu spielen.

Die taktische Flexibilität, die irgendwann zur Überforderung kippte, hat ihn vor der Abwehr am wenigsten betroffen. Eher änderte sich mal die Anzahl der Leute vor, neben und hinter dem Sechser. "Ich finde es gut, wenn man wechseln kann. Vielleicht haben wir das irgendwann mal übertrieben", sagt Kramer deshalb so, wie das Führungsspieler tun, stellvertretend für alle. Die Worte haben Führungsspieler-Format, auf dem Platz muss er sich spätestens ab Darmstadt daran messen lassen. Oder wie Kramer es ausdrückt: " Wir müssen wieder da hinkommen, dass es knallt, wenn im Borussia-Park das Licht angeht. Das haben wir die letzten Spiele vermissen lassen."

(RP)
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