Borussia Mönchengladbach "Quarterback" Kramer geht voran

Mönchengladbach · Der defensive Mittelfeldspieler organisiert beim 0:0 gegen Lazio Rom Borussias Aufbauspiel.

 Einer, der Verantwortung übernehmen will: Christoph Kramer, der Rückkehrer. Er soll Borussias Spiel von hinten heraus organisieren.

Einer, der Verantwortung übernehmen will: Christoph Kramer, der Rückkehrer. Er soll Borussias Spiel von hinten heraus organisieren.

Foto: Dieter Wiechmann

Christoph Kramer kam der Bitte ohne Zögern nach. Stadionsprecher Torsten Knippertz hielt ihm das Mikrofon, und Borussias Mittelfeldmann begann unter dem Jubel tausender Fans zu singen: "Ich bin wieder hier, in meinem Revier." Den Hit von Marius Müller-Westernhagen hatte Kramer bereits im Trainingslager ausgewählt, um sein Einstandsritual vor den Kollegen zu erfüllen. Nun wiederholte der 25-Jährige den Refrain vor großem Publikum, nachdem die Mannschaft bei Borussias Saisoneröffnung auf die Hauptbühne getreten war.

Mehr als jene Westernhagen-Zeilen musste Kramer am Samstag auch nicht zum Besten geben, um auszudrücken, dass er froh ist, nach einem Jahr bei Bayer Leverkusen wieder zurück in Gladbach zu sein. Er ist ganz schnell wieder angekommen bei Borussia - das stellte er wenige Stunden vor seiner Gesangseinlage auch beim 0:0 im Testspiel gegen Lazio Rom unter Beweis.

Als wäre er nie weg gewesen, kurbelte Kramer gegen die Italiener das Gladbacher Angriffsspiel an, sorgte andererseits für Ordnung im defensiven Mittelfeld und störte den Gegner am eigenen Aufbau. "Christoph macht auf mich einen sehr guten Eindruck, er ist sehr präsent und will Verantwortung übernehmen. Er ist sehr gut zurückgekommen und hat keine große Eingewöhnungszeit gebraucht", sagte Max Eberl. Gladbachs Sportdirektor hatte allerdings auch festgestellt, dass sich der Nationalspieler derzeit fast schon zu viel Verantwortung aufbürde.

"Er wird das Spiel nicht alleine entscheiden, weder defensiv noch offensiv. Christoph muss da noch für sich seine Ruhe und Souveränität finden", sagte Eberl. Trainer André Schubert verwies zudem auf das Gladbacher Spielsystem, an das sich Kramer nach seinem Jahr in Leverkusen erst noch gewöhnen müsse: "So etwas geht nicht in fünf, sechs Wochen, das braucht seine Zeit." Für ihn sei "Chris der Quarterback, der immer hinter dem Ball agiert, das Spiel verlagert, die Rückräume für das Gegenpressing organisiert und die Bälle verteilt". Sein Nebenmann auf der Doppelsechs spielt den offensiveren Part. Gegen Lazio war dies in der Startformation Jonas Hofmann, der zuletzt angeschlagene Mo Dahoud kam nach 63 Minuten in die Partie.

In jener Minute hatte Kramer Dienstschluss. Er hatte seine Sache gut gemacht gegen giftige und im Zweikampf aggressive Römer. "Wir haben so einen unangenehmen Gegner gebraucht, der auch mal hohes Pressing spielt. Wir hatten aber über die komplette Spielzeit die Ballkontrolle und auch ein klares Chancenplus", sagte Schubert. Ein Tor wollte den Gladbachern aber vor 20.000 Zuschauern nicht gelingen - weder Ibo Traoré bei dessen schönem Linksschuss (4. Minute) noch André Hahn, der nach einer halben Stunde aus spitzem Winkel nur die Latte traf, oder Raffael, der kurz nach der Pause eine schöne Hereingabe Patrick Herrmanns nicht verwerten konnte. Dem gegenüber stand nur eine Lazio-Chance, als Ciro Immobile verzog.

"Wir haben wenig zugelassen, können uns im Spiel gegen den Ball aber immer noch verbessern", sagte Schubert. Daaran wird auch Zugang Kramer weiter arbeiten, der gar kein echter Neuer ist. "Mit ihm wird in Bern jemand auf dem Platz stehen, der den Ball haben und das Team mitführen will", sagte Eberl. Kramer ist eben wieder da - oder mit Westernhagen "wieder hier".

(RP)
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